Von Smartphone zu Smartphone: Peer-to-Peer-Zahlung per Ultrabreitbandfunk
Der Chiphersteller NXP und die niederländische Bank ING wollen Zahlungen von Smartphone zu Smartphone mit dem Ultrabreitbandfunk UWB schicken.
NXP und die ING-Bank wollen noch in der zweiten Jahreshälfte ein Pilotprojekt beginnen, um Zahlungsanwendungen von Smartphone zu Smartphone (Peer-to-Peer) auf Grundlage des Ultrabreitbandfunks zu implementieren. Die Partner setzen auf Samsungs Galaxy-Smartphones, die den UWB-Chip NXP Trimension SR100T enthalten. Wenn sich zwei geeignete Smartphones in unmittelbarer Nähe zueinander befinden, können Verbraucher über die NEAR- und die Banking-App von ING Geld von Handy zu Handy überweisen. Das soll intuitiver klappen als mit NFC.
Bisher lassen sich Zahlungsempfänger per Smartphone nur indirekt anhand von Namen und zwanzigstelligen internationalen Bankkontonummern (IBAN) angeben. Das ist mindestens lästig, bei IBANs überdies fehlerträchtig. Beim Aufteilen von Ausgaben oder beim Handel mit gebrauchten Waren zahlt man daher stattdessen oft einfacher bar. Alternativ lassen sich Bankdaten anderer Nutzer zwar anhand von Benutzernamen, E-Mail-Adressen oder Telefonnummern suchen, aber auch das ist umständlich, und nicht jede App bietet solche Funktionen, schon gar nicht bankübergreifend. Banken bevorzugen bargeldlosen Zahlungsverkehr, weil es für sie einfacher und viel billiger ist.
UWB erscheint als technische Plattform interessant, weil Smartphones erkennen können, in welcher Richtung und Entfernung sich ein Zielgerät für die Geldübertragung befindet. Mit UWB müssen nicht mehr die Smartphones aufeinandergelegt, stattdessen kann auch mit coronakonformem Sicherheitsabstand gezahlt werden. NXP sieht das Pilotprojekt als Basis für neue Anwendungen, zum Beispiel die "Integration der UWB-Technik in Verkaufsstellen für sicheres Bezahlen", erklärte Rafael Sotomayor, Executive Vice President und General Manager bei NXP.
UWB sticht NFC aus
Der Ansatz von NXP und ING ist neu und erscheint nützlich, aber mit der Near Field Communication (NFC) gibt es längst eine breit eingeführte mobile Zahlungstechnik, sodass man sich fragt, wie sich UWB einen Platz erkämpfen könnte. Der Vergleich der wichtigsten UWB- und NFC-Merkmale gibt Hinweise darauf (siehe Tabelle). Beide Techniken gewährleisten, dass ein Kommunikationskanal nur mit erwünschten Partnern aufgebaut wird, aber auf sehr unterschiedliche Weise: Bei NFC garantiert das die geringe Funkreichweite von wenigen Zentimetern. Auf die Weise können Nutzer buchstäblich sehen, dass ihr Smartphone mit der richtigen Gegenstelle kommuniziert.
UWB überbrückt wesentlich längere Strecken, kann aber als Pulsfunktechnik mittels der Time-of-Flight-Methode Richtung und Entfernung zur Gegenstelle ermitteln (IEEE-Spezifikation 802.15.4a). Zusätzlichen Schutz liefert die Methode Scrambled Time Sequence (STS, IEEE 802.15.4z). Damit verwürfeln die Kommunikationspartner die Zeitstempel, die zur Laufzeitmessung erforderlich sind, sodass nur sie beide die Zeitinformation lesen und korrekt schreiben können.
Apple soll NFC-Bezahlschnittstelle öffnen
Der Bundestag will Apple und andere Konzerne per Gesetz zwingen, ihre Endgeräte auch für Zahlungsdienste Dritter freizugeben. Was sich einfach anhört, hat allerdings Unwägbarkeiten.
Wenn also zwei Smartphone-User ihre Geräte aufeinander ausrichten, gewährleisten sie damit die Vertraulichkeit der Verbindung. Das kann genutzt werden, um Zahlungen ohne unmittelbare Nähe abzuwickeln. NXP stellt sich beispielsweise eine Integration in nahtlose Zugangskontrollsysteme vor (Seamless Access Systems), bei denen man nach vorheriger Autorisierung Eintrittsgebühren im Vorbeigehen entrichtet oder eingekaufte Waren bezahlt, ohne das Smartphone in die Hand zu nehmen.
Prinzipiell eignen sich auch Smartphones mit anderen UWB-Chips fĂĽr solche Anwendungen, darunter etwa iPhones mit Apples U1-Chip. Bisher ist nicht nach auĂźen gedrungen, ob ING oder NXP an solchen Implementierungen interessiert sind.
UWB und NFC: Die wichtigsten Merkmale
UWB | NFC | |
Frequenzbereich | 6,5 bis 9 GHz | 13,56 MHz |
Ortungsgenauigkeit | ±10 Zentimeter | wenige Zentimeter |
max. Reichweite | 70 bis 250 Meter | < 1 Meter |
max. Datenrate | bis zu 27 Mbit/s | bis zu 424 kbit/s |
Sicherheit | schwer zu knacken wegen ToF und STS | Relay-Attacken möglich |
Latenz |
typisch < 1 ms |
typisch > 1 s |
(dz)