PRISM und Tempora: IT-Wirtschaft sorgt sich um Vertrauen der Nutzer

Der Chef des IT-Verbands Bitkom fordert schnellsmöglichst Transparenz in der Internetüberwachung. Ansonsten könne das Vertrauen der Nutzer in die Cloud und andere Informationstechnik nachhaltig beschädigt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 172 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Dieter Kempf, Präsident des IT-Verbands Bitkom, fordert nach den Enthüllungen über PRISM und Tempora schnellstmögliche und größtmögliche Transparenz der Internetüberwachung. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass das Vertrauen der Nutzer in die IT dauerhaft beschädigt wird, sagte er in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung. Einzelne Unternehmen spürten bereits, dass ihre Kunden reserviert sind. Vor dem Hintergrund lasse sich derzeit nicht sagen, ob das zu Jahresbeginn vorhergesagte Plus von 50 Prozent beim Cloud Computing für 2013 erreichbar sei.

Die Bundesregierung ruft Kempf dazu auf, für schnelle Aufklärung zu sorgen, allerdings nicht nur in Washington und London, sondern auch in anderen Ländern wie China, Frankreich, Israel oder Russland. Dabei seien nicht nur bisherige Geschehnisse wichtig, sondern auch, welche nachrichtendienstliche Aktionen künftig zu erwarten seien. "Dabei geht es nicht nur um ein gemeinsames Verständnis von zulässigen und unzulässigen Maßnahmen. Ebenso bedeutend ist ein internationaler Mechanismus, mit dem diese zuverlässig überprüft werden können", sagte Kempf.

Den Nutzern empfiehlt der Bitkom-Chef, Meta-Suchmaschinen aufzusuchen, die keine Nutzerdaten speichern. Auch könnten sie über Proxy-Server anonym surfen. "Wer will, kann seine E-Mails verschlüsseln und über 'getunnelte' Übertragungswege senden", gibt er den Nutzern weiter auf den Weg. Die Unternehmen sollten über ihre IT-Sicherheit nachdenken und zum Beispiel Forschungsergebnisse verschlüsseln, bevor sie sie weitergeben oder in der Cloud ablegen. Wenn er den aktuellen Ereignissen etwas Gutes abgewinnen wolle, dann, dass möglicherweise das Sicherheitsbewusstsein gesteigert wird.

Der Bitkom vertritt gut 2000 Unternehmen der IT-Wirtschaft, die jährlich 140 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Damit repräsentiert der Verband nach eigenen Angaben 90 Prozent der Branche. (anw)