PV-Lager sind voll: Fronius kündigt 350 Mitarbeitern

Der Ausbau von Solaranlagen in Österreich ist um ein Drittel eingebrochen. Hersteller Fronius streicht 350 Stellen. Mehr Mitarbeiter bleiben in Kurzarbeit.​

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Solarzellen

Wechselrichter von Fronius

(Bild: Fronius)

Lesezeit: 3 Min.

Fronius, der österreichische Hersteller von Wechselrichtern, muss hunderten Mitarbeitern kündigen. Denn Photovoltaik-Anlagen verkaufen sich nicht so wie vorhergesehen. Aufgrund gesunkener Energiepreise und unsicherem Ausblick auf Subventionen ist der Ausbau in Österreich gegenüber dem Vorjahr um 30 bis 40 Prozent eingebrochen. Hinzu komme das Problem mit "Dumpingpreisen von Herstellern aus China, die den europäischen Markt mit Produkten teilweise unter Herstellungskosten überschwemmt haben", sagt Fronius-Chefin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß.

Diesen Wettbewerbsnachteil könnte ihr Unternehmen nicht länger ausgleichen. Nicht lange ist es her, da konnte Fronius gar nicht genug Wechselrichter produzieren. Zunächst gab es Schwierigkeiten in der Lieferkette, dann ließ der Überfall Russlands auf die Ukraine Energiepreise stark steigen, was Solaranlagen attraktiver machte. Fronius investierte 2022 und 2023 circa 420 Millionen Euro in zusätzliche Produktionsanlagen im oberösterreichischen Sattledt und im tschechischen Krumau. Zudem stellte die Firma 2.000 zusätzliche Mitarbeiter ein.

Doch die Prognose eines anhaltenden Solarbooms hat sich nicht erfüllt. Die Lager bei Großhändlern und Solaranlagen-Installateuren sind voll. Bereits seit Ende des Vorjahres mussten 1.000 Fronius-Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen; weitere 100 Kräfte, die im Auftrag von Drittfirmen bei Fronius arbeiteten (Arbeitnehmerüberlassung), wurden diesen zurückgegeben. Leider war das nicht genug, die Marktlage habe sich im Laufe des Jahres 2024 sogar noch zugespitzt, sagt Engelbrechtsmüller-Strauß. Sie muss jetzt 350 Mitarbeitern kündigen, vorwiegend am Standort Sattledt.

Entsetzt reagiert Alois Schroll, Energiesprecher der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ): "Das wäre nicht nötig gewesen", sagt Schroll. Seine Kritik richtet sich nicht an den Arbeitgeber, sondern an die Bundesregierung. Konkret habe Leonore Gewessler, Grüne Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, verabsäumt, die Vergabe von Subventionen für Solaranlagen an regionale Produktion derselben zu knüpfen.

Genau diese Möglichkeit biete das 2021 beschlossene Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Die entsprechende Ermächtigung der Ministerin für eine solche Verordnung sei auf Druck der SPÖ in das Gesetz aufgenommen worden, berichtet Schroll. Doch sie sei ungenutzt geblieben: "Stattdessen setzen wir uns schutzlos der chinesischen Vormachtstellung in der Solartechnologie aus."

Fronius wurde 1945 gegründet und hat seinen Hauptsitz im oberösterreichischen Pettenbach. Das Unternehmen erzielte zuletzt knapp zwei Drittel seines Umsatzes mit Solartechnik, gut ein Drittel mit Schweißtechnik. Hinzu kommt noch eine kleine Sparte, die Ladetechnik für Antriebsakkus und Starterbatterien herstellt. Die deutsche Niederlassung befindet sich im osthessischen Neuhof-Dorfborn; insgesamt ist Fronius mit 38 Tochtergesellschaften auf fünf Kontinenten vertreten.

Update

In einer früheren Fassung des Textes war die Rede davon, dass Fronius Solarmodule herstellt. Richtig ist, dass Fronius Wechselrichter und Zubehör herstellt. Wir haben dies korrigiert.

(ds)