Neuralink: Zweiter Patient bekommt Gehirn-Computer-Schnittstelle

Das US-Start-up Neuralink hat einem zweiten Freiwilligen seine Gehirn-Schnittstelle implantiert. Die Operation sei "sehr gut" verlaufen, sagt Elon Musk.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Neuralinks N1-Implantate in einer Testvorrichtung

Neuralinks N1-Implantate in einer Testvorrichtung.

(Bild: Neuralink)

Lesezeit: 3 Min.

Das US-Start-up Neuralink hat einem zweiten Probanden seine Gehirn-Schnittstelle erfolgreich implantiert. Das erklärt Neuralink-Gründer Elon Musk in der am Freitag veröffentlichten Folge des "Lex Fridman Podcasts". Die Operation sei gut verlaufen und das Implantat funktioniere.

Neuralink entwickelt ein Implantat, das querschnittsgelähmten Menschen, die Arme und Beine nicht mehr bewegen können, die Benutzung eines Computers sowie anderer Interfaces erleichtern soll. Dabei setzt ein chirurgischer Roboter ein Implantat in den Schädel ein, von dem 64 hauchfeine Drähte in die Regionen des Gehirns gehen, die bei Bewegungen von Armen und Händen erhöhte Aktivität zeigen.

Jeder dieser Drähte ist mit jeweils 16 Elektroden verbunden, die elektrische Signale an die Neuralink-Software weiterleiten. Die Software interpretiert die Signale und setzt sie als Mausbewegung auf dem verbundenen Gerät um. Mittels dieser Gehirn-Computer-Schnittstelle sollen ab dem Hals querschnittsgelähmte Menschen einfacher als bisher einen Rechner oder andere digitale Geräte bedienen können.

Bei dem zweiten Patienten funktionierten rund 400 der Elektroden, sagt Musk in dem Podcast. "Es scheint mit dem zweiten Implantat extrem gut gelaufen zu sein", so der Neuralink-Gründer. "Wir haben viele Signale, viele Elektroden. Es funktioniert sehr gut." Musk hofft, dass bis zum Jahresende noch acht weiteren Probanden ein Implantat eingesetzt werden kann.

Der erste Teilnehmer der Studie, dem Neuralinks "N1"-Implantat Anfang des Jahres eingesetzt worden war, konnte damit zum Beispiel Online-Schach und Mario Kart spielen. Auch einen Computer-Cursor konnte er so mit seinen Gedanken steuern. Damit das funktioniert, muss die Software auf bestimmte Gedankenmuster trainiert werden, die der Patient bewusst auslöst.

Der 29-Jährige, der seit einem Tauchunfall halsabwärts gelähmt ist, kommt in der über acht Stunden langen Podcast-Folge neben weiteren Neuralink-Managern auch zu Wort. Das Implantat habe ihm eine gewisse Unabhängigkeit zurückgegeben und seine Abhängigkeit von Pflegepersonal verringert, sagt er.

Bei dem ersten Patienten hatten sich die von einem Roboter präzise eingesetzten Drähte durch die natürliche Bewegung des Gehirns im Schädel verschoben und dadurch die Anzahl der brauchbaren Elektroden verringert. Dass das passieren kann, wusste Neuralink offenbar aus vorherigen Versuchen mit Tieren.

Inzwischen seien die Drähte aber wieder einigermaßen stabil, nachdem neues Gewebe sie wie ein Anker halten würde, teilte Neuralink im Juli mit. Das Unternehmen will darüber hinaus mit verbesserten Algorithmen die Effizienz erhöhen. Der erste Patient habe seine Geschwindigkeit bei der Steuerung eines Cursors steigern können, obwohl "nur 10 bis 15 Prozent der Elektroden funktionieren", sagt Musk.

Update

Korrektur: Es sind 16 Elektroden pro Draht, nicht 64, wie ursprünglich berichtet.

(vbr)