Astronomie: Riesenstern Beteigeuze wird kurz hinter Asteroiden verschwinden

Unter anderem in Südeuropa und Miami wird in der Nacht ein seltenes Schauspiel am Nachthimmel zu sehen sein: Ein Asteroid wird vor Beteigeuze vorüberziehen.

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Das Sternbild Orion

Orion wird kurz seine Schulter (rechts oben) verlieren

(Bild: Rogelio Bernal Andreo, CC BY-SA 3.0 Deed )

Lesezeit: 3 Min.

In der Nacht zu Dienstag wird auf der Erde eine besonders seltene Sternverfinsterung zu sehen sein, bei der einer der hellsten Sterne am Nachthimmel vorübergehend verschwindet. Das geht unter anderem aus Daten des Onlineportals OccultWatcher hervor. Demnach wird das eindrucksvolle Himmelsschauspiel in einem vergleichsweise schmalen Streifen zu sehen sein, der sich von Zentralasien aus über die Türkei, nach Griechenland, Süditalien und Südspanien bis nach Miami und Mexiko erstreckt. Für wenige Sekunden wird dort der Hauptgürtelasteroid (319) Leona den hellen Stern Beteigeuze im Sternbild Orion verdecken. Das auch für die Wissenschaft interessante Ereignis wird vom Virtual Telescope live ins Internet übertragen.

Hier wird das Ereignis sichtbar sein

(Bild: IOTA)

Totale Verfinsterungen oder Okkultationen besonders heller Sterne sind äußerst selten, zuletzt gab es etwa eine pro Jahrzehnt. Die jetzt anstehende Verfinsterung von Beteigeuze dürfte auch unter denen zu den eindrucksvollsten gehören, denn der Schulterstern des Orion ist normalerweise einer der zehn hellsten Sternen am Nachthimmel. Seine Verdunkelung wird also auch dort zu sehen sein, wo nur wenige Sterne am Nachthimmel auszumachen sind, beispielsweise in Städten. Eine ganze Reihe von Teleskopen wird auf das Ereignis ausgerichtet. Die sollen die Gelegenheit nutzen, um die Form von Leona zu bestimmen und präzisere Daten zur Verteilung der Helligkeit über die Sternscheibe von Beteigeuze zu sammeln.

Die Liveübertragung der Verfinsterung des Virtual Telescopes soll am Dienstag um 2 Uhr MEZ beginnen, das eigentliche Ereignis wird dabei nur wenige Sekunden dauern. Wo genau Beteigeuze dabei kurz vom Nachthimmel verschwinden wird, lässt sich etwa bei Occultwatcher.net einsehen. Häufiger als solche Verfinsterungen durch Asteroiden sind solche durch Planeten, vor allem durch die Venus. Okkultationen wie von Beteigeuze werden zumeist zur Erforschung der bedeckenden Himmelskörper genutzt. Das ist etwa bei dem Doppelasteroiden Didymos geschehen, in den später die NASA-Sonde Dart gerast ist. Auf einem namenlosen Kleinplaneten weit hinter dem Pluto wurde mit dieser Methode sogar die möglicherweise höchste Erhebung im Sonnensystem gefunden.

Der jetzt vor der Verfinsterung stehende Stern Beteigeuze hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Dass er am Ende seines Lebens angekommen ist, darüber herrscht in der Forschung Einigkeit. Die finale Supernova wird aber eigentlich erst in 10.000 bis 100.000 Jahren erwartet. Eine ungewöhnlich starke Verdunkelung des für seine Helligkeitsschwankungen bekannten Sterns zur Jahreswende 2019/20 war teilweise sogar als Ankündigung seines bevorstehenden Endes interpretiert worden. Das war wohl falsch, aber eine neue Interpretation der Messdaten war im Sommer wieder als Anzeichen dafür interpretiert worden, dass die finale Supernova doch deutlich näher ist, als gedacht.

(mho)