OpenAI verhandelt mit Investor Microsoft ĂĽber Stellung im For-Profit-Modell
OpenAI muss seine Gemeinnützigkeit aufgeben. Das wirft die Frage auf, wie der größte Geldgeber Microsoft künftig gestellt sein wird.

(Bild: Camilo Concha / Shutterstock.com)
Es ist ein ungewöhnlicher Schritt: OpenAI will sich von einer Non-Profit-Organisation in eine For-Profit-Organisation umwandeln – das wirft beim größten Geldgeber Microsoft eine entscheidende Frage auf: Wie wird der Investor im For-Profit-Szenario gestellt sein – gemessen an den 14 Milliarden Dollar, die OpenAI bereits als Non-Profit-Organisation von dem Unternehmen erhalten hat?
Das Startup, welches ChatGPT ins Leben rief, erhielt bei seiner letzten Finanzierungsrunde Ende September 6,6 Milliarden Dollar von Investoren in Form einer Wandelanleihe, was umgerechnet auf das gesamte Unternehmen einer Bewertung von 157 Milliarden Dollar entspricht. Knapp eine Milliarde kam dabei von Microsoft.
Investment-Banken sollen beraten
Das neue Geld der Investoren ist an die Bedingung geknüpft, dass OpenAI seine Gemeinnützigkeit aufgibt. Bisher konnten die Geldgeber nur eine bestimmte Rendite bekommen, der Überschuss wanderte automatisch zur gemeinnützigen Organisation. Mit der neuen Struktur würde nicht mehr beschränkt, wie viel Geldgeber mit ihrer Investition verdienen können. Damit einher geht auch die Frage, wie viel OpenAI künftig an seinen größten Investor Microsoft abgeben wird. Beide Parteien haben jeweils eine Investment-Bank zu Rate gezogen.
Microsoft wird von Morgan Stanley beraten, OpenAI von Goldman Sachs, heiĂźt es in einem Bericht des Wall Street Journal. Neben der Frage, wie viel Microsoft kĂĽnftig von OpenAI besitzen soll, spielen auch die zukĂĽnftigen Mitspracherechte Microsofts in Fragen der UnternehmensfĂĽhrung eine Rolle.
Komplizierte Verhandlungen
OpenAI-Geldgeber und -Mitarbeiter werden zurzeit noch in einem bestimmten Rahmen an den Gewinnen einer For-Profit-Tochter von OpenAI beteiligt, welche durch das Management der Non-Profit-Dachgesellschaft kontrolliert wird. Der jeweilige Anteil richtet sich dabei nach einem Schema, welches in Gewinntranchen aufgeteilt ist. Die Ansprüche auf die ersten 194 Millionen Dollar Gewinnausschüttung haben beispielsweise ausschließlich die ersten OpenAI-Investoren überhaupt, darunter Khosla Ventures und LinkedIn-Mitgründer Reid Hoffman. Auf die nächsten 17,3 Milliarden Dollar Gewinnausschüttung hat dann zu 75 Prozent Microsoft Anspruch, der Rest teilt sich unter der OpenAI-Belegschaft und den ersten Investoren auf. Das genaue Schema hat das Wall Street Journal mithilfe von Firmendokumenten aufgeschlüsselt. Hier wird deutlich, wie viele Parteien mit ihren Ansprüchen in das neue Modell überführt werden müssen.
Die Verflechtungen von OpenAI und Microsoft machen die Verhandlungen nicht einfacher. So stellt Microsoft die Cloud-Server für die rechenintensiven OpenAI-Anwendungen zur Verfügung, während die Technologie von OpenAI bereits fester Bestandteil von Microsoft Copilot ist. Wie sich OpenAI und Microsoft letztlich einigen, wird auch maßgeblich die Erwartung der anderen Geldgeber an ihre Stellung im For-Profit-Szenario beeinflussen. Das Start-up hat jetzt zwei Jahre Zeit, den Wechsel zu vollziehen – ansonsten können die Anleihezeichner ihr Geld zurückverlangen oder versuchen, ein größeres Aktienpaket auszuhandeln.
(nen)