Oracle verkĂĽndet Distributed-Cloud-Strategie
Die Zukunft sieht Oracle in der Distributed Cloud. Sie soll BedĂĽrfnisse der Kunden erfĂĽllen, denen eine Public Cloud allein nicht gerecht werden kann.
- Lars Röwekamp
Oracle hat in den letzten Jahren verstanden, dass eine Public Cloud allein nicht alle Kunden zufrieden stellen kann. Zu unterschiedlich seien deren BedĂĽrfnisse in Hinblick auf Services, Technologie, Sicherheit und Datenschutz. "It is no longer 'one size fits everybody'", so Richard Smith (VPC Technology, Oracle), in einem Interview mit heise Developer.
Etwas konkreter formuliert es Karan Batta (VP, Product, OCI): "We often hear from our customers that the public cloud or any single cloud isn't enough to meet their needs. In a recent S&P Global Survey, 97% of enterprises said they were using two or more clouds, with data locality, cost optimization, and business agility being the top three drivers."
Eine Umfrage unter Oracle-Kunden hat gezeigt, dass nur etwa 30 Prozent ihres Workloads in der Cloud stattfinden und somit nur ein Bruchteil dieses Workloads von den Vorteilen der Cloud, wie Innovationen, Sicherheit, Elastizität oder globale Erreichbarkeit bei einheitlicher Latenz, profitiert.
"Why only 30% adaption: Because it can be complicated. The right cloud partner can make this more simple", meinte Larry Ellison, GrĂĽnder und Executive Chairman von Oracle, in einer Keynote der Oracle-CloudWorld-Konferenz 2022.
Die Zukunft der Cloud
Die Zukunft seiner eigenen Cloud sieht Oracle daher in einer Kombination aus verschiedenen Cloud-Varianten, die es mit Distributed Cloud bezeichnet (siehe Abbildung). Dazu Ellison: "Think about the Distributed Cloud as an Internet of clouds."
Die Idee der Distributed Cloud basiert auf vier sich ergänzenden Segmenten, die in Summe die Anforderungen aller Cloud-Kunden bedienen können sollen.
Das erste Segment bildet wenig überraschend die klassische Public Cloud. Mit ihren mehr als einhundert Services in aktuell 40 Regionen und 22 Ländern, darunter auch mehrere souveräne Cloud-Zonen mit gesonderten Sicherheits- und Datenschutzanforderungen, wie der EU, ist die OCI Public Cloud bestens für den Oracle Workload geeignet. Gemeint ist damit nicht nur die Oracle-Datenbank, sondern vor allem auch die Oracle Fusion Cloud Applications.
Die Cloud im eigenen Rechenzentrum
Wer zwar die Oracle Cloud Services nutzen möchte, aber in den eigenen Rechenzentren, kann auf das Hybrid-Cloud-Angebot Exadata Cloud@Customer zurückgreifen. Bei dieser Variante der Oracle Cloud Infrastructure (OCI) laufen der Oracle Exadata Database Service und ein voll verwalteter Oracle Autonomous Database Service innerhalb des Rechenzentrums des Kunden und somit hinter den Firewalls. Dieser Schritt ermöglicht das Erfüllen etwaiger Auflagen an Sicherheit und Aufenthaltsort der Daten – für viele Firmen eine unternehmenskritische Anforderung.
Noch einen Schritt weiter geht Oracle mit der Dedicated Cloud. Bei der Dedicated Cloud werden eine oder mehrere Regionen ausschließlich für den Kunden errichtet. Diese dedizierten Regionen bieten dieselben Services, die OCI auch in den Public-Cloud-Regionen anbietet, einschließlich SaaS-Anwendungen. Auch die Installation der Dedicated Cloud erfolgt direkt in den Rechenzentren der Kunden, um so die Anforderungen an Datenresidenz, niedrige Latenzzeiten und gesetzliche Vorschriften zu erfüllen, die mit einer Public Cloud nicht möglich sind.
Ein Beispiel für einen Kunden der Dedicated Cloud ist Vodafone, der vor kurzem mit einer ersten Region in Madrid gestartet ist und seine Dedicated Cloud in den kommenden Monaten um weitere sechs Regionen innerhalb Europas ausbauen möchte.
Eine Dedicated Cloud ist relativ kostspielig und daher bei weitem nicht für jedes Unternehmen geeignet. Oracle Alloy soll daher zukünftig eine Abwandlung der Dedicated Cloud anbieten, die es Partnern von Oracle erlaubt, selbst als Cloud-Anbieter aufzutreten. Der Anbieter hat dabei volle Kontrolle über die OCI Cloud, inklusive Branding, individuellem Preismodell und der Bereitstellung zusätzlicher eigener Services.
Das Angebot richtet sich vor allem an groĂźe Unternehmen aus dem Umfeld der Dienstleister, Systemintegratoren, Finanzinstitute oder Telekommunikationsanbieter. Aber auch fĂĽr groĂźe Softwareanbieter dĂĽrfte Oracle Alloy interessant sein, da es das gemeinsame Vermarkten von Software und Betrieb erlaubt.
Es kann nicht nur einen geben
Ein weiterer wichtiger Baustein in der Distributed-Cloud-Strategie von Oracle besteht in der mehr oder minder direkten Zusammenarbeit mit anderen Cloud-Anbietern, um so den Kunden die Möglichkeit zu eröffnen, in ihren Anwendungen Services aus mehreren Clouds gemeinsam zu verwenden. Das Angebot, das Oracle als Multi Cloud bezeichnet, richtet sich vor allem an Kunden, die die Vorteile der Datenbankservices in OCI im Zusammenspiel mit Services aus anderen Clouds verwenden möchten.
In einer gemeinsamen Partnerschaft mit Microsoft wurden bis dato 12 Azure- und OCI-Regionen mit Hochgeschwindigkeits-Network-Links verbunden. Entwickler in der Azure Cloud können so in einer Multi-Cloud-Architektur Datenbankservices, wie Oracle Exadata Database oder Autonomous Database, aber auch MySQL HeatWave aus OCI nutzen, ohne dabei spürbare Einschränkungen hinsichtlich der Latenz in Kauf nehmen zu müssen.
Einen etwas anderen Weg geht Oracle bei AWS. Zwar gibt es auch hier seit kurzem eine Partnerschaft, diese ist jedoch deutlich weniger ausgereift als diejenige mit Microsoft. Oracle tritt selbst als AWS-Kunde auf und ermöglicht so – quasi legitimiert durch die Hintertür – AWS-Kunden den Zugriff auf die Oracle Autonomous Database und MySQL HeatWave.
Sowohl für eine Multi-Cloud-Architektur mit OCI und Microsoft als auch mit OCI und AWS fallen laut Oracle aufgrund der eingegangenen Partnerschaften keine Kosten für den zwischen den beiden Clouds ausgetauschten Daten-Traffic an. Ein wichtiger Punkt, wenn man sich die bei diesen Szenarien bewegten Datenmengen vor Augen hält.
In einem Interview mit heise Developer deutete Oracle an, dass künftig noch mit weiteren Partnerschaften mit anderen Cloud-Anbietern zu rechnen sei. Dazu Richard Smith, Executive Vice President – Technology – EMEA bei Oracle: "Will we see more deployments of multi cloud environments? Absolutely!"
(mai)