Mobilkom Austria startet EDGE-Ausbau

Der österreichische Mobilfunk-Marktführer Mobilkom Austria hat mit der teilweisen Aufrüstung seines GSM&GPRS-Netzes mit dem schnellen Datendienst EDGE begonnen.

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Der österreichische Mobilfunk-Marktführer Mobilkom Austria hat mit der teilweisen Aufrüstung seines GSM&GPRS-Netzes mit EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution) begonnen. Dazu muss die Hardware in über 3.000 GSM-Basisstationen ausgetauscht werden. Mobilkom Austria will mit dem Datendienst, dessen Durchsatzraten etwa zwischen GPRS und UMTS liegen, sein bestehendes UMTS-Netz ergänzen. Auf diese Weise sollen bis Juni 2005 95 Prozent der Österreicher schnelle mobile Datendienste an ihrem Wohnsitz nutzen können; bislang werden mit UMTS rund 60 Prozent versorgt. Der UTMS-Ausbau soll zwar langsam aber doch weitergehen, Überlappungsbereiche von EDGE und UMTS werden aber die Ausnahme bleiben. Kunden des nationalen Roaming-Partners 3 werden das EDGE-Angebot nicht nutzen können, da dies nicht Teil des Roaming-Abkommens ist.

Diese Woche hat die kroatische Mobilkom-Tochter VIPnet ein UMTS-Netz mit aktuell gut 20 Prozent Netzabdeckung gestartet, EDGE wird bereits seit April 2004 angeboten. Die Gruppe der Netzbetreiber, die sowohl UMTS als auch EDGE anbieten, wird damit immer länger. Andere prominente Mitglieder sind TIM und Swisscom, auch Eurotel (Praha), Telenor, T-Mobile Ungarn, Pannon GSM sowie Orange in einigen Märkten dürften folgen. In Deutschland hat sich bislang kein Anbieter zu EDGE durchgerungen -- aufgrund hoher Datentarife sind Nutzung und Umsätze hier noch zu gering. Die Mobilkom konnte indes auch mit ihrer slowenischen Tochter si.mobil schon Erfahrung mit der EDGE-Technik sammeln, die UMTS-Lizenz war in dem Land einfach zu teuer. In Liechtenstein, wo der Telekom-Austria-Konzern ebenfalls ein Mobilfunknetz betreibt, wird derzeit mit der Regulierungsbehörde über die Details einer UMTS-Lizenz verhandelt.

In Österreich verspricht das Unternehmen Übertragungsgeschwindigkeiten von rund 200 kBit/s beim Empfang und etwa 100 kBit/s beim Versand von Daten im EDGE-Netzbereich. Zum Vergleich: Via UMTS lassen sich zurzeit bis zu 384 kBit/s empfangen 64 kBit/s versenden. Unter dem Markennamen "UMTS PLUS" sollen Dank EDGE auch Videostreaming und Videotelefonie über das GSM-Netz möglich werden, das erklärte Ziel ist eine flächendeckende Versorgung mit schnellen Datendiensten. Vor allem die Salzburger Kunden werden sich freuen, denn aufgrund lokalpolitischer Widerstände gegen neue Basisstationen hat in dem Bundesland bislang kein Netzbetreiber ein UMTS-Netz errichten können. "EDGE ist eine sehr intelligente Methode, diesem Problem auszuweichen", so Generaldirektor Boris Nemsic. Die Datenpakete zu 500 und 1.000 MByte monatlich haben ihm österreichweit bereits über 10.000 Kunden gebracht. "Von Juni bis Dezember hat sich der Datenverkehr verdreifacht, bereits über die Hälfte wird im UMTS-Netz abgewickelt", freut sich Nemsic.

Im August 2000 hatte Mobilkom Austria als erster Netzbetreiber weltweit ein flächendeckendes GPRS-Netz gestartet; Lieferanten waren Motorola (etwa 60 Prozent) und Austria Telecommunication (Nokia-Hardware, etwa 40 Prozent). GPRS-Handys waren im Jahr 2000 derart Mangelware, dass die ersten 100 Geräte (Motorola Timeport P7389i) online versteigert wurden. Die von Motorola gestellte GPRS-Infrastruktur wurde vergangenes Jahr aktualisiert und bietet seither die Datenübertragung in den GPRS-Coding Schemes 3 und 4, was bei acht gebündelten Kanälen theoretisch bis zu 171,2 kBit/s (21,4 kBit/s pro Kanal) ermöglicht. Auch die EDGE-Hardware wird von Motorola und Nokia geliefert, das Investitionsvolumen in die Technologie wollte Mobilkom Austria aber nicht verraten. (Daniel AJ Sokolov) / (rop)