So will Nutanix zum ruhigen Hafen für VMware-Geplagte werden​

Bei seiner Hausmesse präsentierte sich Nutanix als sichere Bank für Enterprise-Cloud und Virtualisierung, unter anderem mit neuer Kubernetes-Plattform.

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Bild von einer Bühne und den Publikumsrängen auf der Nutanix-Hausmesse.

(Bild: Nutanix)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Jens Söldner
Inhaltsverzeichnis

Neben der Ankündigung von Neuerungen in der "Nutanix Cloud Platform" und der neuen Version 6.8 seines "Acropolis Operating System" nutzte Nutanix seine Hausmesse .NEXT für die Vorstellung von weiteren Diensten wie einer Kubernetes-Plattform, einem kuratierten GPT-Dienst, einem KI-Partnerprogramm, einer Partnerschaft im PaaS-Umfeld sowie Erweiterungen seines Project Beacon. Die Motivation des Herstellers ist klar: den wechselwilligen Kunden im Virtualisierungs- und Enterprise-Cloud-Markt aufzeigen, dass Nutanix neben dem reinen Hypervisor und hyperkonvergenten Speicherdiensten auch weiterführende Anforderungen bedienen kann.

Eine große Baustelle für den Hersteller ist hierbei der Bereich der containerisierten Applikationen. Konkurrent VMware hat seit vielen Jahren mit VMware Tanzu eine umfassende Plattform im Angebot, mit der Kubernetes und weitere entwicklungsnahe Dienste direkt im VMware Stack integriert werden können. Nutanix hatte dieses Feld bislang nicht bespielt – richten soll es nun die neue Nutanix Kubernetes Plattform (NKP), mit der der Hersteller einen CNCF-konformen Kubernetes-Dienst bereitstellt. Er basiert auf der im Dezember 2023 erfolgten Übernahme des Unternehmens D2iQ und dessen D2iQ Kubernetes Platform (DKP).

D2iQ wiederum ist kein Unbekannter in der Szene, die Firma wurde ursprünglich im Jahr 2023 als Mesosphere gegründet und war einer der Pioniere der Container-Szene. Seit der Übernahme durch Nutanix vor einem halben Jahr war D2iQ nicht untätig und hat seitdem die Versionen 2.7 und 2.8 von DKP veröffentlicht. Bereits jetzt hilft die Akquisition Nutanix, sich als relevanter Hersteller im Kubernetes-Bereich zu positionieren und die Komplexität aus der Bereitstellung und dem Betrieb von Kubernetes-Umgebungen für seine Kunden herauszunehmen.

Für die Zukunft möchte Nutanix mit der im Entstehen begriffenen NKP sein Betriebsmodell von virtuellen Maschinen auf Kubernetes-Dienste erweitern. Neben Funktionen für Deploy, Secure und Upgrade will das Unternehmen auch das Flottenmanagement von großen Kubernetes-Umgebungen liefern können. Damit möchte der Hersteller neben den bisherigen Nutzern, den "Cloud Admins", nun auch eine weitere Zielgruppe für sich erschließen: die "Platform Engineers", die moderne und hochautomatisierte Entwicklungsplattformen betreiben.

In seiner Keynote des zweiten Tags der Konferenz hat der Hersteller auch weitere Schritte aufgezeigt, die in naher Zukunft folgen sollen. So will Nutanix seine Kubernetes-Plattform in den gängigen Hyperscalern (AWS, Azure, Google Cloud) bereitstellen und das eigene hyperkonvergente Speichersystem für Kubernetes-Applikationen erweitern. Mittelfristig plant der Anbieter eine Plattform, in der sich neben virtuellen Maschinen und Containern auch weitere Dienste wie Datenbanken, Datendienste für Kubernetes und Datei- und Objektspeicherdienste sowohl auf der Nutanix-eigenen Infrastruktur als auch in den Public-Cloud-Diensten konsistent verwalten lassen.

