Panama Papers: Belastete Kanzlei startet Gegenoffensive

Erstmals seit Veröffentlichung der "Panama Papers" äußert sich die Kanzlei Mossack Fonseca offiziell zu den Vorwürfen. Ihre Kritiker hätten keine Ahnung vom Finanzgeschäft und würden falsche Rückschlüsse ziehen. Die Anwälte sehen sich als Opfer.

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Einen Tag hat die Kanzlei Mossack Fonseca abgewartet, jetzt sind die Finanzanwälte aus Panama zum Gegenangriff übergegangen: Am Montagabend (Ortszeit) stellte das Unternehmen ein Informationsportal ins Internet und äußerte sich dort erstmals offiziell und umfassend zu den Vorwürfen über undurchsichtige Finanzgeschäfte mit Briefkastenfirmen.

In koordinierten Berichten von Medien aus rund 80 Ländern wird zahlreichen Politikern, Sportlern und Prominenten seit Sonntag vorgeworfen, ihr Geld mithilfe der Kanzlei in Offshorefirmen geparkt zu haben. Auch mehrere tausend Deutsche sollen laut der Süddeutschen Zeitung Briefkastenfirmen der Kanzlei in Panama genutzt haben. "Diese Berichte stützen sich auf Vermutungen und Stereotypen", teilte die Anwaltsfirma in einer vierseitigen Stellungnahme mit. Mossack Fonseca sei noch nie im Zusammenhang mit kriminellen Handlungen beschuldigt oder angeklagt worden und werde in ein falsches Licht gerückt. Der Öffentlichkeit fehle das Fachwissen, um "die Arbeit von Firmen wie uns" richtig einordnen zu können.

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Die Kanzlei halte sich an internationale Standards, um weitestmöglich sicherzustellen, dass von ihr gegründete Gesellschaften nicht zur Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Terrorfinanzierung oder für andere kriminelle Zwecke genutzt würden. "Wir bieten auch keine Lösungen an, die den Zweck haben, ungesetzliche Handlungen wie Steuerhinterziehung zu verbergen", heißt es in der Stellungnahme. Die unter dem Schlagwort "Panama Papers" ausgewerteten Dokumente würden zeigen, dass Mossack Fonseca "kompromittierten Personen" oder solchen, die benötigte Informationen zurückhielten, seine Dienste verweigere.

Mossack Fonseca hält die Abschöpfung der Informationen durch ein Datenleck für strafbar. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, hatte ein Whistleblower Journalisten der Zeitung ein Datenpaket mit einer Größe von 2.6 Terabyte angeboten. Die Daten sollen aus einem Hack stammen.

Daten aus den Jahren 1977 bis heute waren in dem Paket.

(Bild: Süddeutsche Zeitung)

Auf der nun ins Netz gestellten Internetseite finden sich Fragen und Antworten zu dem Geschäftsmodell der Kanzlei, ein Interview mit Teilhaber Ramón Fonseca Mora und ein wissenschaftlicher Fachartikel zu bestimmten Rechtsfiguren in Panama.

Mossack Fonseca gründet Kapitalgesellschaften und verkauft diese an Zwischenhändler wie Banken und Vermögensberater, die sie dann an die Endkunden weitergeben. Zudem bietet die Kanzlei auch bestimmte Verwaltungsdienstleistungen für die Offshorefirmen an. Anders als teilweise dargestellt sei Panama keine Steueroase, schrieben die Anwälte von Mossack Fonseca. Zwar müssten dort registrierte Firmen keine Einkommens- oder Kapitalertragssteuer auf in anderen Ländern getätigte Investitionen oder Transaktionen zahlen. Der panamaische Finanzsektor sei aber streng reguliert und folge internationalen Regeln.

Auch die Arbeit von Mossack Fonseca werde genau kontrolliert, teilweise von verschiedenen Institutionen gleichzeitig, hieß es nun in der Stellungnahme. Zudem folge die Kanzlei strengen internen Richtlinien zur Risikobewertung und Kundenprüfung. "Wir sind verantwortungsvolle Mitglieder der globalen Finanz- und Wirtschaftswelt", schrieben die Anwälte von Mossack Fonseca. "Wir bedauern jeden Missbrauch unserer Dienstleistungen und unternehmen Schritte, um ihn zu verhindern."

Die Anwaltskanzlei beschwert sich, dass sie gehackt wurde. Die Süddeutsche Zeitung stellte die Kontaktaufnahme mit dem Whistleblower nach.

(Bild: Süddeutsche Zeitung)

Für Panama ist die Veröffentlichung der Panama Papers ein PR-Desaster erster Güte. Auch wenn noch immer nicht klar ist, wie viele der Tausenden Fälle strafrechtliche Relevanz haben, rückt die weltweite Berichterstattung das mittelamerikanische Land ins Zwielicht. Ein harter Rückschlag für die Regierung, die zuletzt alles dafür tat, Panama als seriösen Finanzplatz zu positionieren.

"Wir müssen dieses Image in der Welt loswerden, dass die Panamaer Geldwäscher sind. Das betrifft uns nämlich alle", sagte Annette Planells von der politischen Bewegung Movin am Montag im Fernsehsender TVN. "Deshalb sollten wird dieser Krise mit einer Kommunikationsstrategie begegnen, an der sich alle Betroffenen beteiligen von der Anwaltskammer über die Wirtschaftverbände bis zur Regierung."

Das Finanzwesen ist neben dem Panamakanal und den Freihandelszonen die wichtigste Säule von Panamas Wirtschaft. Derzeit verwalten rund 90 Banken mit 23 000 Angestellten über 83 Milliarden US-Dollar. Das Bankenwesen trägt zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt von Panama bei. Zuletzt legte der Sektor kräftig zu. Entsprechend stolz ist man am Isthmus auf die Branche. (mit Material der dpa) / (kbe)