Hiobsbotschaften für die PC-Industrie

Das Thanksgiving-Wochenende lief für die PC-Hersteller schon schlecht, aber zumindest in den USA verliert das Weinachtsgeschäft wohl noch weiter an Fahrt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Thanksgiving-Wochenende lief schon schlecht: Was allgemein als erster Höhepunkt des PC-Weihnachtsgeschäfts in den USA betrachtet wird, führte dazu, dass die gesamte PC-Industrie unter Rechtfertigungsdruck geriet. Eine Weihnachtsflaute wurde absehbar, Gateway kündigte rote Zahlen an, Apple wird seit drei Jahren zum ersten Mal wieder ins Minus rutschen, und auch andere Hersteller wie Compaq, Hewlett-Packard oder Dell sahen sich bemüßigt, die aufkeimenden Hiobsmeldungen herunterzuspielen.

Nun liegen allerdings die ersten, noch vorläufigen Verkaufszahlen für den Monat November vor. Die Marktforscher von PC Data erklärten, die Umsätze mit PCs seien sogar noch stärker zurückgegangen als man nach den ersten Zahlen erwartet habe. Im November seien die PC-Verkäufe in den USA demnach um 12 bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen – und damit noch stärker zurückgegangen als im Oktober. Zudem habe sich die beginnende Weihnachtsflaute offensichtlich noch verstärkt: Während Anfang November die Umsätze noch nicht so stark rückläufig gewesen seien, habe sich die Entwicklung zum Ende des Monats hin beschleunigt – also genau das Gegenteil dessen, was PC-Hersteller wie Marktbeobachter eigentlich erwarteten.

Als ob dies noch nicht reichte an schlechten Neuigkeiten, korrigierten auch die Analysten von IDC ihre Erwartungen für das vierte Quartal. Weltweit erwarten die Marktforscher nun ein Umsatzwachstum von 19,8 Prozent, vor allem gespeist durch den asiatischen Markt – zuvor waren sie noch von 20,3 Prozent ausgegangen. Das vierte Quartal ist nun allerdings traditionell das umsatzstärkste der gesamten PC-Branche – und die Umsatzwarnung von Intel spricht nun nicht gerade dafür, dass dies auch dieses Jahr so bleiben muss.

Offensichtlich halten nur noch die Verkäufe in China und Japan die Hoffnungen der Hersteller aufrecht, halbwegs anständig aus der Misere herauszukommen. Denn die Marktforscher von IDC, die mit 19,8 Prozent noch recht optimistisch sind, reduzierten ihre Erwartungen für die Umsätze in den USA drastisch: Statt einen Zuwachs von 21,2 Prozent gestehen sie den Herstellern im Heimatland der Computer-Industrie nur noch 10,2 Prozent Zuwachs zu – damit würden die Hersteller im vierten Quartal allein in den USA 500.000 Rechner weniger verkaufen als erwartet. Einige Analysten gehen bereits davon aus, dass die Zuwachsrate bei den Verkäufen, auf das ganze Jahr gesehen, gerade noch einmal zwei Prozent ausmachen wird – nachdem sie Anfang des Jahres noch bei 30 Prozent lag.

Allerdings erwarten auch einige Beobachter, dass nicht alle Firmen gleichermaßen von der Flaute betroffen sein werden. Die klassischen PC-Hersteller und Intel haben ihren Hauptabsatzmarkt in den USA. AMD dagegen macht rund 60 Prozent seines Geschäfts in Asien und Europa – und hier sind die Nachrichten nicht ganz so schlecht. Besonders gute Verkäufe werden aber auch hier bei mobilen Geräten erwartet: von Notebooks bis zu elektronischen Organizern. Für den klassischen PC-Markt reduzierten dagegen alle Marktforscher auch für Europa und Asien ihre Erwartungen. Offensichtlich sind neue Rechner für die Kunden nur dann interessant, wenn sie auch wirklich etwas Neues zu bieten haben: Megahertz-Protzerei reicht nicht mehr, für die normalen PC-Anwendungen halten die meisten Privatanwender und Firmen die vorhandenen Rechnern wohl noch für völlig ausreichend. (jk)