Oracle übernimmt Siebel [Update]

"Der Handel erfüllt zwei entscheidende Kriterien: Er ist strategisch schlüssig und er führt zu sofortigen Gewinnen", erklärt Oracle-Chef Larry Ellison.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 50 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Nach Peoplesoft und weiteren Softwareschmieden hat der Datenbankriese Oracle nun auch den CRM-Pionier Siebel aufgekauft, wie die Firmenchefs heute bekannt gegeben haben. Für den Kaufpreis von 5,85 Milliarden US-Dollar wird auch Siebels Barvermögen von 2,24 Milliarden Dollar den Besitzer wechseln, sodass der Netto-Unternehmenswert mit 3,61 Milliarden Dollar zu beziffern ist.

"Der Handel erfüllt zwei entscheidende Kriterien: Er ist strategisch schlüssig und er führt zu sofortigen Gewinnen", erklärt Oracle-Chef Larry Ellison in einer Pressekonferenz. Nach der kostspieligen Übernahmeschlacht mit Peoplesoft wird die Ellison-Truppe zusätzlich zu 1,5 Milliarden Eigenkapital auch annähernd 3,5 Milliarden US-Dollar aus Krediten aufbringen müssen, damit der Zusammenschluss wie geplant Anfang 2006 über die Bühne gehen kann.

Immerhin ist diesmal kein langer Konflikt zu erwarten: "Ein großer Tag für Siebels Kunden, Partner, Aktionäre und Mitarbeiter", jubiliert Firmengründer Tom Siebel. Er hat mit seinem Aktienanteil bereits für den Deal votiert und auch der Rest des Siebel-Vorstands empfiehlt den Aktionären, der Übernahme zuzustimmen. In diesem Fall gibt es für eine Siebel-Aktie 10,66 US-Dollar in bar oder ersatzweise in Form von Oracle-Aktien. Allerdings will Oracle nicht mehr als 30 Prozent der Siebel-Anteile in eigene Aktien umtauschen.

Anders als im Fall Peoplesoft erklärte Ellison auf der heutigen Pressekonferenz zur Siebel-Übernahme, die Software des CRM-Vorreiters solle erst einmal "for some time to come" weiter gepflegt werden, schließlich kenne niemand den Markt so gut wie Siebel, und bei Oracle sei man in Sachen Software schon immer für alles offen gewesen. Auch in Zukunft werde sich die Suite sowohl in C# und .NET als auch per Java anbinden lassen. Das schließe aber nicht aus, dass es in absehbarer Zeit trotzdem zu einer Software-Verschmelzung mit den Oracle-Anwendungen kommen werde.

Der Kauf von Siebel hatte sich bereits seit einiger Zeit angekündigt, auch wenn über einen denkbaren Käufer lange Zeit nichts Handfestes zu erfahren war. So wie sich die Lage jetzt darstellt, dürfte den Unternehmenslösungen von SAP und auch von Microsoft ein stärkerer Wind ins Gesicht blasen, wenn der mal im Plus, mal im Minus agierende, vergleichsweise kleine Mitbewerber Siebel nun auf einmal die Oracle-Seite verstärkt.

[Update:]
Der Walldorfer Software-Hersteller und Oracle-Konkurrent SAP gab sich nicht überrascht. "Wir haben damit gerechnet", sagte SAP-Sprecher Herbert Heitmann laut dpa. Der Kauf sei im Sinne von Oracles Akquisitionsstrategie konsequent. "Genauso konsequent ist es, dass wir unsere Kunden nicht kaufen, sondern gut bedienen", sagte er. Auch die neue Übernahme sei kein Grund, von dieser Strategie abzuweichen. Oracle habe noch einen langen Weg vor sich, wenn es so groß wie SAP werden wolle. Der US-Konkurrent habe im vergangenen Quartal nicht an organischem Wachstum zugelegt. "Die Kunden gehen da nicht freiwillig hin", sagte er. Sie würden durch Aufkäufe gezwungen. Zudem habe SAP im Bereich der CRM-Software so aufgeholt, das es inzwischen ein Erhebliches des Siebel-Umsatzes mache. Auch weltweit ändere sich mit der Übernahme nichts. (hps)