Plan für gemeinsames UMTS-Netz findet in Österreich keine Anhänger

Die Hutchison-Whampoa-Tochter 3, der einzige reine UMTS-Netzbetreiber Österreichs, hat am heutigen Donnerstag, in Wien Pläne für Aufbau und Betrieb eines separaten UMTS/HSDPA-Netzes für die ländlichen Gebiete Österreichs vorgestellt.

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Die österreichische Hutchison-Whampoa-Tochter 3, der einzige reine UMTS-Netzbetreiber Österreichs, hat am heutigen Donnerstag, in Wien Pläne für Aufbau und Betrieb eines separaten UMTS/HSDPA-Netzes für die ländlichen Gebiete Österreichs vorgestellt. Dieses Netz, das von einer noch zu gründenden Firma (Arbeitstitel "Netco") errichtet und betrieben werden wird, sollen sich mehrere Konkurrenten teilen. 3 möchte auf diesem Weg mit geringerem finanziellen Aufwand flächendeckende 3G-Versorgung erreichen. Alle fünf 3G-Anbieter Österreichs sind verpflichtet, bis Jahresende 50 Prozent der Bevölkerung mit UMTS abzudecken. Die zweite Hälfte der Österreicher lebt auf vergleichsweise große Gebiete verstreut. Die Meinungen über die richtige Strategie zu deren Versorgung gehen auseinander, entsprechend hält sich die Begeisterung der Konkurrenten für eine gemeinsame Netco in Grenzen.

Als einziger Anbieter ohne 2G-Netz ist 3 derzeit auf nationales Roaming im GSM-Netz der Mobilkom angewiesen, um den eigenen Kunden Telefonie außerhalb des eigenen UMTS-Netzes zu ermöglichen. Deren Gespräche im fremden Netz kommen 3 teuer. Außerdem glaubt der Anbieter an ein alsbald blühendes Geschäft mit Multimedia-Diensten, wofür ein 3G-Vollausbau unerlässlich wäre. Doch in dünn besiedelten Gebieten rechnen sich fünf konkurrierende UMTS-Netze nicht. Die Kosten für einen Vollausbau (etwa 2.500 Standorte) belaufen sich laut 3 auf 300 bis 350 Millionen Euro; der Betrieb würde über die Restlaufzeit der UMTS-Lizenzen gerechnet (15 Jahre), zirka 800 weitere Millionen verschlingen. Den Planungen zufolge würde die Netco ungefähr zur Hälfte im Eigentum eines Risikokapitalgebers stehen. Die restlichen Anteile würden zu gleichen Teilen jene Mobilfunker halten, die das Land-Netz nutzen und Frequenzen zur Verfügung stellen würden. Die laufenden Kosten sollen alle Nutzer zu gleichen Teilen, unabhängig von Kundenzahl oder Nutzungsintensität, tragen. Auf diese Weise möchte 3, mit 240.000 Kunden kleinster Netzbetreiber in Österreich, das Netz-Teilen für die größeren Konkurrenten zusätzlich interessant machen. Potenzielle Venture-Kapitalgeber will 3 mit einer Zusage überzeugen: Machen keine Mitbewerber mit, öffnet 3 sein eigenes Netz für den Investor, wodurch dieser ausländischen Mobilfunkern einen flächendeckenden Dienst in Österreich offerieren kann.

Die Konkurrenz zeigt sich nicht interessiert. Marktführer Mobilkom hat sich entschieden, außerhalb der Ballungsräume EDGE zu installieren. Zusammengerechnet sollen UMTS und EDGE bereits zur Jahresmitte 95 Prozent der Einwohner erreichen. Die Mobilkom will daher bei der Netco nicht mitmachen. Auch tele.ring hat "null Interesse". "Wir haben unser GSM-Netz bereits mit Bedacht auf UMTS geplant", erklärte CEO Michael Krammer auf Anfrage von heise online, "Wir müssen bis zu einem Versorgungsgrad von zirka 85 Prozent keinen einzigen neuen Senderstandort bauen. Außerdem nutzen wir durch unsere Zusammenarbeit mit Alcatel bereits Synergien." Sowohl tele.ring als auch One haben den Netzbetrieb an Alcatel ausgelagert. Schließlich seien auch die Kostenschätzungen von 3 "sehr hoch". Bei Mobilkom und tele.ring glaubt man daher, dass 3 die Netco nur vorschlage, weil der Mutterkonzern Hutchison Whampoa den Geldhahn zudrehe. Florian Pollack, Unternehmenssprecher von One, sagte zu heise online: "Der Vorschlag von 3 ist an sich OK, aber er kommt um Jahre zu spät. Früher war echtes Network-Sharing rechtlicht nicht möglich, daher hat jeder seine eigene Rollout-Strategie entwickelt. Auf Grund der unterschiedlichen Netztopologien wären die finanziellen Vorteile aus so einer Kooperation gering." Ähnlich die Reaktion von T-Mobile Austria. Das Konzept sei zwar "grundsätzlich interessant", aber der eigene Ausbau schon zu weit fortgeschritten. Außerdem habe man wettbewerbsrechtliche Bedenken.

3-Chef Berthold Thoma lässt sich nicht irritieren: "Der worst case ist doch der, dass wir das Netz alleine nutzen und 50 Prozent der Kosten tragen. Das ist doch ein guter worst case." Der Aufbau wird auf Grund der langen Genehmigungsdauern für neue Senderstandorte zwei bis drei Jahre dauern. Dabei ist schon berücksichtigt, dass es Verträge zwischen alle Mobilfunk-Netzbetreibern gibt, die das gegenseitige Mitnutzen von Masten ermöglichen. In zwei Wochen will Thoma Vorschläge für Netzerrichtung und -betrieb von Alcatel, Ericsson, Huawei, Motorola, Nokia, Nortel und Siemens erhalten haben ("Request for Information"), im August soll eine verbindliche Ausschreibung abgeschlossen sein. Den Risikokapitalgeber sollen die Lieferanten tunlichst mitbringen. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)