Nvidia und die 100 Dinosaurier

Mit einer Kampagne will der Grafikspezialist die Spannung bis zur Vorstellung des neuen 3D-Chips NV30 steigern; einige Details zur Architektur wurden auch bekannt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 277 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Manfred Bertuch

Mit seiner "Are you ready"-Kampagne will der Grafikspezialist Nvidia die Spannung bis zur Vorstellung seines nächsten 3D-Chips mit der Codebezeichnung NV30 steigern. Zuletzt gab man auf dem Nvidia Mania's Day in Korea einige Details über den neuen Grafikchip bekannt. So soll sein Geometriedurchsatz den des GeForce4 um mehr als das Doppelte übertreffen und das Dreißigfache der Infinite Reality betragen. Diese war Anfang der 90er Jahre das schnellste Grafiksubsystem von SGI, das allerdings weniger durch seine Geometrieleistung beeindruckte, sondern durch seine immense Pixelfüllrate als State-of-the-Art galt.

Der NV30 wird nach Angaben von Nvidia zudem aus 125 Millionen Transistoren bestehen, was dem Dreifachen eines Pentium-4-Prozessors entspricht. Allein die Pixel Shader verfügen über eine Rechenleistung von 51 GFLOPS. Der fünf Jahre alte Riva 128 kam noch mit 3 Millionen Transistoren aus und leistete 5 GFLOPS. Dank seiner Rechengewalt ist der NV30 in der Lage, 100 Jurrasic-Park-Dinosaurier mit einer Bildrate von 100 fps darzustellen, wie eine Firmenpräsentation überschwänglich erzählt.

Nvidia betont vor allem, dass der NV30 Grafik in Kinoqualität erzeugen kann (cinematic rendering), und dass nicht nur mit ruckelnden Bildraten, sondern in Echtzeit. So könne der Chip die Szenen aus dem Film Final Fantasy mit 24 Bildern/s berechnen. Die Fähigkeiten der Vertex und Pixel Shader gehen noch über den Stand der Spezifikation 2.0 hinaus, die ATI beim Radeon 9700/9500-Chips realisiert hat. Die Pixel-Shader des NV30 sollen über mehr Instruction Slots, mehr Hilfsregister und einen größeren Befehlssatz verfügen. Zur Darstellung schwieriger Oberflächen, wie gebürstetes Metall (anisotropic lighting), lichtleitendes Material (subsurface scattering) oder mehrfarbig reflektierende Metallic-Lakierungen reichen die Fähigkeiten des ATI-Chips offenbar aus. Bei einigen anspruchsvollen Beispielen wie prozeduralen Texturen kommt der Nvidia-Chip aber mit einem Durchlauf aus, während der ATI-Chip mehrere Passes benötigt. Solche Spezialfälle sind in der Spielewelt kaum von Relevanz; beim Entwurf von hochwertiger CG-Grafik für Kinoproduktionen wäre der NV30 dann aber tatsächlich im Vorteil.

Nvidia will den NV30 erstmalig auf der Herbst-Comdex vorstellen, die vom 16. bis 22. November in Las Vegas stattfindet. Erste, geringe Stückzahlen von Grafikkarten sollen noch im Dezember verfügbar werden. Mit größeren Mengen ist aber erst im Januar/Februar 2003 zu rechnen.

Die Produktion des bislang leistungsstärksten Nvidia-Chips, GeForce4 Ti4600, soll TSMC bereits eingestellt haben. Eventuell gibt Nvidia so Produktionskapazität frei, um den Ausstoß des Ti4200 zu steigern, der sich zurzeit sehr gut verkauft. Andere Meldungen berichten dagegen von einem Ti4800, hinter dem sich aber kein schneller getakteter GeForce4, sondern eine AGPx8-Version des Ti4600 verbergen soll. Auch dieser Schritt wäre als Antwort auf ATIs Radeon 9700 und dessen Workstation-Version FireGL X1 plausibel. (Manfred Bertuch) / (jk)