Nochmal fünf EU-Millionen für Web-Filter

Anfang der Woche veröffentlichte die Europäische Kommission eine weitere Ausschreibung für die Entwicklung von Filterdiensten für das Internet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Anfang der Woche veröffentlichte die Europäische Kommission eine weitere Ausschreibung für die Entwicklung von Filterdiensten für das Internet. Insgesamt fünf Millionen Euro will die Kommission für "Demonstationsprojekte für Filtersoftware und -dienste" zur Verfügung stellen. Bis 31. Mai kommenden Jahres läuft die Frist für interessierte Unternehmen und Organisationen. "Zur Förderung einer sicheren Nutzung des Internet müssen die für Kinder verantwortlichen Nutzer in die Lage versetzt werden, darüber zu entscheiden, welche Inhalte für Kinder zugänglich sein sollen", heißt es in der im Amtsblatt der EU veröffentlichten Ausschreibung.

"Bislang haben europäische Unternehmen sehr zurückhaltend auf diesen zugegebenermaßen verhältnismäßig kleinen Markt reagiert", sagte Gerhard Heine von der Generaldirektion Informationsgesellschaft der Kommission. Diese Zurückhaltung spiegelte sich laut Heine bislang in der Zahl der Bewerbungen um die im Rahmen des Aktionsplanes zur Förderung eines sicheren Internet vergebenen Fördermittel. Darüber ist man in Brüssel etwas enttäuscht. Ganz offensichtlich hätten, meint Heine, die Unternehmen weitergehende Nutzungsmöglichkeiten von Filtertechnologien, beispielsweise den Einsatz in Unternehmen, noch kaum realisiert.

Die Kommission unterstützt derzeit 20 Projekte mit insgesamt rund 10 Millionen Euro. Knapp sechs Millionen davon fließen verschiedenen Aufklärungsprojekten zu, die für die Sensibilisierung unter Eltern, Lehrern und Erziehern sorgen sollen. Erst im November kürte die Kommission in diesem Bereich sieben neue Projekte und drei neue Hotline-Vorhaben. Die Hotline-Projekte werden jetzt insgesamt mit knapp zwei Mio gefördert.

Für Rating- und Filtering-Entwicklungen stellte Brüssel bislang 2,275 Millionen Euro zur Verfügung. Die größte Fördersumme in dieser Gruppe ging bislang an das Industriekonsortium Internet Content Rating Assiociation (ICRA), das eine weltweit einsetzbare Filterarchitektur plant. In dieser Gruppe ging die Kommission mit ihren Förderentscheiden über den reinen Jugendschutzaspekt hinaus und stattete auch eine Reihe von Universitäten rund um die Uniklinikum Heidelberg aus, die eine Klassifizierung medizinischer Information auf der Grundlage von PICS entwickeln will.

Mit der neuen Ausschreibungsrunde für Filtersysteme verfolgt man unter anderem auch eine Öffnung des möglichen Bewerberkreises. "Wir wollen weg von rein negativen Filtermechanismen hin zu Qualitätssiegeln, Vorauswahl und Positiv-Ratings", sagt Heine. Neben typischen Self-Rating- und Filtering-Providern, beziehungsweise denen, die Positiv- und Negativ-Listen für solche Systeme mitentwickeln, können sich auch die Betreiber von Kinderportalen, Kindernetzen oder familienfreundlichen Suchmaschinen bewerben.

Auch Dienste, die existierende Filtersysteme prüfen und bewerten, spricht die aktuelle Ausschreibung an. Die Kommission hat selbst erste Benchmarking-Studie für Filtersysteme beim Joint Research Centre (JRC) der EU in Auftrag gegeben. Nach wie vor ist die Effektivität sowohl einfacher URL-Blocker ebenso umstritten wie die elaborierterer Systeme wie der ICRA-Architektur. (Monika Ermert) / (jk)