PlayStation 2 als Linux-Rechner

Das auf der CeBIT vorgestellte Linux-Kit für die PlayStation 2 soll in Europa ab dem 22. Mai für 249 Euro erhältlich sein.

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Sony Computer Entertainment will das Linux-Kit für die PlayStation 2 in Europa am 22. Mai für 249 Euro veröffentlichen. Hierzulande müssen sich die Linux-Enthusiasten allerdings noch bis zum Herbst gedulden, da Sony momentan noch nach einem deutschen Vertriebspartner sucht. Wer nicht warten will, kann sein Kit auch in Großbritannien bestellen. Dazu trägt man sich auf der englischen PlayStation-2-Linux-Webseite auf einer Mailing-Liste ein und wird benachrichtigt, sobald der Vorverkauf beginnt. Im ersten Monat sollen nur 2.500 Kits für Europa erhältlich sein. Sony will entsprechend der Nachfrage jedoch genügend nachliefern.

Das Linux-Kit besteht aus zwei DVDs, einer 40 GByte großen Festplatte, einem 100-MBit-Ethernet-Anschluss, einer äußerst kleinen USB-Maus und recht ordentlichen Tastatur sowie einem VGA-Kabel für Computermonitore. Unterstützt werden Auflösungen bis 1280 × 1024 bei 75 Hz. Allerdings muss der Monitor "Sync on Green" können. PlayStation-2-Spiele kann man aber nicht über Computer-Monitore spielen, da diese die nötigen VESA-Modi nicht unterstützen. Die Grafikausgabe lässt sich aber auch für NTSC- und PAL-Fernseher konfigurieren.

Das Linux-Kit ist nicht als Wohnzimmer-Computer gedacht, bei dem der Anwender nur das Gerät einschalten muss und auf Knopfdruck im Web surfen und E-Mails verschicken kann. Es richtet sich eindeutig an versierte Linux-Anwender und solche, die es werden wollen. Zwar liefert Sony in dem Kit unter anderem die schon etwas veraltete grafische Benutzeroberfläche KDE 1.1.2, einen Web-Browser (KFM 1.1.67.2.21) und E-Mail-Client mit, diese müssen jedoch von Hand alle installiert und konfiguriert werden. Wer neuere KDE-Versionen verwenden will, sollte vorher sichergehen, dass sie mit dem mageren Hauptspeicher der PS2 von nur 32 MByte RAM auch laufen. Das Linux beruht auf der Distribution von Kondara MNU/Linux und verwendet den Kernel 2.2.1. Eine Liste aller mitgelieferten Pakete findet man hier.

Der 2,1 MByte große Kernel (Version 2.2.1) bootet nur von einer Memory-Card, nachdem die DVD mit den Runtime-Libraries die Hardware-Schnittstellen eingerichtet hat. Die Festplatte ist nicht bootfähig. Alles in allem dauert es 75 Sekunden vom Einschalten der PS2 bis zum ersten User-Login. Wer will, kann neue Kernel auch selbst kompilieren.

Ärgerlich sind die engen Beschränkungen, die Sony aus Kopierschutzgründen eingebaut hat. So wurden die Spezifikationen des I/O-Port in den englischsprachigen Handbuch-PDF-Dateien ausgespart. Mit dem DVD-Laufwerk kann man weder normale CD-ROMs noch Audio-CDs, Film-DVDs oder gar selbst gebrannte Medien lesen -- nur die beiden Linux-DVDs werden erkannt. PlayStation-2-Spiele laufen ebenfalls nicht unter Linux. Externe Laufwerke lassen sich lediglich am USB-Port betreiben. Den FireWire-Anschluss kann man hierfür nicht verwenden.

Wer Linux-Programme für den PC auf der PlayStation 2 laufen lassen will, muss diese erst für den MIPS-Prozessor kompilieren. OpenGL-Anwendungen müssen speziell auf das mitgelieferte PS2-GL angepasst werden, da sonst die Vector-Units der PlayStation 2 brach liegen und die Grafik nur sehr langsam läuft.

Sony will übrigens bis Ende des Jahres noch ein separates Online-Kit in Deutschland veröffentlichen, das den Ethernet-Anschluss und die Festplatte des Linux-Kits enthält. Offiziell kann man die Linux-Festplatte nicht für Sonys Online-Dienste nutzen, da hierfür ein anderes File-System benötigt wird. Obwohl die Lösung von Sony nicht unterstützt wird, soll es jedoch möglich sein, die Linux-Festplatte entsprechend zu partitionieren, sodass man sie auch für die Online-Spiele nutzen kann. (hag)