OECD: Noch kein großer Jobverlust durch KI

Der befürchtete Jobkahlschlag wegen KI-Einsatz lässt sich laut Studie der OECD noch nicht feststellen. Was aber nicht heiße, dass er nicht noch kommen könne.

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(Bild: Skorzewiak/Shutterstock.com)

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Die jüngsten Fortschritte der Künstlichen Intelligenz haben bislang noch keine große Ersetzung von Arbeitsplätzen nach sich gezogen, stellt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD in ihrem Beschäftigungsausblick für das Jahr 2023 fest. Dabei habe die Technologie sehr wohl das Potenzial, eine Revolution der Arbeitswelt zu entfachen, schätzen die OECD-Forscher die Lage ein.

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Derzeit sei die Technik aber nur in einem kleinen Teil der Firmen tatsächlich schon angekommen; vor allem seien es große Unternehmen, die aufspringen. Sinkende Kosten für entsprechende Tools könnten die Implementierung aber zunehmend beschleunigen. Darüber hinaus könnten die Arbeitgeber statt auf Entlassungen auch zunächst eher auf schleichende Schrumpfung der Belegschaft durch etwa Verrentung setzen. Folglich könne es noch dauern, bis sich am Arbeitsmarkt die negativen Konsequenzen von KI-Einsatz tatsächlich zeigten.

Generative KI-Tools wie ChatGPT, die auf Prompt-Eingabe hin Texte, Bilder oder Code erzeugen können, beflügeln derzeit einen enormen Hype – und eine breite Debatte, was die Technik speziell für den Arbeitsmarkt der Bürojobs bedeutet. Bislang machte Automatisierung vor allem Stellen mit geringem Qualifikationsprofil und hohem Anteil an Routine-Tätigkeiten überflüssig. Doch mit ChatGPT und Co. könnte das nun vor allem die hochqualifizierten Angestellten treffen, sagen die OECD-Forscher.

Aktuell sehe aber noch so aus, dass gerade die Hochqualifizierten eher eine Ergänzung durch KI-Technik erfahren. Betrachte man nicht nur KI, sondern auch weitere Automatisierungs-Technologien, dann sei das Ersetzungsrisiko nach vor bei Jobs am größten, die geringere Kompetenzen erfordern und überwiegend von jüngeren Arbeitskräften ausgeübt würden. In Deutschland entspreche der Anteil der Tätigkeiten mit dem höchsten Automatisierungsrisiko 28,7 Prozent der Beschäftigung. Der OECD-Schnitt ist mit 27 Prozent niedriger.

Laut OECD mache sich die Mehrheit der befragten Beschäftigten in jedem Fall Sorgen darüber, durch KI ersetzt zu werden. Befragt wurden dabei Angestellte aus der Finanzbranche sowie fertigenden Betrieben in sieben verschiedenen Ländern. Demnach fürchteten 63 Prozent der Finanzleute um ihren Arbeitsplatz, 57 Prozent in der Fertigung. Angestellte, die mit KI-Tools arbeiteten, berichteten aber auch Positives: Rund 80 Prozent sahen ihre Leistung verbessert, 55 Prozent sahen ihre Gesundheit verbessert, 63 Prozent gaben an, mehr Freude am Job zu haben.

Die Arbeitgeber in den befragten Branchen nannten laut OECD zu rund zwei Dritteln Umschulung und Weiterbildung der Belegschaft als Antwort auf Herausforderung durch die KI. Rund die Hälfte würde sich über Dienstleister externe Kompetenz einkaufen. Je nach Branche ein Drittel bis die Hälfte sieht Neueinstellungen und bislang weniger als ein Fünftel Entlassungen als geboten.

Weiterbildung gehört auch zu den Maßnahmen, die die OECD der Politik empfiehlt, um Gesellschaften fit für das KI-Zeitalter zu machen. Ebenso sollte KI-Einsatz auch Gegenstand von Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten sein. Insgesamt fehle es noch an Daten und aussagekräftigen Studien, um wirklich sagen zu können, ob positive Effekte und neue Stellenprofile durch KI den Jobmarkt eher beflügelten – oder ob es doch zum großen Stellenkahlschlag komme.

Konkrete Ansagen für Kürzungen waren im Mai etwa vom IBM-Chef Arvin Krishna zu vernehmen: So sollen bei IBM Besetzungen von Stellen pausiert werden, deren Aufgaben durch KI erledigt werden können. Ebenfalls könne er sich vorstellen, rund 30 Prozent dieser Jobs komplett durch KI und Automatisierung zu ersetzen, was rund 7800 Arbeitsplätze seien.

(axk)