Pixelpark kämpft ums Überleben

Pixelpark, einst einer der Stars am Neuen Markt, war zu Spitzenzeiten fast vier Milliarden Euro wert. Davon und von der derzeit noch 250 Mitarbeiter starken Belegschaft bleibt wohl nur wenig übrig.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christoph Sator
  • dpa

Am Anfang waren es drei Mann. Irgendwann im Frühjahr 1991 begannen Paulus Neef und zwei Freunde in einem Gartenhaus in Berlin-Wilmersdorf damit, CD-ROMs für Unternehmen zu entwickeln. Einige Jahre später war aus dem Drei-Mann-Betrieb ein Konzern mit 1200 Beschäftigten geworden: Pixelpark, einer der Stars am Neuen Markt, zu Spitzenzeiten fast vier Milliarden Euro wert. Übrig bleibt davon wohl nur wenig, in Deutschland vielleicht nur noch 40 Beschäftigte.

Eine Radikalkur soll dem schwer angeschlagenen Internet-Dienstleister jetzt das Überleben sichern. Von den derzeit noch 250 Mitarbeitern an den drei deutschen Standorten Berlin, Hamburg und Köln müssen mehr als 200 mit der Entlassung rechnen. Die Firmenzentrale in der Hauptstadt mit 125 Beschäftigten soll sogar ganz dicht gemacht werden. Firmensitz soll künftig Köln sein -- weil dort profitabler gearbeitet wird. So will es der Medienkonzern Bertelsmann, der bei Pixelpark mehr als 60 Prozent der Anteile hält.

Mit der Geduld der Bertelsmänner ist es vorbei. Am vergangenen Montag wurde Alleinvorstand Neef zum Rapport nach Gütersloh bestellt. Seit dem Abgang des früheren Bertelsmann-Chefs Thomas Middelhoff ist die Schonfrist für das einstige Vorzeigeunternehmen der New Economy endgültig abgelaufen. Zu neuen Finanzspritzen in Millionenhöhe -- auf die Rückzahlung eines 40-Millionen-Darlehens wurde dieses Jahr schon verzichtet -- ist Bertelsmann nicht mehr bereit.

Dabei hätte Pixelpark die Unterstützung dringend nötig. Nach dem Minus-Rekord von 86 Millionen Euro im vergangenen Jahr stecken die Berliner auch in diesem Jahr kräftig in den roten Zahlen. Genaueres soll erst Ende November bei Vorlage der neuen Quartalszahlen bekannt gegeben werden. Bis dahin lehnt Firmensprecherin Sabine Glich jeden Kommentar ab. "Es sind genügend Gerüchte über uns im Umlauf."

Auch zu den Entlassungsplänen will sie gar nichts sagen -- keine Bestätigung, aber auch kein Dementi. Entschiedenen Widerspruch gibt es nur zu den Spekulationen, dass Pixelpark kurz vor der Insolvenz steht. "Alles Gerede, was eine Insolvenz angeht, dementieren wir." Der Betriebsrat hat sich trotzdem auch schon auf eine Pixelpark-Pleite vorbereitet. "Wir haben alle Szenarien in Planspielen durchgespielt", sagt Betriebsratschef Markus Kempken.

Angesichts der Entlassungspläne ist die Stimmung in der Belegschaft natürlich auf dem Tiefpunkt. "Die meisten Kollegen sind in Panik", sagt Kempken. "Aber es gibt auch noch Leute, die in ihrem Kabäuschen sitzen und vor sich hinprogrammieren." Mangels Aufträgen haben jedoch längst nicht mehr alle zu tun.

Dabei gäbe es bei dem Internet-Dienstleister auch in eigener Sache noch einige Arbeit. Auf der eigenen Homepage wird als Vorsitzender des Aufsichtsrats immer noch der frühere Springer-Chef Jürgen Richter präsentiert, der schon am 8. November zurückgetreten ist. Seit diesem Tag gibt es auf der Pixelpark-Homepage keine neuen Einträge mehr. (Christoph Sator, dpa) / (jk)