Overture-Überschallflugzeug erhält Triebwerk von Florida Turbine Technologies

Boom Supersonic hat nach Rolls-Royce einen neuen Triebwerkhersteller für sein Passagier-Überschallflugzeug gefunden. Die Pläne sind weiterhin ambitioniert.

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Ein konzeptionelles Rendering des Symphony-Triebwerks.

(Bild: Boom Supersonic)

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Nach dem Aus der Zusammenarbeit mit dem Triebwerkhersteller Rolls-Royce hat Boom Supersonic für seinen Überschall-Passagierjet Overture mit Florida Turbine Technologies (FTT) einen neuen Partner gefunden. Wie Boom am Dienstag mitteilte, umfasst die geplante Zusammenarbeit die Entwicklung und den Bau eines Überschalltriebwerks mit dem Namen Symphony. Zuvor hatten mehrere Triebwerkshersteller nach dem Ausstieg von Rolls-Royce kein Interesse an einer Kooperation mit Boom gezeigt.

FTT gehört zu dem US-Technikunternehmen Kratos Defense & Security Solutions, die unter anderem unbemannte Luftfahrzeuge und Marschflugkörper mit Strahltriebwerken entwickeln. Ebenfalls an der Entwicklung von Symphony beteiligt sind GE Additive, die bei Herstellungsfragen zur Seite stehen, sowie Standard Aero für die Wartung. Die Entwicklung des Triebwerks soll nach Angaben von Boom aber unter eigener Führung stattfinden. Das geistige Eigentum verbleibe allein bei Boom.

Entstehen soll so ein Triebwerk, das es ermöglichen soll, das Overture-Überschallflugzeug wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig zu betreiben. So ist ein vollständig kohlenstofffreier Betrieb mit nachhaltigem, biologisch oder synthetisch hergestelltem Treibstoff (Sustainable Aviation Fuel – SAF) geplant. Symphony soll durch eine speziell entwickelte Abgasdüse mit variabler Geometrie leise arbeiten und dadurch die nötigen Bestimmungen zum Fluglärm einhalten. Die Flugzeuge, so verspricht Boom, sollen mit dem Triebwerk 25 Prozent länger in der Luft bleiben können. Die Triebwerkswartungskosten wolle man durch eine spezielle Konstruktion drücken. Insgesamt erwartet Boom eine Senkung der Gesamtbetriebskosten um 10 Prozent.

Interessenten für das für bis zu 80 Passagiere ausgelegte Überschall-Passagierflugzeug, das über Wasser mit bis zu 1,7-facher und über Land mit 1,3-facher Überschallgeschwindigkeit fliegen können soll, gibt es bereits: American Airlines hat bis zu 20 Overture-Jets bestellt, United Airlines 15.

Bisher gibt es mit Demonstrationsmodell XB-1 nur eine kleinere Ausgabe, die das grundsätzliche Design widerspiegelt. Die Produktion des Jets in Originalgröße will Boom 2024 in Greensboro im US-Bundesstaat North Carolina beginnen, eine erste Overture-Maschine soll 2026 fertiggestellt sein. Danach finden nach derzeitigen Planungsstand 2027 der Erstflug und weitere Testflüge statt, die 2029 zur Musterzulassung führen sollen.

Ursprünglich hatte Rolls-Royce ein Triebwerk für Overture herstellen sollen. Das Design des Triebwerks sei aber für das angestrebte Geschäftsmodell nicht die beste Option gewesen, sodass die im August 2020 bekannt gegebene Partnerschaft im September 2022 endete.

Überschallflieger von Boom (25 Bilder)

Im März 2024 startet eine XB-1 zum ersten Testflug.
(Bild: Boom Supersonic)

Der letzte Flug eines Überschall-Passagierflugzeugs, der Concorde, fand 2003 statt. Air France und Britisch Airways betrieben seit 1977 die Maschinen mit bis zu 128 Passagieren an Bord im Linienverkehr. Die Flugzeuge erwiesen sich jedoch als technisch anfällig, wartungsintensiv und teuer im Betrieb. Im Juli 2000 stürzte eine Concorde kurz nach dem Start auf dem Pariser Flughafen ab. Insgesamt 113 Menschen starben dabei.

(olb)