PC-Absatz auch in Europa enttäuschend

Obwohl die Ausstattung der europäischen Verbraucher mit PCs nicht so hoch ist wie in den USA, hat die Industrie mit Absatzproblemen zu kämpfen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Absatzzahlen für das vierte Quartal in Europa treiben der PC-Industrie den Angstschweiß ins Gesicht: Nach vorläufigen Zahlen der Marktforschungsfirma Context wuchsen die PC-Verkäufe gerade einmal um 6,9 Prozent gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahrs. Das vierte Quartal ist traditionell der umsatzstärkste Abschnitt für die Industrie. 1999 betrug der Zuwachs noch 11,7 Prozent, in den Vorjahren über 20 Prozent. Den Rückgang im Jahr 1999 führte die Industrie damals auf das Jahr-2000-Problem zurück, weshalb viele Unternehmen Investitionen in EDV-Technik verschoben hätten.

Als die gegenwärtige PC-Flaute mit einem sehr schwachen Weihnachtsgeschäft in den USA anfing, hofften die Hersteller durch die Bank noch, dass die Verkaufszahlen in Europa dies schon wieder ausgleichen würden: Immerhin seien die europäischen Verbraucher noch lange nicht so gut mit PCs ausgestattet wie US-Bürger. Die sich nun abzeichnenden Absatzzahlen wecken die Furcht, dass auch in Europa der Markt langsam die Sättigungsgrenze erreichen könnte – und es scheint eine Horror-Vorstellung für die mit hohen zweistelligen Zuwachsraten verwöhnte Industrie zu sein, künftig mit Steigerungen im einstelligen Bereich leben zu müssen, die für andere Industrien ein großer Erfolg wären.

Die Marktforscher von Context gehen sogar davon aus, dass die Steigerungsraten bei den PC-Verkäufen in Europa für das gesamte Jahr 2000 nur bei 7,9 Prozent liegen, weit unter den zeitweise üblichen 20 Prozent. Jeremy Davis von Context meinte gegenüber dem Wall Street Journal, das letzte Jahr habe eine "fundamentale Veränderung" für die Industrie gebracht. Die beginnende Verbreitung von Internet-Zugangsgeräten jenseits des PC – von Handys über elektronische Organizer und Surf-Terminals bis hin zu Settop-Boxen – könnte bedeuten, dass der PC-Markt in Europa weit schneller gesättigt sei als ursprünglich erwartet. Auch die so genannte "Gigahertz-Krise" führte Davis als Begründung für schwache Verkaufszahlen an: Den meisten Verbrauchern genügten die vorhandenen PCs für die Anwendungen, die sie tagtäglich benutzen; daher gebe es für sie keine Notwendigkeit, einen neuen, schnelleren PC zu kaufen.

Context will die bislang veröffentlichten Zahlen aber noch mit Vorsicht genossen wissen: Sie könnten sich auf Grund von Nachmeldungen der PC-Hersteller noch leicht ändern. Bislang jedenfalls führt Compaq die Rangliste in Europa mit einem Marktanteil von 13,8 Prozent bei den PC-Verkäufen an. An zweiter Stelle lag Fujitsu-Siemens mit 9 Prozent, an dritter Stelle Dell mit 8 Prozent. Dell lieferte Context allerdings bislang nur Schätzungen des PC-Verkaufs im vierten Quartal. Während der Absatz von Desktop-Rechnern schnell zurückgeht, gibt es nach den Zahlen von Context beim Absatz von Notebooks und anderen portablen Rechnern sowie von Servern große Zuwächse. Am Freitag vergangener Woche hatte Dataquest bereits Zahlen über den weltweiten Absatz von PCs vorgelegt, nach denen die Industrie mit Ach und Krach gerade noch eine zweistellige Steigerung erreichen konnte. (jk)