On2 erhebt Vorwürfe gegen MPEG-4-Patentinhaber

In einem offenen Brief an das US-Justizministerium und die 50 Hauptstaatsanwälte der US-Bundesstaaten bezichtigt On2 Technologies die MPEG-4-Patentinhaber der Monopolisierung.

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Von
  • Volker Zota

In einem offenen Brief an das US-Justizministerium und die 50 Hauptstaatsanwälte der US-Bundesstaaten greift der Hersteller von Videokompressionsverfahren On2 Technologies die MPEG Licensing Authority (MPEG LA) an. On2 sieht sich wie auch andere Videocodec- und Streaming-Anbieter (wie RealNetworks, Microsoft, Sorenson oder DivX Networks) durch die "Machenschaften" der MPEG LA bedroht und fordert das US-Justizministerium zu einer kartellrechtliche Untersuchung wegen versuchter Monopolisierung seitens der MPEG-4-Patentinhaber auf.

1997 hatte das Justizministerium neun (inzwischen 19) Unternehmen und der Universität von Columbia eine Ausnahmegenehmigung erteilt, ihren gemeinsamen Patentpool für MPEG-2 über eine Firma – die daraufhin gegründete MPEG LA – zu verwalten. Ziel war es damals, leichter einen internationalen Videostandard zu schaffen. Da sich die Genehmigung lediglich auf die MPEG-2-Patente beziehe und die MPEG LA beim Justizministerium keinen Antrag auf Erweiterung gestellt habe, zweifelt On2 Technologies die Rechtmäßigkeit der Ende Januar von der MPEG LA gestellten Lizenzforderungen für MPEG-4-Video an. Zunächst hatte sich nur Apple, das seine Streaming-Strategie gänzlich auf MPEG-4 ausgerichtet hatte, gegen die Lizenzforderungen ausgesprochen und hat davon bislang davon abgesehen, das mit MPEG-4 ausgerüstete QuickTime 6 zu veröffentlichen.

Weiterhin erachtet die Firma die Schaffung eines neuerlichen "Standards" oder die Erweiterung der Ausnahmegenehmigung für interaktive Medien und Digital-TV für unnötig. Etwa Microsofts Media Player oder der RealPlayer seien bereits auf bis zu 200 Millionen Systemen und unterschiedlichsten Hardware-Plattformen installiert, sodass es keinerlei Grund gebe, mit Hilfe einer Regierungsgenehmigung einen Standard zu erzwingen.

Noch steht eine Stellungnahme des Justizministeriums aus. Man darf jedenfalls gespannt sein, ob die Veröffentlichung der "MPEG-4 Visual Patent Portfolio License" MPEG-4 mehr geschadet als gefördert hat. Auch stellt sich die Frage, ob Mitbewerber wie On2 genügend Unterstützung bekommen haben, um ihre eigenen Entwicklungen zu bewerben – darüber lässt sich On2 auch nicht in dem "Position Paper" ans Justizministerium aus. Unterdessen werkeln sowohl Microsoft als auch RealNetworks still und leise an der nächsten Generation ihrer Media-Architekturen, ohne sich von dem Gerangel um MPEG-4 beeindrucken zu lassen. (vza)