Open Source-Pläne für US-TikTok: Perplexity bringt sich als Käufer ins Spiel

Das KI-Startup Perplexity hat diverse Ideen für die US-Zukunft von TikTok. Fraglich ist, ob es auch das Geld für einen Kauf hätte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
TikTok-Logo auf einem Smartphone, das auf einer US-Flagge liegt.

(Bild: Luiza Kamalova/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.

Während die Zeit für einen Verkauf der US-Sparte der Social-Media-Plattform TikTok langsam knapp wird, bringt sich Perplexity mit neuen Ideen für einen rechtskonformen Betrieb in den USA ins Gespräch. Das KI-Startup, welches eine gleichnamige Suchmaschine betreibt, will unter anderem den Quellcode des TikTok-Feeds, in dem Nutzern neue Inhalte angezeigt werden, offenlegen – ihn zu Open Source machen. Bis zum 5. April gibt US-Präsident Donald Trump noch Zeit, den amerikanischen Teil von TikTok an einen US-Käufer zu veräußern, ansonsten droht ein Verbot in dem Land.

Der chinesische Konzern Bytedance, welchem TikTok gehört, hält von einem solchen Verkauf aber wenig. Genauso hält er es mit der Transparenz des TikTok-Algorithmus der App, ein gut behütetes Geheimnis des Konzerns. Aus Angst, die chinesische Regierung könnte über TikTok US-Bürger ausspionieren und Einfluss nehmen, hatten US-Politiker im vorigen Jahr beschlossen: Entweder Bytedance verkauft die betroffenen Teile der Plattform an einen US-Interessenten, der diese dann weiter betreibt – oder TikTok wird in dem Land vollständig verboten. Die Plattform war im Januar sogar für einige Stunden in den USA gesperrt, doch zum Start seiner Amtszeit hob Trump das Verbot vorübergehend wieder auf und setzte Bytedance ein weiteres Ultimatum für einen Verkauf. Perplexity hat jetzt einen Blogbeitrag mit seinen Plänen für TikTok nach einer möglichen Übernahme veröffentlicht.

Soviel vorab: Auch mit Perplexity würde der TikTok-Algorithmus von Bytedance wohl nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Denn Perplexity plant, diesen von Grund auf neu zu gestalten, um das Risiko der Manipulation von Nutzern auszuschließen. Transparenz solle das dabei Leitprinzip sein, gelobt das Unternehmen. Kurzvideos, die der TikTok-Algorithmus für jeden einzelnen Nutzer kuratiert, werden in einer Benutzeroberfläche namens "For You"-Feed – auf deutsch "Für dich" – angezeigt. Den "For You"-Feed würde Perplexity quelloffen machen wollen, was aber nicht zwingend einer Offenlegung des gesamten US-TikTok-Algorithmus gleichkommen muss. Besagter Feed dürfte zwar eng mit dem Algorithmus in Verbindung stehen, diesen aber nicht unbedingt beinhalten – alles unter Vorbehalt, denn der Quellcode von TikTok ist im Allgemeinen nicht öffentlich.

Außerdem pocht das Startup auf die Nutzung amerikanischer Rechenzentren unter amerikanischer Führung, sollte es TikTok in Amerika betreiben. Zudem betont das Unternehmen, kein Monopol mit einem möglichen Kauf schaffen zu wollen, verweist auf seine Unabhängigkeit als vergleichsweise kleines Tech-Startup. Sein Kapital hat Perplexity bei diversen Finanzierungsrunden eingesammelt, zuletzt rund 500 Millionen US-Dollar im Dezember. Zu den bisherigen Geldgebern zählen Amazon-Gründer Jeff Bezos und KI-Chip-Spezialist Nvidia.

Selbst wenn Perplexity wollte – ein entsprechendes Monopol könnte das Startup angesichts enormer Konkurrenz durch den Konzern Meta oder Elon Musks Plattform X wohl kaum aufbauen. Bei genau solchen Wettbewerbern sieht Perplexity aber die Gefahr, sollten sie die TikTok-Sparte kaufen. US-Präsident Trump betonte bereits, ihm sei es besonders recht, wenn X-Gründer Elon Musk oder Oracle-Mitgründer Larry Ellison zuschlagen würden. Ansonsten stehen noch Konsortien diverser Investoren als Käufer im Raum, bei welchen die Gefahr bestünde, dass ByteDance die Kontrolle über den Algorithmus behält, glaubt Perplexity. Allerdings verbietet das entsprechende US-Gesetz genau das ausdrücklich.

Zudem stellt sich das Startup noch ein paar technische Neuerungen für TikTok vor. Da wären zum Beispiel die Vernetzung von TikToks immenser Videobibliothek mit der KI-gestützten Perplexity-Suchmaschine. Beides soll im jeweils anderen Medium verfügbar sein. TikTok-Videos könnten demnach zum Beispiel mit Kontext-Informationen angereichert werden, die Perplexity bereitstellt.

Bislang sind das alles nur Visionen und Versprechungen, mit denen Perplexity versucht, sich als Käufer ins Gespräch zu bringen. Und diese Gespräche – wenn es sie den geben sollte – dürften nicht einfach werden. Denn Bytedance rief zuletzt einen TikTok-Kaufpreis von mindestens 200 Milliarden Dollar auf, was wohl das Budget aller potenziellen Investoren weit überschreiten dürfte. Analysten schätzen den Wert zwischen 30 und 50 Milliarden US-Dollar ein. Zum Vergleich: Perplexity wird seit der vergangenen Finanzierungsrunde mit rund neun Milliarden Euro bewertet.

Offenbar hofft das Unternehmen auf die Gunst der US-Regierung und die Unterstützung weiterer Investoren, indem es sich als möglicher zukünftiger Betreiber betont verantwortungsvoll gibt. Ohne zusätzliche Unterstützung ist ein TikTok-Kauf wohl kaum realistisch. Laut einem Bloomberg-Bericht laufen bereits Gespräche für eine weitere Perplexity-Finanzierungsrunde. Doch bis zum 5. April bleibt nur noch wenig Zeit, das wissen auch Perplexitys finanziell besser bestückte Konkurrenten.

(nen)