Nikons Modellpflege und erstes Cine-Motorzoom – die Fotonews der Woche 45/2024
Die Z50II bleibt unter 1000 Euro, ein Motorzoom für alle Z soll später kommen. Das Messe-Event P+A verschwindet aus Deutschland – Zeiten des Umbruchs.
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Nikons Z 28-135mm f/4 PZ, ein Motorzoom fĂĽrs Filmen mit drei Einstellringen. Noch ist es nur angekĂĽndigt.
(Bild: Nikon)
- Nico Ernst
So kann man sich täuschen: Schrieben wir in der letzten Woche noch, dass die großen Neuvorstellungen an Kameras für dieses Jahr wohl rum um´s Eck sind, so straft nun Nikon diese Kolumne Lügen. Obwohl: Groß ist die Z 50II nicht gerade, aber das macht schon immer einen Teil ihres Reizes aus, zumal Nikon da aktuelle Technik ohne große Preiserhöhung anbietet. Unter 1000 Euro soll das neue Modell kosten, die erste Z 50 erschien vor fast fünf Jahren zu einer UVP von 950 Euro.
Das ist deswegen so bemerkenswert, weil bei allen Herstellern die Preise seit Jahren nur den Weg nach oben kennen. Insbesondere bei Nikon: Die Z6III war bei ihrer Vorstellung kurz teurer als die Z7II. Wie wir damals schon beschrieben haben, geht es Nikon um die Preispunkte, nicht allein die Modellnummer. Und so ist das auch bei der Z50II: Sie bleibt ein gehobenes Einsteigermodell mit APS-C-Sensor von 21 Megapixeln. Der ist sogar derselbe wie beim Vorgänger, der Rest jedoch topmodern: Der Prozessor Expeed-7 ist sogar der des 5000-Euro-Flaggschiffs Z 9.
Kleine Kamera, groĂźer Prozessor
Und so beherrscht die Z50II auch die KI-Motivverfolgung für neun Kategorien, 30 Serienbilder bei JPEGs, und vieles mehr, was unsere ausführliche Meldung erklärt. Auch im Videobereich reizt Nikon den kleinen Sensor dank Prozessorpower voll aus. Es gibt maximal 4K-Auflösung, aber in zwei Modi: mit 30 fps und Oversampling des gesamten Sensors, oder per Crop mit 60 fps. Das steht zwar nicht im Datenblatt, wurde uns aber von Nikon bei der Vorstellung der Kamera gesagt. Ebenso, dass die Z50II N-Log-Formate für Video mit 8 und 10 Bit Farbtiefe beherrscht. Ende November soll sie ausgeliefert werden.
Eine starke CPU ist dabei nicht nur für den Nutzer sinnvoll, auch für Nikon selbst: eine einheitliche Plattform spart Entwicklungsaufwand. Apple mit seinen M-Chips lässt schön grüßen. Und Funktionen von den großen in die kleineren Modelle zu schubsen, siehe Z8 und Z9, wird auch einfacher. Mit kontinuierlicher Produktpflege bindet man eben Kunden. Und auch mit endlich vereinfachten Produktnamen: Schon seit der Z6III schreibt Nikon die Produktnamen ohne das Leerzeichen, wie es bisher üblich war. Korrekt ist nun also Z50II, nicht Z 50II. Und, nein, wir korrigieren hier nicht alle Nikon-Meldungen der letzten Jahre, die sind historisch korrekt geschrieben.
Nikons erstes motorisiertes Cine-Zoom
Bleiben wir gleich bei Nikon, denn auch im (Semi-)-Profilager gibt es für Video bemerkenswertes. Die Rede ist vom Nikkor Z 28-135mm f/4 PZ, einem Motorzoom zum Filmen. Da hat Nikon bisher nur eine sogenannte "Entwicklungsankündigung" veröffentlicht, was in der Vergangenheit hieß: Das Gerät ist eigentlich fertig, wir sind in der Vorserienphase und warten nur noch auf den richtigen Termin zur vollständigen Vorstellung. Ein solcher wäre die CES in Las Vegas im Januar 2025.
Bis dahin kann man nur nach dem einzigen Bild des Objektivs urteilen und dem, was Nikon in drei knappen Sätzen gesagt hat: Das Ding ist für "Video Creators" und kleine Teams oder Solisten. Also vermutlich etwas günstiger als die richtigen Cine-Objektive von etwa Canon. Den Begriff "Cine", mit dem der Anspruch auf professionelle Filmproduktion für Kino und Streaming verbunden ist, vermeidet Nikon bisher absichtlich. Wir verwenden ihn hier trotzdem, um die Abgrenzung von Fotoobjektiven zu verdeutlichen.
