Nokia verschiebt US-Markteinführung der Musikflatrate

Das finnische Unternehmen verschiebt den US-Start seines bisher etwas glücklosen Musikangebots "Comes with Music" und erläutert erstmals, welche Möglichkeiten Kunden nach Ablauf der befristeten Musikflatrate haben sollen.

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Nokia wird seinen Musikdienst "Comes with Music" (CwM) nicht wie geplant noch in diesem Jahr in den USA anbieten. Der Konzern verschiebt die Markteinführung auf 2010, bestätigte eine Sprecherin gegenüber dem US-Magazin Forbes, ohne weitere Einzelheiten oder Hintergründe zu verraten. Bei "Comes With Music" verkauft Nokia ein Handy mit einer ein oder anderthalb Jahre gültigen Musikflatrate, für die einmalig ein kräftiger Aufschlag auf den normalen Gerätepreis fällig ist. Dafür können Handy-Besitzer unbegrenzt Musik aus dem von Nokia-Partnern bereitgestellten Portfolio laden, das rund fünf Millionen Titel umfasst.

Der im Oktober 2008 in Großbritannien erstmals eingeführte Dienst ist seit April dieses Jahres auch in Deutschland sowie in weiteren Ländern erhältlich. Allerdings blieb Comes with Music der große Erfolg bisher versagt, Kunden können sich offenbar nur langsam für das Angebot erwärmen. Für die Zurückhaltung sind eine Reihe Gründe denkbar. So sind etwa die Songs DRM-geschützt – zwar dürfen Handybesitzer heruntergeladene Titel auch nach Ablauf der Flatrate behalten, doch schränkt das digitale Rechtemanagment die Nutzungsmöglichkeiten der Musik ein.

Zudem konnte Nokia den Dienst bisher nicht bei einem der großen Netzbetreiber unterbringen, die in der Regel ihre eigenen Musikpläne verfolgen. Schwierig zu vermitteln dürfte auch sein, dass Downloads unter Umständen nur über den Umweg PC möglich sind. So war bei der Einführung von Comes with Music in Großbritannien der Download direkt auf das Handy nicht im Preis inbegriffen. In Deutschland, wo das Handy mit Musikflatrate auch voll subventioniert bei Mobilcom-Debitel erhältlich ist, muss für den Mobildownload - wie meist üblich - eine entsprechende Datenflatrate hinzugebucht werden.

Mit Detailinformationen zu dem Geschäftsmodell hält sich der finnische Konzern seit der Ankündigung Ende 2007 äußerst bedeckt. Auf der Nokia World am heutigen Mittwoch in Stuttgart erläuterte Vizepräsident Niklas Savander gegenüber Musically erstmals genauer, welche Optionen Kunden nach Ablauf der Flatrate haben, außer ein neues CwM-Handy zu kaufen. Nokia hatte zwar Verlängerungsoptionen angekündigt, war Einzelheiten aber bisher schuldig geblieben.

Nokia habe sich mit den beteiligten Labels nun auf ein Abo-Modell verständigt, sagte Savander. Über den Preis wollte er noch keine Angaben machen – den sollen die Netzbetreiber festlegen. Zumindest sollen sie die Möglichkeit haben, das Abonnement zu subventionieren oder in eigene Tarife zu integrieren. Savander beklagte dabei die Skepsis der britischen Kunden, die dem Geschäftsmodell nicht trauen wollen. "Die Leute dachten, irgendwie würden wir sie später zur Kasse bitten". Das sei ein Beispiel dafür, wie zynisch die westliche Welt geworden sei. Man könnte es allerdings auch als Zeichen sehen, dass die Kunden der Musik- und Mobilfunkindustrie einiges zutrauen. (vbr)