Nortel kauft Spezialisten für optische Router

Mit Xros übernimmt Nortel eine Firma, die optische Router mit Datenraten von 10 GBit/s pro Glasfaser und mehr entwickelt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Markt für rein optische Netze mit Datenraten im Gigabit- und Terabit-Bereich boomt – und die führenden Hersteller bemühen sich, durch neue Techniken und Firmenaufkäufe ein möglichst großes Stück von dem lukrativen Geschäft abzubekommen. Nortel Networks, nach Lucent zweitgrößter Hersteller von Netzwerkequipment, kauft nun für 3,25 Milliarden US-Dollar Xros, einen Spezialisten für optische Schalter. Dies ist nach Qtera, für die Nortel den gleichen Betrag bezahlte, die zweite große Akquisition des kanadischen Netzwerkkonzerns im Bereich der optischen Netze. Xros hat allerdings noch kein einziges Produkt auf den Markt gebracht und erklärt selbst, Testeinheiten erst Mitte diesen Jahres liefern zu können.

Trotzdem dürfte Nortel nicht zu viel für die Firma bezahlt haben. Die Umsätze mit optischen Netzen, die dieses Jahr auf rund 543 Millionen US-Dollar geschätzt werden, sollen bis zum Jahr 2003 auf 15 Milliarden US-Dollar steigen. Die Technik optischer Schalter oder so genannter optischer Cross-Connects (siehe auch c't 1/99, S. 156) betrachten die Hersteller als entscheidend, das Versprechen nahezu unbegrenzter Bandbreite für die Internet-Backbones auch tatsächlich einlösen und damit den boomenden Markt dominieren zu können.

Durch die Technik soll die mit optischen Netzen auf Basis von Wavelength Division Multiplexing (WDM) möglichen Datenraten nicht nur auf einer direkten Verbindung zwischen zwei Netzwerkknoten zu realisieren sein. Bislang müssen Vermittlungsknoten auch in optischen Netzen immer eine Umsetzung zwischen Optik und Elektronik durchführen. Mit optischen Routern oder Cross-Connects ist diese Umsetzung jedoch in vielen Fällen nicht notwendig: Ein Großteil des Datenstroms kann in den zentralen Netzknoten direkt weitergeleitet werden (By-Passing), da es sich um Transitverkehr handelt. Dies erhöht den Durchsatz in den Vermittlungsstellen dramatisch.

Lucent kündigte bereits mit dem Lambda-Router ein entsprechendes Gerät an, das auf Basis von Mikrospiegeln arbeitet. Zwar ist die Neupositionierung dieser Spiegel, wenn ein neuer Pfad für die Daten gesucht werden muss, nicht besonders schnell (die Schaltzeiten dürften im Bereich einiger Millisekunden liegen), da aber die Wellenlängenkanäle für das By-Passing für längere Zeiträume eingerichtet werden können, ist diese Neupositionierung nur relativ selten notwendig. Der Durchsatz für den Transitverkehr in optischen Routern kann damit theoretisch nahe an der Bandbreite der direkten optischen Verbindung zwischen zwei Endknoten liegen.

Mit Xros übernimmt Nortel nun eine Firma, die mit ähnlichen Technologien wie Lucent im Lambda-Router arbeitet. Eine auf Silizium basierende Mikrospiegeltechnik soll bis zu 1152 Paare von optischen In- und Outputs beliebig über optische Pfade miteinander verbinden können. Nach Aussagen des Herstellers macht der ausschließlich optische Pfad die Querverbindungen vollständig unabhängig von der Bitrate der Daten und dem zu Grunde liegenden Protokoll. Mit dem X-1000 will Xros nicht nur die heute schon zwischen zwei Endpunkten realisierbaren 10 GBit/s auf einer Wellenlänge unterstützen, sondern auch noch höhere Datenraten, die Nortel für das nächste Jahr versprochen hat. (jk)