OpenSolaris: Solaris-Kernel und -Bibliotheken als Open Source

Der Server- und Unix-Spezialist hat Kernkomponenten seines Unix-Derivats im Quelltext freigegeben.

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Von
  • Oliver Lau

Wie erwartet, hat der Server- und Unix-Spezialist Sun sein Betriebssystem OpenSolaris im Quelltext veröffentlicht. Damit stehen Kernel, einzelne Module und Bibliotheken ab sofort unter der in der Freie-Software-Gemeinde umstrittenen, aber von der Open Source Initiative (OSI) abgesegneten Community Development and Distribution License (CDDL) zur freien Verfügung. Wie von anderen Unix-Derivaten wie Linux, FreeBSD oder OpenBSD gewohnt, darf jedermann die Quellen kopieren, nach Belieben ändern und mit eigenem Code zusammenführen -- und unter der CDDL sogar als kommerzielles Produkt auf den Markt bringen, verspricht Sun. OpenSolaris soll auf allen 32-bittigen Intel-Systemen sowie auf 64-Bit-Rechnern mit Intels EM64T oder AMD64-Prozessoren laufen.

Einnahmen verspricht Sun sich vor allem aus dem Angebot von Support-Dienstleistungen im Zusammenhang mit OpenSolaris -- und vielleicht auch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit für seine anderen Produkte, nachdem das Unternehmen im vergangenen dritten Quartal wieder einmal tiefrote Zahlen geschrieben hatte. Ob der drögen Geschäftssituation war zwischenzeitlich sogar die Rede davon, das Unternehmen von der Börse zu nehmen.

Ob Sun die Offenlegung des Betriebssystems als Mittel gegen die wachsende Verbreitung anderer Open-Source-Betriebssysteme sehe -- allen voran Linux? Nein, wie Tom Goguen, Chef der Operating Platforms Group, gegenüber US-Medien betonte. Sun selbst sei schließlich vor über 20 Jahren aus einem Open-Source-Projekt hervorgegangen: BSD-Unix. Seither sei man der zweitstärkste Vertreter in der Open-Source-Community, gleich hinter der Berkeley-Universität -- "und seit heute der stärkste."

Im Übrigen mangele es Linux beispielsweise an Selbstheilungsmechanismen und ausgefuchstem Profiling. Und genau diese Funktionen habe OpenSolaris in Form von "self-healing" und DTrace zu bieten. DTrace ist ein Verfahren, um die Laufzeiteigenschaften von Anwendungen und Anwendungsumgebungen zu untersuchen, um so Performance-Engpässe im System oder im Netzwerk auf die Schliche zu kommen. Sun hatte DTrace Anfang des Jahres im Zuge der Freigabe von rund 1.600 Patenten als erste Funktion aus Solaris 10 unter die CDDL gestellt.

Bevor es ans Installieren der frisch aus dem Sun Download Center, per BitTorrent oder von genunix.org heruntergeladenen Quellen geht, sollte man unbedingt die Release Notes studieren. Tipps zur Installation aus den Quellen oder den vorkompilieren Binaries bietet eine Kurzanleitung auf der OpenSolaris-Homepage.

Als vollständiges, abgeschlossenes System will sich das OpenSolaris-Projekt allerdings nicht verstanden wissen: Man biete kein fertiges Enduser-Produkt oder eine komplette Distribution. Vielmehr sei man primär eine Open-Source-Codebasis mit zugehörigen Entwicklertools für ein Betriebssystem, ergänzt um eine Infrastruktur zur Kommunikation unter den Entwicklern und für das Austauschen entsprechender Informationen. In der Roadmap listet das Projekt die Schritte und Zeitpläne für die Veröffentlichung weiterer Codeteile von Solaris auf. (ola)