IDF: Dritte Generation des Classmate PC mit drehbarem Touchscreen

Intels eigene Netbook-Kreation für Schulen (nicht nur) in Entwicklungs- und Schwellenländern soll bald auch mit einem Tablet-PC-ähnlichen Display zu haben sein.

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Vom Classmate PC, den Intel vor zwei Jahren unter dem Codenamen Eduwise als Konkurrenzprodukt zum sogenannten 100-Dollar-Laptop XO der OLPC-Initiative angekündigt hatte, soll noch in diesem Jahr eine dritte Gerätegeneration erscheinen, die mit einem dreh- und klappbaren sowie berührungsempfindlichen Display ausgestattet sein wird. Anlässlich des IDF veröffentlichte Intel erste Fotos des Gerätes, ohne bisher allerdings weitere Details zu verraten. Insbesondere ist unklar, ob sich das Display – wie bisher nur teurere Tablet PCs – ausschließlich mit dem beigelegten Stift (Stylus) bedienen lassen soll oder ob es auch auf Fingerberührung reagiert und damit auch auf versehentliche Treffer, etwa mit dem Handballen.

Wie die jüngeren Geräte der zweiten Generation dürfte der kommende Classmate PC mit den typischen Netbook-Ingredienzien bestückt sein, also im Wesentlichen einem Atom-N270-Hauptprozessor und dem Mobilchipsatz 945GSE. Während die ersten Classmates – genau wie der Asus Eee PC 701 – noch mit einem mickrigen 7-Zoll-Display bestückt waren, setzt Intel bei den jüngeren Maschinchen auf Schirme mit 8,9 Zoll Diagonale und 1024 × 600 Bildpunkten Auflösung. Als Massenspeicher dienen entweder Billig-SSDs mit USB- oder PATA-Anschlüssen oder herkömmliche Festplatten im 1,8-Zoll-Format.

Eigentlich hatte Intel den Classmate PC für Schulkinder in Entwicklungs- und Schwellenländer entwickelt, nämlich als technischen Konkurrenten zu dem mit einem AMD Geode bestückten XO und für die vom Konzept her andere Intel-Bildungsinitiative. Während die OLPC-Initiative den Mini-Laptop selbst ins Zentrum des Bildungskonzeptes stellt, der die Schüler quasi zum Lernen in Eigenregie befähigen und verlocken soll, stehen bei Intel ausgebildete Lehrkräfte im Mittelpunkt. Genau über diesen Unterschied im Konzept sind sich OLPC-Initiator Nicholas Negroponte und Intel-Chairman Craig Barrett auch schon mehrfach in die Haare geraten. Deshalb ist es auch als Seitenhieb zu verstehen, dass Barrett vorgestern auf dem IDF wieder einmal die Bedeutung guter Lehrer für die Bildung betonte. Inhalte für den Einsatz von Schüler-Notebooks im Unterricht gibt es unter anderem via Skoool.com.

Den Classmate PC liefert Intel nicht selbst, sondern die Firma kooperiert in unterschiedlichen Ländern mit verschiedenen OEM-Partnern, die wiederum die Geräte nach ihren Vorstellungen und denen ihrer Kunden konfigurieren. Deshalb handelt es sich bei den von Intel jeweils vorgeführten Entwürfen eigentlich nur um Beispielkonfigurationen. Von der zweiten Classmate-PC-Generation gibt es beispielsweise bereits auf ClassmatePC.com zwei Varianten, nämlich einmal mit Celeron M 900 und dem Chipsatz 915GMS oder eben mit Atom. Die Atom-Version soll mit dem größeren 6-Zellen-Akku mehr als 6 Stunden lang laufen.

Mittlerweile können auch Privatleute die verschiedenen Classmate-PC-Versionen kaufen, in Deutschland etwa offeriert Wortmann den Atom-Classmate mit 2-GByte-Flash-Modul, 1 GByte RAM und Windows XP Home Edition für 359 Euro als Terra Mobile-Home EDU. Via Amazon verkauft die Firma CTL in den USA ihre 2goPC-Classmate-Varianten mit Linux ab 399 US-Dollar, setzt aber den Celeron ein sowie eine 40-GByte-Magnetplatte. Die italienische Firma Olidata wiederum liefert noch den Classmate PC der ersten Generation mit 7-Zoll-Display als JumPC für 299 Euro.

Laut Intel wurden mittlerweile "mehrere hunderttausend" Classmate PCs der ersten und zweiten Generation weltweit verkauft; alleine in Portugal beispielsweise sollen eine halbe Million Geräte für Grundschüler beschafft werden. Auch in Deutschland ist laut Intel zurzeit ein Classmate-PC-Pilotprojekt in Planung.

Zum IDF Fall 2008 siehe auch:

(ciw)