Nintendo erwartet Verlust [Update]

Die nächste Handheldkonsole von Nintendo, die 3DS mit autostereoskopischem Display, kommt im März nach Europa. Im Weihnachtsgeschäft rechnet Nintendo damit, weltweit statt der bisher erwarteten 30 Millionen Stück der aktuellen Konsole DS nur 23,5 Millionen Stück absetzen zu können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 118 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Jahrelang war der Spielespezialist Nintendo eine Gelddruckmaschine, jetzt verhageln der starke Yen und sinkende Verkäufe das Geschäft. Der Wii- und DS-Hersteller rechnet für das Ende September auslaufende ersteGeschäftshalbjahr nun mit einem Verlust von zwei Milliarden Yen (17,6 Millionen Euro). Damit wurde die Prognose drastisch gekappt: Bisher erwarteten die Japaner noch einen satten Gewinn von 70 Milliarden Yen (aktuell 617 Millionen Euro). Die Umsatzprognose strich Nintendo um gut ein Drittel auf 360 Milliarden Yen (3,17 Mrd Euro) zusammen. Für das gesamte Geschäftsjahr, das am 31. März 2011 endet, rechnet Nintendo statt eines Gewinns von 200 Milliarden Yen (rund 1,75 Milliarden Euro) nur noch mit 90 Milliarden Yen (789 Millionen Euro). Der Umsatz soll statt 1,4 Billionen Yen (12,3 Milliarden Euro) nun 1,1 Billionen Yen (9,65 Milliarden Euro) betragen.

Nintendo verweist als Begründung zum einen auf den stärker als erwartet gestiegenen Kurs des Yen, aber auch auf die aktuellen Verkäufe und die Absatzerwartungen für das wichtige Weihnachtsgeschäft. Die neue Absatzprognose zeigt, dass die Schwäche vor allem bei der mobilen Konsole Nintendo DS liegt. Statt der bisher erwarteten 30 Millionen Geräte rechnet der Konzern jetzt nur noch mit einem Absatz von 23,5 Millionen Stück. Entsprechend wird auch der Verkauf von Spielen schwächer ausfallen.

Außer durch seine autostereoskopische 3D-Anzeige soll Nintendos 3DS vor allem mit seinen verbesserten WLAN-Fähigkeiten neue Kunden anlocken

(Bild: Nintendo)

Damit dürfte sich bestätigen, was Branchenanalysten bereits seit Monaten sagen: Smartphones – allen voran Apples iPhone – greifen mobilen Spielekonsolen den Markt ab. Apple versucht zudem konsequent, auch seinen Multimedia-Player iPod touch als mobiles Spielegerät zu etablieren. Dem steht bei Nintendo eine DS-Konsole gegenüber, die seit dem Start 2004 zwar mehrfach verbessert, aber nicht grundlegend verändert wurde. Nach rund 130 Millionen verkauften DS-Geräten setzt der Spielehersteller nun auf den 3D-Boom. Die nächste Konsolen-Version 3DS, die auf einem der beiden Bildschirme dreidimensionale Bilder abspielen kann, kommt in Europa im März auf den Markt. Dank autostereoskopischem Display ist für den 3D-Effekt keine Spezialbrille mehr nötig. In Japan kommt die 3DS bereits Ende Februar für 25.000 Yen (220 Euro) auf den Markt, wie Nintendo am Mittwoch ankündigte.

Nintendos stationäre Konsole Wii hat ihren Höhepunkt zwar auch schon überschritten, schlägt sich aber noch ganz wacker gegen die Konkurrenz. Nintendo senkte die Absatzprognose für das Geschäftsjahr nur von 18 auf 17,5 Millionen Geräte. In besseren Jahren verkaufte Nintendo locker bis zu 10 Millionen Stück mehr und wurde zum Teil nur durch Produktionskapazitäten gebremst. Insgesamt liegen die Wii-Verkäufe seit dem Start 2006 um die Marke von 80 Millionen Geräten. Nintendo hatte mit der bewegungsempfindlichen Steuerung der Wii die Playstation von Sony und die Xbox von Microsoft abgehängt, jetzt kontern die Konkurrenten mit eigenen Konzepten für Bewegungssteuerungen.

[Update]:
Wenn das 230 Gramm schwere Gerät in Japan am 26. Februar nächsten Jahres auf den Markt kommt, sind im Preis von umgerechnet rund 220 Euro eine Ladestation, eine SD-Card mit 2 GByte sowie Code-Karten für Augmented-Reality-Spiele enthalten. Der japanische Preis deutet darauf, hin, dass das Gerät hierzulande später für rund 250 Euro in den Handel kommen könnte.

Neben dem bereits bekannten autostereoskopischen Display mit 800 × 240 Bildpunkten, einer internen VGA-Kamera und einer externe Stereo-Kamera in VGA-Auflösung hob Nintendos Chef Saturo Iwata vor allem die Kommunikationsmöglichkeiten via WLAN hervor. So könne die 3DS mittels eines Tag-Modes auch im Standby über WLAN Daten mit Internet-Servern oder anderen 3DS-Konsolen austauschen und Informationen, Spieledemos und Videos aus der "Nintendo Zone" herunterladen. Kostenlose 3D-Videos sollen unter anderem von Fuji-TV geliefert werden. Insbesondere sei es auch möglich, Download-Spiele von einer anderen DSi, DSi XL oder 3DS per Funk auf eine 3DS zu übertragen. Bislang war ein solcher Transfer von bereits gekauften Download-Spielen auf ein anderes Gerät bei Nintendo-Konsolen nicht möglich gewesen.

Die neuen 3DS-Spiele-Cartridges hätten die gleiche Bauform wie die DS-Module und böten anfangs Kapazitäten bis zu 2 GByte. Ähnlich wie bei der Wii könnten Spieler im Menü einen Mii-Avatar (mit einem Foto vom eigenen Gesicht) erstellen. Ältere Gameboy- und Gameboy-Advance-Spiele sollen zum Download für eine Virtual Console angeboten werden. Zum Teil sollen sie um eine stereoskopische 3D-Ausgabe erweitert werden. Die 3DS bringt einen Browser mit und erlaubt Nutzern, Spiele jederzeit zu unterbrechen, mit anderen Nutzern in Verbindung zu treten und im Web zu surfen.

Welche Spiele zum Start erhältlich sein werden, steht noch nicht fest. Gezeigt wurden Trailer von 3DS-Versionen neuer Folgen von Metal Gear Solid, Resident Evil, Final Fantasy, Pro Evolution Soccer, Street Fighter, Paper Mario, Super Monkey Ball, Ridge Racer, Animal Crossing, Star Fox, Kid Icarus, Mario Kart und Zelda: Ocarina of Time. (jk)