Niedersächsische Gemeinde baut eigenes Glasfaser-Netz

Da der Telekom die DSL-Versorgung der niedersächsischen Ortschaft Oerel offenbar nicht lukrativ genug war, greift die Gemeinde zur Selbsthilfe und errichtet ein eigenes Glasfaser-Netz für Breitband-Zugänge bis 50 MBit/s.

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Von
  • Rudolf Opitz

Die Gemeinde Oerel in Niedersachsen will zusammen mit dem Consulting-Unternehmen Sacoin GmbH aus Oering, Schleswig-Holstein, ein eigenes Glasfasernetz aufbauen, um die 300 Haushalte und 30 Firmen des Örtchens mit schnellem Internet und Telefon sowie Fernsehen zu versorgen. Die nötigen 150 bis 200 Voranmeldungen, um die Kosten von rund 120.000 Euro zu rechtfertigen, liegen bereits vor. Am heutigen Samstag, dem 22.November, soll der erste Spatenstich erfolgen.

Bislang mussten sich Privathaushalte und Firmen mit ISDN und langsamen, analogen Modemverbindungen begnügen, da der Anschluss kleiner Gemeinden ans schnelle Breitbandnetz bei der Telekom keine hohe Priorität genießt. Nur einige Kunden aus Oerel besaßen einen DSL-Zugang über eine Vermittlungsstelle im acht Kilometer entfernten Ebersdorf, der nur Minimalraten von höchstens 384 kBit/s zuließ.

Mit dem Glasfasernetz sollen die Kunden bis zu 50 MBit/s in beide Richtungen übertragen können. Zudem will der neu gegründete Betreiber "Oerel – Unser Ortsnetz GmbH" ein Triple-Play-Angebot inklusive Telefon und TV-Versorgung für rund 50 Euro pro Monat bereitstellen. Ein reiner Internet-Zugang soll monatlich rund 26 Euro kosten und ein Übertragungsvolumen von 100 GByte im Monat enthalten. Für ein weiteres 100-GByte-Paket will man 5 Euro zusätzlich verlangen. Für den Anschluss sollen den Kunden der ersten Stunde trotz aufwendiger Neuverkabelung jedes Hauses nichts berechnet werden. Nachzügler wird es dem Bürgermeister Helmut Ringe zufolge kaum geben, da sich fast alle für das neue Kabel ausgesprochen hätten – eine Anschlusspflicht bestehe aber nicht.

Das Oereler Beispiel könnte Schule machen, da viele kleine Gemeinden mit derartigen Strukturproblemen zu kämpfen haben. Vor allem ortsansässige Unternehmen benötigen schnelle Netzzugänge. Mit dem Aufbau des Glasfasernetzes erhofft sich die Gemeinde Oerel daher auch einen wichtigen Standortvorteil und damit den Zuzug weiterer Firmen. (rop)