New-York-Fotografin Cornelia Wilhelm: "Ich liebe jeden, den ich fotografiert habe."

Seite 2: "Ich finde einfach Menschen interessant ..."

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Warum wollten Sie diese Menschen fotografieren?

Wilhelm: Ich finde einfach Menschen interessant, egal aus welcher Schicht. Ich habe auch schon in St. Moritz die Reichen auf dem See fotografiert. Ich will die Seele spüren, auch wenn das ein bisschen hochtrabend ist. Ich liebe jeden, den ich damals fotografiert habe, ich habe mit jedem eine Beziehung, sie sind wie meine Freunde geworden. Ich schaue mir die Bilder oft lange an und überlege mir dann, was machen die heute, leben die noch?

Sleeping Man With Hat

(Bild: Cornelia Wilhelm)

Der Titel des Buches „Shot by both Sides“ klingt martialisch, nach Kreuzfeuer und Krieg – war es wirklich so gefährlich dort?

Wilhelm: Nein, damit hat das nichts zu tun. Der Titel stammt von einem Song der Band „Magazine“ und passte einfach total gut zu der Zeit, als ich dort gelebt habe. Wir fanden, es ist ein guter Titel für das Buch. Wen man jemanden fotografiert, kommt ja auch etwas zurück.

Auch die einzelnen Bildtitel sind sehr speziell – lakonisch, oft ein wenig ironisch. Wie kamen Sie darauf?

Wilhelm: Das habe ich mir bei der großartigen amerikanischen Fotografin Diane Arbus, abgeschaut, muss ich zugeben. Der Titel sagt, was auf dem Bild drauf ist und fertig. Manchmal muss man allerdings ein bisschen genauer hinsehen, damit man den Bezug erkennt.