Ostsee: NATO entsendet Flotte zum Schutz von Kabeln – UK setzt auf KI
Die NATO will rund zehn Schiffe zum Schutz von Kabeln in die Ostsee entsenden. Auch KI soll beim Ăśberwachen der russischen Schattenflotte eine Rolle spielen.
Nach den jüngsten Sabotageakten auf kritische Unterwasserinfrastrukturen in der Ostsee wird die NATO von Freitag an eine kleine Flotte zum Schutz von Kabeln in das Meeresgebiet schicken. Das berichtet der finnische Rundfunksender Yle. Es handelt sich demnach um Schiffe der Ostseeflotte im NATO-Dienst sowie um Boote, die direkt von NATO-Staaten entsandt werden. Insgesamt soll die Zahl um zehn liegen. Die Operation ist zunächst bis April geplant.
Mehr Präsenz in der Ostsee
Die Schiffe werden sich laut dem Bericht in der Nähe von Energie- und Datenleitungen positionieren. Sie sollen vor allem abschreckende Wirkung haben und das Sabotagerisiko verringern. In internationalen Gewässern kann die NATO aber die Durchfahrt von Schiffen nicht einfach so blockieren. Der Generalsekretär des nordatlantischen Bündnisses, Mark Rutte, hat am 30. Dezember angekündigt, dass die NATO in der Ostsee mehr Präsenz zeigen wolle. Dazu sollte ein Verband gehören, der Anfang Januar in Kiel neu aufgestellt wurde.
Um das verstärkte Engagement baten auch Finnland und Estland die NATO. Beide Anrainerstaaten bewachen den Finnischen Meerbusen weiterhin mit eigenen Schiffen. Hauptanlass: Der Tanker Eagle S steht unter Verdacht, das Estlink2-Stromkabel zwischen Finnland und Estland sowie vier Datenkabel in der Ostsee beschädigt zu haben, von denen eines nach Deutschland führt. Eagle S soll zur russischen Schattenflotte gehören. Dabei handelt es sich um Frachtschiffe, die Russland inoffiziell benutzt, um Sanktionen etwa beim Öltransport zu umgehen. Schon zuvor sind wiederholt Internetkabel in der Ostsee beschädigt worden.
Operation "Nordischer Wächter" mit KI
Die von Großbritannien geführte Joint Expeditionary Force (JEF) kündigt derweil an, dass sie die Überwachung des Schiffsverkehrs durch Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in Ost- und Nordsee verstärken werde. Bei der JEF handelt es sich um ein Verteidigungsbündnis hauptsächlich baltischer und nordischer Länder.
Bei der Operation "Nordic Warden" (Nordischer Wächter) sollen Daten aus einer Reihe von Quellen wie dem Automatischen Identifikationssystem (AIS) der Schiffe mithilfe von KI ausgewertet werden, um das Risiko zu berechnen, das jedes erfasste Schiff darstellt, das in "Gebiete von Interesse" eindringt. Mit dem AIS übermitteln Boote ihre Position. Bestimmte Schiffe, die JEF als Teil der russischen Schattenflotte einschätzt, sollen in dem System registriert werden, damit sie bei der Annäherung an Gegenden mit Kritischer Infrastruktur genau verfolgt werden können. Bei erhöhter Risikoprognose könnten verdächtige Schiffe in Echtzeit überwacht werden, heißt es.
(vbr)