Oracle möchte Hilfe von Microsoft für Peoplesoft-Übernahme

Oracle, zurzeit in arger Bedrängnis wegen des feindlichen Übernahmeangebots für den Unternehmenssoftware-Hersteller Peoplesoft, sucht Hilfe beim Erzrivalen Microsoft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 224 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Oracle, zurzeit in arger Bedrängnis wegen des feindlichen Übernahmeangebots für den Unternehmenssoftware-Hersteller Peoplesoft, sucht Hilfe beim Erzrivalen Microsoft. Nicht nur, dass sich Peoplesoft mit allen erdenklichen Mitteln, darunter absurd hohen Rabattversprechen für den Fall eines Oracle-Erfolges, gegen den Übernahmeversuch sperrt, auch die umworbenen Aktionäre haben der Truppe um Larry Ellison bislang die kalte Schulter gezeigt. Anläufe, das Peoplesoft-Management durch eigene Vorstandskandidaten zu unterwandern, hat der Übernahmekandidat mit wirksamen organisatorischen Maßnahmen gekontert, und nun klagt sogar das US-Justizministerium gegen den Datenbankkonzern. Anlass für das Klageverfahren ist die Befürchtung, dass im Falle eines Zusammenschlusses Großunternehmen nur noch einen einzigen amerikanischen Anbieter für betriebswirtschaftliche Software zur Wahl hätten, abgesehen vom noch deutlich größeren Konkurrenten SAP aus dem badischen Waldorf.

Laut seinem Antitrust-Wächter R. Hewitt Pate klagt das US-Justizministerium nicht zuletzt deswegen, weil es Hinweise auf Microsofts baldigen Markteintritt mit dem eigenen Softwareprojekt "Green" als zu vage ansieht. Diese Einschätzung wollen die Oracle-Anwälte offenbar mit Unterlagen aus Redmond kippen. Passende Beweisstücke müssten sie allerdings zuerst in die Hände bekommen, deshalb der Hilferuf an Microsoft.

Dabei macht es den Oracle-Strategen offenbar nichts aus, dass ausgerechnet ihr Chef Larry Ellison seinerzeit am lautesten gefordert hatte, man möge doch den Windows-Monopolisten Microsoft in kleinere Einzelunternehmen zerschlagen. Zwar hat Ellison den Konkurrenten aus Redmond bis in jüngste Vergangenheit gerne vor allem als "verurteilten Monopolisten" apostrophiert, doch die aktuelle Windrichtung trägt etwas andere Töne ans Ohr: "Man kann es Microsoft nicht übelnehmen, dass es den Markt da absahnt, wo das besonders gut geht", erklärte Oracle-Anwalt Daniel Wall. Ob solche Äußerungen ein Entgegenkommen in Redmond bewirken, lässt sich noch nicht absehen. Sollte es dazu nicht kommen, müsste Oracle vermutlich eine weitere Front in der Übernahmeschlacht aufmachen und die Windows-Company mit einer einstweiligen Verfügung unter Druck setzen. Bei Microsoft wollte man sich über die Angelegenheit bislang nicht äußern. (hps)