Nobelpreisträger: Große Technologiesprünge wie KI begünstigen einige Wenige
Sprunghafte technologische Entwicklungen wie KI bringen großen Reichtum – aber oft nur in den Händen einer kleinen Elite, meint der Simon Johnson.
Zwei der diesjährigen Wirtschaftspreisträger haben untersucht, wie große technologische Fortschritte schnell zu mehr Wohlstand für einige wenige führen. Für die breite Masse kann es jedoch mehr als ein halbes Jahrhundert dauern, bis sie davon profitiert, argumentiert einer der Preisträger, Professor Simon Johnson vom MIT, in einem Interview mit dem Schwedischen Rundfunk.
KI-Entwicklung kommt vor allem Unternehmern zugute
Zusammen mit einem weiteren Wirtschaftsnobelpreisträger, Daren Acemoglu, hat Johnson das Buch "Macht und Fortschritt" geschrieben. Darin erklären die Autoren, wie der technologische Wandel historisch als Hauptantriebskraft für das Gemeinwohl gilt, während zahlreiche Beispielen zeigen, dass der Fortschritt nur wenigen zugute kommt.
Ein Beispiel dafür sei die industrielle Revolution, bei der eine kleine Handvoll Menschen sehr schnell sehr reich geworden sei, während die Fabrikarbeiter 60 Jahre warten mussten, bis sie an diesem Reichtum teilhaben konnten, erläutert Johnson. Er sieht daher auch die heutige rasante Entwicklung der KI sehr kritisch, da sie seiner Meinung nach hauptsächlich einer kleinen Gruppe von Unternehmern und Investoren zugute komme, während die meisten Menschen wenig davon hätten.
Ungleichheit als wichtiger Faktor für Trumps Wahlsieg
Als weiteres Beispiel nennen Johnson und Acemoglu die schnelle digitale Entwicklung. Die habe seit den 1980er Jahren zu deutlichen Reallohnsteigerungen für gut ausgebildete Menschen wie ihn selbst geführt, während Männer ohne Hochschulausbildung in den USA seit den 1960er Jahren keine Einkommenssteigerung erfahren haben, heißt es in "Macht und Fortschritt".
Dies habe bei vielen Menschen in den USA zu einer wachsenden Wut geführt, die bei den jüngsten US-Präsidentschaftswahlen entscheidend gewesen sein könnte, meint der Wirtschaftsnobelpreisträger. "Ich denke, Donald Trump hat die Wut kanalisiert, und das wirtschaftliche Problem, das wir jetzt angehen müssen, ist, wie wir den Wohlstand verteilen", sagte Johnson dem Schwedischen Rundfunk.
(mch)