One verzichtet auf WLAN-Hotspots

Nach einem durchwachsenen Jahresergebnis 2005 hat sich der drittgrößte österreichische Mobilfunk-Anbieter One dazu entschlossen, seine WLAN-Hotspots abzuschalten.

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Nach einem durchwachsenen Jahresergebnis 2005 hat sich der drittgrößte österreichische Mobilfunk-Anbieter One dazu entschlossen, seine WLAN-Hotspots abzuschalten. Die Zugangspunkte seien einfach nicht genutzt worden, begründete One-Chef Jorgen Bang-Jensen die Entscheidung Mittwochabend in Wien. Auch ein Käufer für die Infrastruktur konnte nicht gefunden werden. Als "Riesenerfolg" bezeichnete er jedoch die Neuausrichtung der Tochterfirma Yesss als Mobilfunk-Discounter. In dieser einstmals als eWave bekannten Firma hatte die WLAN-Sparte ursprünglich ihren Anfang genommen. Von Anfang April bis Ende Dezember konnte Yesss über 200.000 GSM-User als Kunden gewinnen. One selbst verlor im Jahr 2005 42.000 Kunden und kann zum Jahresende 1,46 Millionen Kunden zählen. Der im One-Netz funkende MVNO (Mobile Virtual Network Operator) Tele2UTA meldete 166.000 SIM-Karten (ein Plus von 68.000). Insgesamt waren im Mobilfunknetz von One also rund 1,8 Millionen Nutzer aktiv.

One hatte den WLAN-Ausbau bereits Anfang 2005 gestoppt und die technische Betreuung zu Alcatel ausgelagert. "Wir glauben weiterhin an die Wichtigkeit von Wireless LAN, wollen uns aber strukturell optimal aufstellen", hatte Unternehmenssprecher Florian Pollack damals gesagt. "Wenn es Geräte, die sowohl UMTS als auch WLAN beherrschen, am Markt gibt, wird auch die Nutzung der Hotspots zunehmen." Diese Hoffnung musste nun begraben werden. Im Laufe des vergangenen Jahres war auch das nationale WLAN-Roaming mit T-Mobile beendet worden. Mitte 2003 an 300 Lokalitäten gestartet, bot One seinen Kunden mit zwischenzeitlich über 600 Hotspots das dichteste Netz an WLAN-Hotspots in Österreich.

Auch die im März gestartete Werbelinie, die One als Mobilfunker mit dem "besten Service" positionieren sollte, wird nicht weitergeführt. "Wir werden 2006 nicht mehr viel über Service reden, aber den Kundennutzen in den Vordergrund stellen", meinte Bang-Jensen. Der Begriff "Service" sei zu offen, würde zu unterschiedlich interpretiert. Die ersten Arbeiten der neuen Werbeagentur Jung von Matt/Donau ("Du bist Deutschland") sollen im zweiten Quartal sichtbar werden. Die Service-Strategie an sich sei jedoch erfolgreich und werde fortgeführt. One-Kunden würden sich eher wieder für One entscheiden als Kunden anderer Netze für ihren derzeitigen Anbieter (so genannte Wiederwahlbereitschaft). Der Anteil am Businessmarkt sei von 15 auf 18 Prozent geklettert.

Der Umsatz von One im Mobilfunk-Bereich (inklusive Großhandel, ohne Geräteverkauf, Festnetz, Internet etc.) wurde 2005 bei 627 Millionen Euro gehalten (plus 1 Million). Der Free Cashflow konnte durch "vorsichtige Investitionspolitik" um 30 Millionen auf 128 Millionen Euro gesteigert werden. Beim Reingewinn konnte nach positiven Einmaleffekten in den beiden vorangegangenen Jahren diesmal jedoch nur etwa eine halbe Million erwirtschaftet werden. Das EBITDA rutschte von 202 auf 175 Millionen Euro, ein Minus von 13,4 Prozent. Grund hierfür sei der Aufbau der Marke Yesss, die Service-Strategie und der Preisdruck, erklärte Bang-Jensen.

Wie 2005 will One auch 2006 etwa 70 Millionen Euro investieren. Das Geld soll in die Modernisierung des GSM-Netzes, den Ausbau der Musik-Angebote sowie die Errichtung eines HSDPA-Netzes in Wien fließen. Um die Jahresmitte herum sollen die ersten HSDPA-Zugänge aktiv werden. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)