No Mobile TV please, we're British

British Telecom stellt seine Handy-TV-Plattform Movio mangels Erfolg ein, ab Ende Januar 2008 gucken tausende Virgin-Mobile-Kunden dann nicht mehr unterwegs in die Röhre.

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Im Vereinigten Königreich bleiben ab Februar 2008 die Bildschirme dunkel. Zumindest für die paar tausend Kunden, die sich einige ihrer Lieblingssendungen auf dem Handy angesehen haben. Dem erst im vergangenen Oktober mit einer 2,5 Millionen Pfund schweren Kampagne und Silikonwunder Pamela Anderson als Werbefigur gestarteten Handy-TV von Virgin Mobile wird der Stecker rausgezogen. Der Technikpartner British Telecom (BT), über dessen "Movio"-Plattform das Angebot mit fünf Fernsehsendern realisiert wurde, stellt Movio ein und macht Medienberichten zufolge die zuständige Abteilung gleich ganz zu.

Statt für den koreanischen Standard DMB (wie die deutsche MFD, die die Handy-TV-Plattform hierzulande betreibt) oder das von der EU-Kommission jüngst zum Unions-Standard ausgerufene DVB-H hatte sich BT bei Movio für DAB entschieden. Das Signal wird dabei über Digitalradiofrequenzen verbreitet. Bei Movio ist das über die Frequenzen der Radiogruppe GCap Media geschehen. Den Vertrag mit GCap hat die BT nun ebenfalls gekündigt. Mit Virgin Mobile will BT nun den genauen Zeitplan für die Einstellung abstimmen, bis Ende Januar soll endgültig Schluss sein.

BT hatte ursprünglich geplant, noch weitere Handy-Anbieter auf die Plattform zu holen und Movio dann auch in anderen Ländern zu etablieren. "Während die Rückmeldungen der Nutzer positiv war, ist der weitere Vertrieb von Movio hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hauptsächlich wegen zu wenig geeinigten Geräten der großen Hersteller", sagte ein BT-Sprecher dem englischen Guardian. Zudem hätten die Netzbetreiber eher auf Streaming-Angebote über ihre 3G-Netze gesetzt. Doch dürfte die weitere Verbreitung der Plattform auch durch die Entwicklung in Europa erschwert worden sein.

Zuletzt hatte sich die EU-Kommission erneut klar für DVB-H als den europäischen Standard ausgesprochen. Im Technologiewettstreit der beiden Systeme DMB und DVB-H ist angesichts klarer politischer Präferenzen für eine dritte Lösung kaum Platz. Trotzdem experimentiert der Anbieter BSkyB weiter mit der von Qualcomm gestützten Technik MediaFLO. Ob sich allerdings die Netzbetreiber dafür erwärmen können, bleibt abzuwarten. Bei DVB-H stellt sich laut Guardian die Schwierigkeit, dass die nötigen Frequenzen noch für Jahre mit analogen TV-Sendern belegt sind.

Hintergrund dürfte auch die enttäuschende Resonanz bei den Kunden von Virgin Mobile sein. Nur wenig geeignete Geräte (genauer: nur eins) und eine überschaubare Programmauswahl (fünf Sender, darunter BBC1, Channel Four und ITV) waren wohl zu wenig Anreiz. Der Service war in Laufzeitverträgen ab 25 Pfund monatlich enthalten, trotzdem hat Virgin Mobile seit dem Launch nur einige tausend Kunden gewinnen können. Zwar gingen von dem einzigen geeigneten Handy (das etwas klobige "Lobster", ein Windows Mobile Smartphone aus dem Hause HTC) nach Angaben eines Virgin-Mobile-Sprechers 24.000 Stück über den Ladentisch, doch lag die Zahl der tatsächlichen Handy-TV-Kunden anderen Berichten zufolge deutlich unter 10.000. Die können ihren Hummer immerhin noch weiter nutzen, um zahllose Digitalradiosender zu hören. (vbr)