Neuralink: US-Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen Tierschutzgesetz

Innerhalb von vier Jahren sind bei Versuchen von Neuralink 1500 Tiere getötet worden. Teilweise nachdem fehlerhafte Experimente gar nicht durchgeführt wurden.

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Der Pong spielende Makake Pager

(Bild: Neuralink)

Lesezeit: 3 Min.

Gegen das Unternehmen Neuralink des US-Milliardärs Elon Musk laufen Ermittlungen, weil für die Entwicklung des Brain-Computer-Interfaces (BCI) womöglich zu viele Tiere getötet werden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf entsprechende Dokumente. Seit Beginn der Experimente hat Neuralink demnach 1500 Versuchstiere getötet, darunter über 280 Schafe, Schweine und Affen. Die Zahl allein sei kein Hinweis darauf, dass gegen Tierschutzvorgaben verstoßen worden sei, schreibt die Nachrichtenagentur. Aufgelistet werden aber mehrere Fälle, in denen teils Dutzende Tiere getötet wurden, nachdem Apparate unter Zeitdruck falsch implantiert worden waren und dann gar keine Experimente vorgenommen wurden.

Ermittelt werde bereits seit Monaten vom Generalinspekteur des US-Landwirtschaftsministeriums. Reuters berichtet beispielsweise von einem Versuch mit 60 Schweinen, bei dem 25 davon Geräte in der falschen Größe implantiert worden seien. Dieser Fehler hätte bei besserer Vorbereitung vermieden werden können, gehe aus den Dokumenten hervor. In einem anderen Fall sei zwei Schweinen das Neuralink-Gerät versehentlich am falschen Wirbel eingepflanzt worden. Auch das wäre dem Bericht zufolge leicht zu verhindern gewesen, man hätte die Wirbel nur sorgfältig zählen müssen. Angestellte seien ob der Fehler frustriert gewesen. Die Schweine seien daraufhin unmittelbar getötet worden.

Hintergrund der Probleme ist offenbar unter anderem Zeitdruck, der von Elon Musk persönlich aufgebaut wird. Der habe zu wenige vorbereite und gestresste Angestellte zur Folge, die in letzter Minute Änderungen an Operationen vornehmen, um Fristen einzuhalten. Immer wieder erhöhe Musk persönlich den Druck, etwa wenn er intern Zeitungsartikel verschickt und sich beschwert: "Wir sind einfach zu langsam, das macht mich verrückt!" Mehrfach habe er Angestellten gesagt, sie sollten sich bei der Arbeit vorstellen, dass eine Bombe an ihrem Kopf befestigt sei, um sie anzutreiben. Auch mit einer Schließung der Firma bei zu geringem Fortschritt habe er gedroht.

Neuralink entwickelt BCIs, mit denen bestimmte Bewegungen einmal nicht mehr ausgeführt, sondern lediglich gedacht werden müssen. Dafür soll die Aktivität der Neuronen in bestimmten Bereichen gemessen werden, die bei der Bewegung bestimmter Körperteile aktiv sind. Diese Informationen werden anschließend ausgewertet und später genutzt, um Computer zu steuern. In einem besonders berühmten Beispiel hat Neuralink einem Makaken einen Hirnchip eingepflanzt, der es ihm ermöglicht, das Spiel Pong, hier MindPong genannt, mit seinen Gedanken zu steuern. In Zukunft sollen gelähmte Menschen mit der Technik Computer bedienen und sich wieder bewegen können.

(mho)