Der goldene Ring verrutscht
Was man mit dem Motor machen kann, ob er etwa über USB voll fernsteuerbar ist – wichtig fürs kleine Studio und Live-Produktionen – und vieles andere behält Nikon noch für sich. Vielleicht am wichtigsten: Ist das Objektiv fokusstabil? Dann wäre es zum Beispiel für Streams von Sportereignissen ziemlich verlockend. Da hätte man dann aber lieber ein Tele, vielleicht schiebt Nikon das bald nach. Siehe oben: Einheitliche Plattformen sind bei diesem Hersteller inzwischen Entwicklungsziel. Dass es das Objektiv gibt, ist unzweifelhaft ein Ergebnis der Übernahme von Red.
Auffällig ist auch, wie Nikon das Branding vorgenommen hat. Statt dem dezenten goldenen Ring am vorderen Ende wie bei den Profi-Objektiven zum Fotografieren ziert das Powerzoom ein dicker güldener Reif vor dem Bajonett. Wer eines der bestimmt anfangs raren Nikon-Cines hat, fällt also in Zukunft sofort auf. Wagen wir noch eine Spekulation zum Preis: Gut über 2000 Euro dürfte die Linse kosten, denn Sonys nach den optischen Daten vergleichbares FE PZ 28-135 mm F4 G OSS liegt in diesem Bereich. Dessen UVP liegt bei 2300 Euro, aktuell ist es rund 200 Euro günstiger zu haben (ab 2069 €). Gehen wir von einem Neuheitenaufschlag und dem Termin zur CES aus, dann könnte das Cine-Nikkor im Februar 2025 für rund 2500 Euro im Laden stehen. Wohlgemerkt: Alles aus der Kristallkugel gelesen, also ohne Gewähr.
Aus fĂĽr P+A in Duisburg
Weniger rosig als für Nikon sieht es für Foto-Messen im Allgemeinen und die P+A im Besonderen aus. Diese eigentlich recht spannende Mischung aus Messe und Event gibt es in diesem Jahr, und zwar am jetzigen Wochenende, in Wien, aber 2025 nicht mehr in Duisburg. Im Pott war die "Photo+Adventure" zehn Jahre vertreten, nun rechnet sich das trotz Besucherrekord offenbar nicht mehr. Als Hauptgrund nennt der Veranstalter, dass es seit Corona zunehmend schwerer fiel, Aussteller vom Veranstaltungskonzept zu überzeugen. Ganz verschwindet die P+A Deutschland damit nicht. Es soll weiterhin Online-Seminare und -Vorträge und Workshop-Wochenenden geben. Somit sind die Gründe zwar nicht ganz die gleichen wie beim Ende der Photopia, die als Nachfolger der ebenfalls lange toten Photokina galt, das Resultat aber dasselbe: Mit der Corona-Pandemie haben sich die Menschen an Online-Veranstaltungen gewöhnt.
Dass man dabei brandneues und teures Gerät nicht anfassen kann, scheint keine Rolle mehr zu spielen. Von den Gesprächen, auch mit echten Profis, mal ganz abgesehen. Dabei hatte gerade die P+A hier mit der Mischung aus den Themen der Motive – Reisen und Outdoor – und der Technik fürs Fotografieren viel zu bieten. Immerhin: In Wien soll sie weiter stattfinden. In Deutschland fehlt jetzt aber wieder ein weiteres großes Fotoevent.
Vom Lieferfahrer zum Profi-Fotografen
Für die Zugfahrt zur P+A oder andere Gelegenheiten ist unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende gedachte. Sie beschreibt eine der typischen Traumkarrieren eines Fotografen: Aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Sami Aziz ist das in Philadelphia gelungen. Er begann während seines Jobs als Lieferfahrer Leute auf der Straße zu porträtieren, und lebt inzwischen nur noch vom Fotografieren. Beziehungsweise von Instagram, wo er rund 300.000 Follower hat. Das geht natürlich nicht über Nacht: In einem Jahr fotografierte er 100.000 Menschen. Wie er deren Erlaubnis bekommt, ihnen die Bilder zugänglich macht, und vor allem: Wie man diese enorme Beharrlichkeit und auch handwerkliche Weiterentwicklung vorantreibt, steht in der Geschichte von South Street Sam.
(nie)