Doctolib soll Patientenportal der Charité entwickeln

Das für sein Terminvereinbarungs-Portal bekannte Unternehmen Doctolib wurde von der Berliner Charité mit der Entwicklung eines Patientenportals beauftragt.

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Campus Charité Mitte – Berlin Panorama mit Bettenhaus

Campus Charité Mitte

(Bild: Charité / Wiebke Peitz)

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Das aus Frankreich stammende und für sein Terminservice-Portal bekannte Unternehmen Doctolib hat eine Ausschreibung der Berliner Charité gewonnen – damit soll die digitale Vernetzung im Gesundheitswesen steigen. "Doctolib Hospital" lässt sich nach Angaben des Unternehmens "in alle gängigen Krankenhausinformationssysteme" integrieren und verspricht eine "erhebliche wirtschaftliche Entlastung".

Patienten können über die Plattform mit medizinischem Personal kommunizieren und auch Termine machen. Eine digitale Warteliste sowie Terminerinnerungen gibt es automatisiert über SMS oder E-Mail. Ziel ist auch, dass Versicherte Informationen mit der Einrichtung teilen und Anamnesebögen ausfüllen und übermitteln können.

2025 soll das Patientenportal in allen Fachabteilungen der Charité eingeführt werden, insgesamt an vier Standorten mit mehr als 100 Kliniken und Instituten sowie den 17 Charitézentren. In diesem Jahr testen erste Kliniken im Bereich Dermatologie, Nephrologie, Onkologische Gynäkologie und im Deutschen Herzzentrum Berlin Bestandteile der Doctolib-Software.

Bisher nutzen in Deutschland nach Angaben des Unternehmens mehr als 400 Krankenhäuser, rund 70.000 Ärzte und Therapeuten sowie 18 Millionen Patienten die Software von Doctolib.

Doctolib konnte sich bei der EU-weiten Ausschreibung gegen drei andere Mitbewerber durchsetzen, wie zuerst Business Insider berichtete. Im vergangenen Jahr hatte die Ausschreibung eigentlich Mdoc gewonnen, das 2023 von CGM aufgekauft wurde. Angeblich sei das Portal aufgrund der Komplexität nicht fristgerecht geliefert worden.

Ab 2025 müssen Krankenhäuser gemäß Krankenhauszukunftsgesetz digitale Patientenportale zur Verfügung stellen, ansonsten drohen Sanktionen. Damit kommen auf Krankenhäuser mit der Digitalisierung immer weitere Kosten zu, Förderungen dafür stammen beispielsweise aus dem vom Bund bereitgestellten Krankenhauszukunftsfonds.

Für Mai ist auch der interaktive Krankenhausatlas geplant, der für mehr Transparenz bei mehr als 1700 Krankenhäusern in Deutschland sorgen soll. Im Vorfeld sorgte dieser für viel Kritik, vor allem im Kontext des Kliniksterbens. Der Bundesrat hatte das zugehörige Krankenhaustransparenzgesetz zunächst abgelehnt, erst kürzlich konnten sich Bund und Länder jedoch einigen.

Das Gesetz sieht auch Regelungen zu zusätzlicher Liquidität in Milliardenhöhe für die Klinken vor. Die Kliniken sollten zudem einen "Transformationsfonds" mit Blick auf eine geplante große Krankenhausreform bekommen, für den 50 Milliarden Euro von 2025 bis 2035 geplant seien. Die Summe sollen sich Bund und Länder je zur Hälfte teilen.

(mack)