Notebook-Brennstoffzellensystem soll kommerziell verfĂĽgbar sein
Die taiwanischen Unternehmen Antig und AVC wollen das weltweit erste serienreife Brennstoffzellensystem fĂĽr Notebooks vorstellen.
Schon auf der vorigen CeBIT hat das taiwanische Unternehmen Antig den Prototyp einer Methanol-Brennstoffzelle für Notebooks vorgestellt. Für den diesjährigen Messeauftritt (Halle 24, Stand B10) legt das Unternehmen mit einem Paukenschlag nach: Antig will das erste serienreife System überhaupt mitbringen. Der Brennstoffzellen-Stack steckt im DVD-Laufwerksschacht eines Notebooks und ragt einige Zentimeter daraus hervor. An der Entwicklung war auch der taiwanische Prozessor-Kühler-Hersteller AVC beteiligt. Noch dieses Jahr soll das System verfügbar sein; Antig sucht jetzt Partner, die das Produkt vertreiben wollen.
Solange Antig keine Spezifikation der Brennstoffzelle veröffentlicht, stehen hinter der Ankündigung noch einige Fragezeichen. In das kleine Pack passt keine Methanolpatrone, sie muss also extern am Notebook hängen. Die bislang vorgestellte Brennstoffzelle und das modular aufgebaute System (SAOS – Semi-Active Open Structure) verwenden kein reines Methanol, sondern nur 3 bis 10 Prozent, der Rest ist Wasser. Die hohe Kunst beim portablen Brennstoffzellensystem liegt darin, reines Methanol zuzuführen und damit das Gewicht an Wasser zu sparen. Da die Direktmethanol-Brennstoffzelle (DMFC) nur ein Gemisch verträgt, führen andere Prototypen das an der Kathode entstehende Wasser der Anode und damit dem Methanol zu. Ob das bei Antig der Fall ist, bleibt unklar.
Selbst mit reinem Methanol liegt die Energiedichte der bislang bekannten Prototypen deutlich unter der eines Lithiumionenakkus mit 160 Wh/kg. Erst wenn eine Notebook-Laufzeit von 20 Stunden und mehr erforderlich ist, können es die portablen Brennstoffzellensysteme mit den LiIon-Akkus aufnehmen, weil dafür nur ein paar Methanolpatronen mehr notwendig sind, bei den Akkus jedoch mehrere LiIon-Packs.
Auch den Wirkungsgrad bleibt Antig schuldig. Der dürfte bei höchstens 50 Prozent liegen. Für ein integriertes System bedeutet das fürs Notebook, dass die zweifache Wärme abgeführt werden muss. Wer sich bei seinem Portablen schon jetzt über zu laute Lüfter beklagt, weiß, was das bedeutet. Allerdings ragt das Antig-System deutlich aus dem Notebook heraus, und mit einem ausgeklügelten Abwärmesystem schafft man es vielleicht, die Wärme aus dem Notebook zu führen. Immerhin kennt sich Partner AVC mit Wärme-Design aus.
Antig will auch ein externes, protables Brennstoffzellensystem zur CeBIT mitbringen, das 1,7 kg wiegt, maximal 45 W liefert und mit einer Methanolpatrone ein Notebook acht Stunden lang mit Strom versorgen soll. Wenn in dem Gewicht die Methanolpatrone miteingerechnet ist, dann beträgt die Energiedichte bei einer durchschnittlichen Notebook-Leistung von 12 W etwa 60 Wh/kg, was deutlich unter dem Wert eines herkömmlichen Lithiumionenakkus liegt.
Zurzeit gibt es weltweit ein einziges portables Brennstoffzellensystem, und zwar von dem deutschen Unternehmen SFC Smart Fuel Cell. Es wiegt 8 kg und ersetzt den Dieselgenerator im Wohmobil oder im Boot. Wohnmobilhersteller Hymer baut das SFC A50 bereits serienmäßig in seine S-Serie ein. Kürzlich hat sich SFC Smart Fuel Cell mit LG Chem zusammengetan, um ein für Notebooks passendes Brennstoffzellensystem zu entwickeln. LG Chem hat die Entwicklung seines Systems bereits abgeschlossen und will seine Brennstoffzelle zusammen mit SFC Smart Fuel Cell zur Serienreife bringen. Auch alle großen LiIon-Akku-Hersteller forschen an Brennstoffzellen. Doch wenn Antig mit Produkten und Zahlen die Serienreife tatsächlich belegen kann, dann hat dieses taiwanische Unternehmen derzeit die Nase vorn. (jr)