Eher Signalcharakter und weniger eigenständige Innovation wies die nächste Ankündigung der Keynote auf, die die neue Version 2.0 des Angebots GPT-in-a-Box betraf. Mit ihr stellt Nutanix eine schlüsselfertige Umgebung bereit, um GenAI-Applikationen im eigenen Rechenzentrum zu betreiben. Dazu notwendig sind eine Kombination von Servern mit GPUs und ein von Nutanix bereitgestellter Stack bestehend aus AOS, dem Hypervisor AHV, Kubernetes, PyTorch, Kubeflow sowie eine Auswahl an Foundation Models und eine Integration mit den Datei- und Objektspeicherdiensten der AOS-Plattform. Nutzer sollen von einem vereinheitlichtem User Interface profitieren, mit der die Verwaltung der Foundation Modelle, der API Endpoints und die Zugriffsverwaltung für Benutzer einfach gesteuert werden können.

IX-WORKSHOP: Professionelle Virtualisierung mit Proxmox VE

Lieber Proxmox als Nutanix? Diese Schulung vermittelt die technischen Grundlagen von Proxmox VE (Virtual Environment), einer Open Source-Virtualisierungsplattform für Server. Die Teilnehmenden lernen, wie man einen hochverfügbaren Proxmox VE Cluster einrichtet, eine Live-Migration durchführt und verschiedene Storage-Typen (z.B. Ceph oder ZFS) im produktiven Betrieb verwendet. Der Workshop findet online statt. Weitere Informationen und Tickets

Mit der Vorstellung eines umfangreichen Partnerprogramms für KI will der Hersteller seine Plattform als Basis für die Nutzung von KI-Diensten direkt im eigenen Rechenzentrum anstatt in der Cloud positionieren. In der Keynote hatte Nutanix daher insbesondere die Integration der Nvidia NIM (Nvidia Inference Microservices) mit den hauseigenen KI-Diensten hervorgehoben sowie eine Partnerschaft mit der KI-Community Hugging Face. Ziel der beiden Partnerschaften ist es, die Nutzung von generativen KI-Anwendungen im Unternehmen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Insgesamt umfasst das AI-Partner-Ökosystem, das Nutanix den über 4000 Teilnehmern der Konferenz vorgestellt hat, neben Nvidia und Hugging Face noch zwölf weitere Unternehmen, darunter etwa AMD, Intel und DataRobot.

Eine Erweiterung über eine Partnerschaft erfährt auch der PaaS Dienst Nutanix Database Service, der dank der neu vorgestellten Kooperation mit EnterpriseDB (EDB) um die Unterstützung von PostgreSQL Datenbanken erweitert wird.

Die letzte große Ankündigung der Hausmesse war eine Erweiterung von dem 2023 vorgestellten Project Beacon, mit dem der Anbieter den Betrieb von Applikationen sowie die von ihnen benötigten Daten von der Administration der zugrundeliegenden Infrastruktur wie VMs und Container entkoppeln will. Der Nutzen für die Kunden soll darin liegen, Applikationen viel einfacher zwischen der Cloud und dem Rechenzentrum migrieren zu können.

Unter dem Motto "Build Once, Run Anywhere" stellte Nutanix Erweiterungen von Project Beacon im Bereich des Betriebs von containerisierten Applikationen und bei der Integration von Datendiensten vor. Dazu wird Project Beacon mit der hauseigenen Nutanix Kubernetes Plattform verheiratet, um die Verwaltungserfahrung von Kubernetes konsistent zu halten, egal ob die Public Cloud oder das lokale Rechenzentrum der Ausführungsort ist. Perspektivisch entwickelt Nutanix zusätzlich seine AOS-Plattform weiter, um zukünftig Container auch ohne Hypervisor betreiben zu können. Der nächste Schritt hierzu ist die Entwicklung von Cloud Native AOS, das zunächst für den Containerdienst AWS EKS bereitstehen sollen. Als Termin hierfür nannte Nutanix das zweite Halbjahr 2024, wo Kunden eine Early Access Version in EKS testen können.

Wie es im aktuell seit der VMware-Übernahme durch Broadcom sehr unruhigen Markt für Rechenzentrums-Clouddienste und Virtualisierung weitergehen wird, werden die nächsten Monate zeigen. Nutanix zumindest konnte überzeugend darstellen, dass der Hersteller bereit ist, wechselwilligen Kunden einen neuen Hafen anzubieten.

(axk)