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OLPC-Projekt liefert 250.000 XO-Laptops nach Indien

| Christof Windeck

Indische Regierungsvertreter standen dem One-Laptop-per-Child-Konzept bisher ablehnend gegenüber, nun fasst das OLPC-Konzept in Indien offenbar trotzdem Fuß.

Großer Erfolg für das One-Laptop-per-Child-(OLPC-)Projekt von Nicholas Negroponte: Trotz bisher eher skeptischer Haltung indischer Regierungsvertreter sollen jetzt 250.000 XO-Laptops nach Indien geliefert werden. Das teilte der Projektleiter von OLPC India [1], Satish Jha, der US-amerikanischen PC World mit [2]. Demnach sollen ab Juni Geräte an rund 1500 Schulen geliefert werden.

Laut Satish Jha haben zwei Regierungsorganisationen und ein privater Geldgeber die Verträge über 250.000 Schüler-Laptops abgeschlossen; weitere Details nannte er anscheinend nicht. Es wird spekuliert, dass die Digital Bridge Foundation, die bereits am indischen "OLPC Day [3]" im vergangenen August beteiligt war, der private Geldgeber sei. Diese Stiftung gehört wie der indische Telekom-Konzern Reliance Communications (RCom [4]) zur Reliance Anil Dhirubhai Ambani Group (Reliance ADA [5]) des Milliardärs Anil Ambani. RCom kooperiert seit 2007 mit OLPC India und soll die Kommunikationsinfrastruktur für OLPC-Schulen schaffen.

In Indien gab es bisher nur einige kleinere OLPC-Musterprojekte. Die indische Regierung sieht beim "100-Dollar-Laptop" unter anderem auch Probleme mit der Finanzierung und hat eigene Projekte ins Leben gerufen, die noch billigere Zugangsgeräte für E-Learning entwickeln sollen – in diesem Zusammenhang war bereits von einem "10-Dollar-Laptop" die Rede [6]. Wichtiger ist in diesem Zusammenhang das Projekt Sakshat [7] als Teil der National Mission on Education through Information and Communication Technology, die die Schul- und Ausbildung in ländlichen Regionen und ärmerer Bevölkerungsschichten verbessern soll.

Doch indische Regierungsvertreter kritisierten auch das mit dem XO-Laptop und seinem Spezial-Betriebssystem beziehungsweise der Lernsoftware Sugar [8] umgesetzte Konzept des selbstständigen Lernens. Der konventionellere, lehrerzentrierte Ansatz von Intel [9] (Skoool [10]/Classmate PC [11]) war deshalb in Indien bisher erfolgreicher. Firmen wie HCL [12] und Wipro [13] verkaufen den Classmate in Indien. Die 250.000 indischen XO-Laptops könnten aber dazu beitragen, dass die ursprüngliche Idee der OLPC-Initiative, die von taiwanischen Firmen produzierten Geräte mit Spezial-Technik und freier Software durch sehr große Stückzahlen billiger zu machen, doch noch erreicht wird.

In Kooperation mit der Organisation Human Rights Respect Awareness Raising Campaigners (HURRARC [14]) sollen auch in Sierra Leone – nach einem Pilotversuch mit 100 XO-Laptops – bis 2011 5000 Schüler-Notebooks verteilt werden. Kürzlich hatte das OLPC Tech Team angekündigt, eine verbesserte Version des XO-1 als XO-1.5 mit VIA-Hardware zu entwickeln [15]. (ciw [16])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-216299

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.olpc.co.in/
[2] http://www.pcworld.com/businesscenter/article/163813/india_sierra_leone_place_olpc_orders.html
[3] http://www.olpc.co.in/olpcindiaday/index.html
[4] http://www.rcom.co.in/webapp/Communications/rcom/index.jsp
[5] http://www.relianceadagroup.com/adportal/ADA/media/RelianceADAGroup.html
[6] https://www.heise.de/news/Indischer-Billigstcomputer-fuer-E-Learning-verzoegert-sich-weiter-204966.html
[7] http://www.sakshat.ac.in/
[8] https://www.heise.de/news/Kinderbetriebssystem-Sugar-auf-USB-Stick-216018.html
[9] http://www.intel.com/cd/corporate/education/apac/eng/in/239067.htm
[10] http://www.skoool.com/
[11] https://www.heise.de/news/IDF-Dritte-Generation-des-Classmate-PC-mit-drehbarem-Touchscreen-198050.html
[12] http://www.hclstore.in/ultra-portable-laptops.html
[13] http://www.wipro.in/Products/notebooks/html/N_WL7B3800.html
[14] http://www.hurrarc.org/
[15] https://www.heise.de/news/XO-Laptop-auch-mit-VIA-Prozessor-Update-213890.html
[16] mailto:ciw@ct.de