Per Laser über den Kongo: Alphabet bindet Kinshasa direkter ans Internet an
Kinshasa gehört zu den größten Städten Afrikas, die Internetanbindung erfolgt aber über einen großen Umweg. Nun wurde eine neue in Betrieb genommen.
Oberirdische Laserstrahlen könnten in einigen Regionen der Welt für eine vergleichsweise stabile und kostengünstige Internetanbindung sorgen. Eine erste Anlage ist nun in Westafrika in Betrieb und versorgt die Millionenmetropole Kinshasa günstiger mit Internet als zuvor. Das jedenfalls erklärt der US-Konzern Alphabet, von dem die eingesetzte Technik stammt. Seit 20 Tagen ist die Verbindung mit einer Übertragungsrate von 20 Gbps demnach aktiv und hat 700 Terabyte übermittelt, während sie über 99,9 Prozent der Zeit funktionierte. In der Stadt am Kongo sei damit ein ganz spezielles Problem gelöst worden, aber das könne auch anderswo klappen, meint man bei Alphabet.
Kabelanbindung bislang 400 Kilometer lang
Eingerichtet wurde die Anbindung von einer Alphabet-Tochterfirma namens Taara. Hervorgegangen aus dem inzwischen eingestampften Unternehmen Loon, das entlegene Regionen mit Stratosphärenballons ans Internet anbinden wollte, arbeitet Taara mit dafür entwickelter Technik: Spezielle Laser sollten die großen Datenmengen zwischen den Ballons übertragen und kommen nun deutlich tiefer zum Einsatz. Wie Taara erläutert, überbrücken die Laser nun den Kongo, der die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo von Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo, trennt. Die Städte sind nicht einmal fünf Kilometer voneinander entfernt. Der Fluss sei aber ein zu großes Hindernis gewesen. Die Glasfaseranbindung an Kinshasa erfolge über einen Umweg von 400 Kilometern. Der Internetzugang in Kinshasa sei deshalb fünfmal teuer als in Brazzaville.
Im Prinzip funktioniert die nun am Kongo eingesetzte WOC-Technik (Wireless Optical Communications) wie die Glasfaserkabelgestütze, aber mit einigen Besonderheiten. Auf beiden Seiten des Flusses wurden demnach spezielle Terminals errichtet, zwischen denen die Laser aufgespannt werden. Um die Verbindung herzustellen, suchten die Terminals jeweils das Licht des anderen. Die Zuverlässigkeit wird dabei von verschiedenen Umweltfaktoren eingeschränkt, darunter Nebel, Dunst sowie Unterbrechungen durch Vögel und wie bei einem Test in Indien auch "neugierige Affen", erklärt Taara. Einige davon habe man durch die automatische Anpassung etwa der Stärke des Lasers überwinden können.
Menschen "die meiste Zeit" mit schnellem Internetzugang versorgen zu können, sei besser als Millionen ohne Internetzugang zu belassen, heißt es von Taara noch. Mit den oberirdischen Laseranbindungen könnten jeweils maximal etwa 20 Gbps übertragen werden, "genug für Tausende, die gleichzeitig Youtube gucken". Kinshasa gehört mit einer Bevölkerung von mehr als 10 Millionen Menschen aber zu den größten Städten Afrikas. Die Anbindung ist da nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Taara hat noch eine Weltkarte erstellt, auf der verzeichnet ist, wo die Sichtverhältnisse für 10 Kilometer lange Laseranbindungen ideal sind. Während es demnach in Europa nicht gut aussieht, dürfte es in Afrika, Südamerika und Südasien noch einige Orte geben, in denen die Technik zumindest helfen könnte.
(mho)