Novell legt mit Linux und Identitätsmanagement zu

Auch Novell startet eine interne Untersuchung über die Bilanzierungspraktiken von Aktienoptionen; der Netzwerk- und Linux-Spezialist wird möglicherweise seine endgültigen Bilanzen nicht termingerecht vorlegen können.

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Von
  • Jürgen Kuri
Novell legt seine Bilanzen für das dritte Quartal seines Geschäftsjahrs vor und weist sie ausdrücklich als vorläufig aus: Auch der Netzwerk- und Linux-Spezialist startet eine Untersuchung der Bilanzierungspraktiken seiner Aktienoptionen für Mitarbeiter, die zu einer Korrektur der aktuellen Zahlen und der für vorherige Quartale führen könnte. Man habe diese Untersuchung freiwillig eingeleitet, nachdem Ungereimtheiten bei den Aktienoptionsprogrammen anderer Unternehmen bekannt wurden. Unzählige US-Firmen sehen sich mit internen und behördlichen Bilanzprüfungen konfrontiert, da der Vorwurf von Manipulationen bei der Ausübung von Aktienoptionen im Raum steht; Apple hatte zuletzt gar Ärger mit der Börsenaufsicht bekommen, da die Bilanzen aufgrund der Überprüfungen nicht rechtzeitig vorgelegt werden konnten. Auch Novell meinte nun, möglicherweise könne man die endgültige Bilanz nicht zu den von der Börsenaufsicht SEC festgesetzten Terminen vorlegen.
Nach der vorläufigen Bilanz hat Novell bei niedrigerem Umsatz mehr verdient: Der Umsatz lag bei 241 Millionen US-Dollar, der Nettogewinn kletterte von 2,14 auf 11,65 Millionen US-Dollar. Dabei blieb der Umsatz mit Software-Lizenzen mit 45,44 Millionen US-Dollar im Jahresvergleich nahezu gleich, während die Umsätze mit Wartung und Dienstleistungen um rund 6 Millionen US-Dollar auf 195,92 Millionen US-Dollar zurückgingen. Mit Linux-Produkten (vor allem den Suse Linux Enterprise Server) steigerte Novell den Umsatz um 30 Prozent auf 12 Millionen US-Dollar, bei Lösungen für das Identitätsmanagement um 46 Prozent auf 26 Millionen US-Dollar.
Mit NetWare wurde Novell einst berühmt, nun brechen die Umsätze mit dem Server-Betriebssystem immer weiter ein: Der kombinierte Umsatz mit Open Enterprise Server (der mit Linux- und mit Netware-Kernel arbeiten kann) und Netware-Produkten ist erneut stark zurückgegangen, im Jahresvergleich um 19 Prozent. Dabei legten die Umsätze mit Open Enterprise Server von 30,97 auf 45,1 Millionen US-Dollar zu, während die NetWare-Umsätze von 36,53 auf 9,59 Millionen US-Dollar einbrachen.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Novell in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils am 1. November)
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/03 260 Mio. –12 Mio.
2/03 276 Mio. –29 Mio.
3/03 * 282,8 Mio. –12,4 Mio.
4/03 ** 286,7 Mio. –109 Mio.
1/04 267 Mio. 10 Mio.
2/04 294 Mio. –15,4 Mio.
3/04 305 Mio. 23 Mio.
4/04 301 Mio. 13 Mio.
1/05 290 Mio. 10 Mio. (392 Mio. ***)
2/05 297 Mio. –15,7 Mio.
3/05 290,2 Mio. 2,2 Mio.
4/05 320,3 Mio. –5,04 Mio. (33 Mio. ****)
1/06 274,4 Mio. 1,87 Mio.
2/06 278,3 Mio. 3,374 Mio.
3/06 241,35 Mio. 11,65 Mio
(* Im dritten Geschäftsquartal 2003 übernahm Novell den Linux-Softwarehersteller Ximian.)
(** Im vierten Geschäftsquartal 2003 übernahm Novell den deutschen Linux-Distributor Suse.)
(*** unter Einbeziehung von Einnahmen aus dem Vergleich mit Microsoft)
(**** unter Ausschluss von Restrukturierungskosten in Höhe von 37,951 Millionen US-Dollar)