Plattform für kleinere Kinos: Kunden digital erreichen

Wie können Kinos die Zukunft meistern? Während die einen auf ein ausgesuchtes Programm und Events setzen, zielen andere aufs Digitale und Datenerfassung.

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(Bild: Liu zishan/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Ralf Holl nennt es "eine Art Amazon für Kinobetreiber". Ziel des Vorstandschefs der Genossenschaft Kinomarkt Deutschland ist es, eine Online-Plattform für kleinere und mittelständische Kinobetreiber aufzubauen, die das Kassensystem, die Webseite und den Vertrieb von Tickets sowie Merchandise-Artikeln vereint. Das Kino habe bisher seine Kundschaft digital nicht erreicht, erklärte der Betreiber eines Lichtspielhauses in Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis. Zwar würden bereits seit Jahren Online-Tickets verkauft, allerdings über externe Dienstleister.

Mit dem neuen System sollen mehr Umsätze generiert und Kunden gezielter angesprochen werden. "Wer Kulturfilme mag, bekommt auf der Startseite der Kino-Website hauptsächlich solche neuen Werke vorgeschlagen", schilderte Holl. Auch regionale Vermarktung etwa über soziale Medien sei so möglich. Welcher Kunde sich Tickets für welchen Film kaufe oder wer sich einen Trailer auf der Homepage ansehe, werde über eine Endgerätenummer ersichtlich, nicht über Klarnamen. "Wir werden die Kundendaten zu keinem Zeitpunkt verkaufen", versicherte Holl. Das System sei datenschutzkonform.

Wenn es nach Holl geht, sollen sich gerade kleinere und mittelgroße Filmhäuser für sein System interessieren, um mehr Menschen vom Sofa in den Kinosessel zu bewegen. Und weg von den Streamingdiensten.

Holl will die Genossenschaftsmitglieder auch auf anderen Wegen wappnen. So soll es künftig Ticketpakete in Handelsketten geben. "Dass es Kino-Tickets nur im Kino gibt, ist ein Anachronismus, den wir uns nicht mehr leisten können", meinte Holl. Die Eintrittskarte für einen Arthouse-Film müsse auch in jeder guten Buchhandlung verfügbar sein, findet Holl.

Die Genossenschaft Kinomarkt Deutschland hat laut Holl derzeit 120 Mitglieder. Jedes Mitglied zahle einen einmaligen Genossenschaftsanteil von 1000 Euro und eine monatliche Gebühr von fünf Euro pro Standort. Macht die Genossenschaft Gewinne, erhalten die Mitglieder eine entsprechende Dividende, zudem gingen 70 Prozent der über das neue System generierten Einnahmen zurück an das jeweilige Kino, von dem die Kundendaten stammten. "So würden erstmals Kinobetreiber mit Kundendaten Geld verdienen", sagte Holl.

Er selbst nutzt die Plattform für sein Kino in Nastätten bereits in einer Beta-Version. Ab Anfang Dezember sollen sich dann auch Kunden registrieren können und ihre Daten erfasst werden. Ab Februar ist der deutschlandweite Start des neuen Systems geplant.

(mho)