Online-Apothekenmarkt: DocMorris-Mutter kampfbereit

Das elektronische Rezept kommt, der Markt für Arzneimittel steht vor einem großem Wandel. Womöglich mischt auch Amazon bald mit.

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Online-Apothekenmarkt: DocMorris-Mutter kampfbereit

(Bild: SViktoria/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Die größte europäische Versandapotheke DocMorris und ihre Schweizer Mutter Zur Rose sehen sich für einen möglichen Einstieg von Amazon in den Medikamentenmarkt gut gewappnet. "Wir geben Gas, wir bauen unseren eigenen Online-Gesundheitsmarktplatz auf", sagte der Chef der Zur-Rose-Gruppe mit Sitz im schweizerischen Frauenfeld, Walter Oberhänsli, der Deutschen Presse-Agentur. Die Plattform soll noch in diesem Jahr in Deutschland starten. Dafür reicht Oberhänsli stationären Apothekern, die in dem Konkurrenten eher einen Branchenschreck sehen, die Hand. Sie sollen die Plattform mitnutzen.

Amazon hat sich dem Apothekenmarkt mit dem Kauf von Pillpack in den USA schon zugewandt, ein Einstieg in Europa gilt als Frage der Zeit. Oberhänsli weist auch Gedankenspiele von Branchenspezialisten über eine Fusion mit der zweitgrößten Versandapotheke Europas, Shop Apotheke Europe, nicht von der Hand. "Wir wären dumm, wenn wir sagen würden: Das kommt niemals in Frage", sagte Oberhänsli. "Im Moment ist das aber kein Thema." Wenn Amazon nach der Zur-Rose-Gruppe greifen würde, müssten die Aktionäre über ein Angebot entscheiden.

Oberhänslis Vision: Ein Online-Marktplatz, der neben einem E-Rezeptservice und Angeboten stationärer Apotheker auch Serviceleistungen von Krankenkassen, Versicherungsprodukte und Apps zum Gesundheitsmanagement anbietet. Gespräche mit Apothekenverbünden liefen bereits. "Wir sind zuversichtlich, weil wir glauben, dass es viele Apotheken gibt, die die Zukunft mitgestalten wollen."

Zur Rose hat eigenen Angaben zufolge neun Millionen Kunden, acht Millionen davon in Deutschland. Der Apothekenmarkt hatte nach einer Analyse des Branchenbeobachters IQVIA 2019 einen Umsatz von 38 Milliarden Euro. Davon entfiel ein Marktvolumen von 33 Milliarden Euro auf rezeptpflichtige Präparate.

Die Corona-Krise hat der Zur Rose-Gruppe im März einen rasanten Boom beschert, auf den aber mit den Ausgehbeschränkungen im April und Mai ein Einbruch folgte. "Wir liegen bei den Bestellungen jetzt in etwa auf dem Niveau von vor der Krise, vielleicht etwas höher", so Oberhänsli. Es seien deutlich mehr Hygienemittel, Vitamine und Mineralstoffe bestellt worden.

Die Corona-Krise sei ein Paradigmenwechsel: "Sie beflügelt die Akzeptanz für den Bezug von Arzneimitteln per Versand." Der Unternehmer rechnet damit, dass der Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland bei Versandapotheken durch das E-Rezept von heute 1,4 Prozent in drei bis fünf Jahren auf mehr als fünf Prozent steigt. Seine Zielgruppe sind chronisch Kranke, die regelmäßig Medikamente beziehen.

Als Plattformbetreiber würde die Zur-Rose-Gruppe an Umsätzen mit rezeptfreien Medikamenten anderer, die dort Dienste anbieten, mitverdienen – wie Amazon auf seiner eigenen Plattform. Das Unternehmen kassiert nach Branchenangaben 15 Prozent. Was Zur Rose plant, sagt Oberhänsli nicht. Nur dies: "Wir orientieren uns nicht an Amazon".

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