Personalengpässe: Jobcenter setzen bereits vielfach auf KI

Als Reaktion auf den demografischen Wandel hält die Regierung den Einsatz von KI zur Entlastung der Mitarbeiter in den Jobcentern für einen wesentlichen Hebel.

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Eine Flagge mit dem Logo der Agentur für Arbeit weht vor einem Bürogebäude.

KI ist in den Jobcentern bereits an einigen Stellen im Einsatz, wie die Bundesregierung mitteilt.

(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

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Die Bundesregierung hat Details über den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in Jobcentern enthüllt. Sie unterstütze generell die Anwendung der Technik "zur Optimierung von Prozessen in der Arbeits- und Sozialverwaltung", schreibt die Exekutive in ihrer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Als Reaktion auf den demografischen Wandel sei KI zur Entlastung der Mitarbeiter von Routinetätigkeiten in den Jobcentern "ein wesentlicher Hebel". Um drohenden Personalengpässen in den kommenden Jahren zu begegnen, identifiziere die übergeordnete Bundesagentur für Arbeit (BA) "schon heute Automatisierungspotenziale" und nutze KI-gestützte Prozesse.

Als Beispiel führt die Regierung das Projekt "Adest" an, in dem es um die "Übertragung von Stellenbeschreibungstexten in Stellenangebote" geht. Dabei würden mithilfe eines algorithmischen Entscheidungssystems Daten aus Job-Offerten in unstrukturierten Datei-Formaten wie E-Mail oder PDF extrahiert und automatisiert als Vorschlag eines entsprechenden Stellenangebots in das Vermittlungs-, Beratungs- und Informationssystem (VerBIS) der BA überführt.

Die Mitarbeiter erhielten ein vorausgefülltes Stellenangebot, erläutert das federführende Bundesarbeitsministerium. Dieses enthalte bereits "alle wesentlichen Attribute". Die Angestellten könnten sich so auf die inhaltliche Gestaltung konzentrieren. Sie müssten keine Kopier- und Übertragungsarbeiten des Freitextes in das IT-Verfahren VerBIS mehr übernehmen. Mitte 2023 hieß es, die BA sei in der Lage, mehrere hunderttausend Stellenangebote ohne menschliches Zutun ins Vermittlungssystem "reinzusaugen".

Auch hinter der Antragstrecke zum Einstiegsgeld nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II) über das Portal www.jobcenter.digital stecke Maschinenlernen, berichtet die Regierung. Damit würden aus online eingereichten Arbeitsverträgen Inhalte extrahiert und eine Dokumentenklassifikation vorgenommen. Die Mitarbeiter der Jobcenter erhielten so "eine Vor-Selektierung der Dokumente" und Auszüge der wesentlichen Inhalte, sodass eine detaillierte Sichtung aller eingereichten Unterlagen nicht mehr nötig sei.

Laut einer Übersicht der BA nutzt die Agentur mit dem Projekt KI ferner zum Erkennen von jährlich rund 150.000 Studienbescheinigungen für Kindergeldbewilligungen und von Betrugsversuchen. Man treibe mit der Technik prinzipiell medienbruchfreie Antragsprozesse sowie Selbstbedienungsangebote voran. KI liefere auch Entscheidungsvorschläge zur Leistungsbearbeitung.

Zudem befindet sich der Exekutive zufolge ein Voice-Bot in der Erprobung, der die Mitarbeiter in den Service-Centern entlasten könnte. Denkbar sei etwa, dass der digitale Assistent telefonische Anliegen der Bürger selbst löse. Anfragende wären dann auch in der Lage zu sehen, ob ihnen direkt auf der Online-Plattform geholfen werden kann. Auch für die Fachdienste der BA wie dem Ärztlichen Dienst und dem Berufspsychologischen Service bringt laut der Nürnberger Behörde eine KI-basierte Spracherkennung erhebliche Erleichterungen.

Dokumente wie Gutachten und Stellungnahmen mit umfangreichem Fachwortschatz, die bisher händisch geschrieben werden mussten, könnten jetzt automatisch ausgegeben werden.

"In den kommenden zehn Jahren werden uns rund 40 Prozent der Kolleginnen und Kollegen durch Altersabgänge und Fluktuation verlassen", hob BA-Chefin Andrea Nahles zum Digitaltag im Juni hervor. Digitalisierung sei daher nötig, "um unsere Dienstleistungen auch weiterhin in gleicher - oder noch besserer - Qualität anzubieten". Den Angestellten bleibe damit "mehr Zeit für die persönliche Beratung und individuelle Anliegen".

Die SPD-Politikerin hatte 2022 eine Automatisierungsoffensive ausgerufen. KI könne vor allem auch positive Veränderungen in der öffentlichen Verwaltung bewirken, ergänzte der IT-Beauftragte der BA, Stefan Latuski. Entscheidend dabei sei, "dass KI und Automatisierung Hand in Hand gehen" und menschenfreundlich gestaltet würden.

(nen)