Niederländische Polizei "knackt" verschlüsselten Chat im Drogenmilieu
Drogendealer und Geldwäscher nutzten den kostenpflichtigen Dienst Ironchat, für den die Polizei Zugriff auf den Server erhielt.
Die Polizei im ostniederländischen Overijssel hat einen verschlüsselten Kommunikationskanal im Drogenmilieu überwachen und insgesamt 258.000 Chat-Nachrichten live mitlesen können, die jetzt systematisch ausgewertet werden. Auf der Basis dieser Nachrichten wurden bisher 14 Personen verhaftet. Außerdem konnte ein Rache-Anschlag im Milieu verhindert werden. Der größte Fang gelang in Enschede, wo in einem Drogenlabor ein Waffenarsenal, 90.000 Euro Bargeld und große Mengen Drogen sichergestellt wurden.
Alle Teilnehmer nutzten "Cryptofoons" der Amsterdamer Firma Cryptcomm und bezahlten 1500 Euro pro Halbjahr für ein verschlüsseltes Chat-System namens Ironchat von Blackbox Security, das mit einem zentralen Server arbeitet. Die Polizei konnte sich den Zugriff auf die Server beschaffen, nachdem sie die beiden Eigentümer der Amsterdamer Firma wegen des Verdachtes auf Geldwäsche verhaftet hatte und dann die IT-Infrastruktur auswerten konnte.
"Einmaliger Durchbruch"
Es ist der zweite Fall in den Niederlanden, bei dem die verschlüsselte Kommunikation von Kriminellen überwacht werden konnte. Die Polizei und die Strafverfolger sprechen von einem einmaligen Durchbruch bei der Überwachung und Entschlüsselung von Crypto-Kommunikation. Jedoch treffen Meldungen, nach denen die Polizei die Server gehackt und die Verschlüsselung gebrochen hat, nicht zu. Wie die Infografik der Polizei zeigt, reichte der Zugriff auf die Schlüssel der Betreiber der Server aus, um die Kommunikation mitlesen zu können.
Hätten die Kriminellen Chat-Dienste wie Signal oder Whatsapp benutzt, wäre der Entschlüsselungsaufwand ungleich höher gewesen und hätte bei den einzelnen Telefonen ansetzen müssen. Deutsche Ermittler sprechen hier von der Quellen-TKÜ, bei der die Kommunikation vor der Verschlüsselung bzw. nach der Entschlüsselung ausgeleitet werden muss. (anw)