OpenAI will sich in den Browser-Krieg begeben

Nach Chatbot und KI-Suche soll OpenAI an einem eigenen Browser arbeiten – und holt dafür einschlägige Mitarbeiter ins Boot.

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Das Logo von OpenAI an der Fassade des Bürogebäudes in San Francisco.

(Bild: Shutterstock/ioda)

Lesezeit: 3 Min.

Ein Browser, in dem ein KI-Chatbot und eine KI-Suche bereits integriert sind – daran arbeitet offensichtlich OpenAI. Der KI-Anbieter soll mit verschiedenen potenziellen Kunden darüber gesprochen haben. Diese wollte man damit offenbar die neue Suche schmackhaft machen, die durch den eigenen Browser profitieren würde. OpenAI hat bereits neue, einschlägig bekannte Mitarbeiter aus dem Browser-Markt rekrutiert.

Das Magazin The Information berichtet darüber, dass unter anderem Mitarbeiter vom Verlag Condé Nast, dem Ticketportal Eventbrite und dem Online-Reisebüro Priceline das neue Produkt zu sehen bekommen haben. Durch einen Browser mit integrierter KI-Suche würde OpenAI noch mehr zur Konkurrenz für Google werden. Google dominiert den Browsermarkt mit Chrome deutlich. Browser wie Microsofts Edge oder Brave oder Opera basieren zudem auf Googles Unterbau Chromium. Fraglich, ob auch OpenAI diesen nutzen würde, wenn selbst Microsoft die eigene Entwicklung aufgegeben hat. Laut des Artikels steht eine unmittelbare Veröffentlichung eines Browsers nicht im Raum.

Mit SearchGPT ist bereits ein Konkurrent zu Googles Suche entstanden, auch Perplexity schickt sich als KI-Suche an, Google den Rang abzulaufen. Googles KI-Chatbot Gemini bekommt nicht die Aufmerksamkeit, die ChatGPT seit Veröffentlichung zukommt.

Stattdessen steht Google gerade eher im Fokus zahlreicher Wettbewerbs- und Markthüter. In den USA will das Justizministerium Google zum Verkauf von Chrome zwingen. Und auch der Verkauf des Mobilbetriebssystems Android steht im Raum. Der Antrag dazu ist beim Bundesbezirksgericht Washington D.C. eingegangen. Dem vorausgegangen war ein Urteil über Googles Monopolstellung. Demnach hat Google seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt, um den Wettbewerb zu verhindern. Dabei geht es um die Bevorzugung der Suchmaschine, etwa dadurch, dass diese auf vielen Geräten vorinstalliert ist, sowie um die in der Suche angezeigte Werbung. Googles verdient das meiste Geld mit eben jener Werbung.

Und nicht nur in den USA werden Googles Geschäftspraktiken derzeit kritisch beäugt. Auch die EU-Kommission hat bereits formelle Untersuchungen eingeleitet. Dabei handelt es sich um erste Prüfungen, ob sich Google an den Digital Markets Act (DMA) hält. Auch dieser soll einen fairen Markt regeln und verlangt daher die Öffnung einiger Dienste und Produkte. Erst kürzlich hatte sich auch DuckDuckGo beschwert, Google halte sich nicht ausreichend an den DMA und verlangte weitere Untersuchungen. Auch hier betreffen die Vorwürfe den Browser und die Suche.

Würde OpenAI ebenfalls Browser, Chatbot und Suche in einem anbieten, könnten ähnliche Vorwürfe auch den KI-Anbieter treffen. Allerdings hat er bisher keine Monopolstellung inne, wie Google.

Wie The Information ebenfalls berichtet, hat Ben Goodger bei OpenAI angefangen. Der war jahrelang Chefentwickler bei Firefox und hat auch an Chrome mitgearbeitet. Zudem soll Darin Fisher an Bord sein, der zuletzt für The Browser Company gearbeitet hat, die den Browser Arc herausgebracht haben. Das soll bereits eine neue Art von Browser sein – freilich weil KI im Mittelpunkt steht und für den Nutzer lästige Aufgaben übernehmen soll. Fisher war zuvor ebenfalls bei Mozilla und Google tätig.

Der Browser soll Teil eines Natural Language Webs (NLWeb) sein, OpenAI möchte das Web dahingehend verändern, dass man mit Webseiten so agiert, wie man es mit einem KI-Chatbot macht.

Update

Informationen zu den neuen Mitarbeitern wurden ergänzt.

(emw)