Playstation 5 Pro für 800 Euro: Was hat sich Sony dabei gedacht?

Die Playstation 5 Pro schockt mit einem Preis von 800 Euro – und das ohne Laufwerk und Ständer. c't 3003 hat alle bisherigen Infos zusammengetragen.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Will man eine Playstation 5 Pro mit Disc-Laufwerk und Ständer kaufen, muss man 950 Euro ausgeben: Das ist zwar immer noch etwas weniger als ein vergleichbar ausgestatteter Gaming-PC, aber für eine Spielkonsole dennoch extrem teuer. Was man für das Geld geboten bekommt, zeigt c't 3003.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, da steht eine Zahl auf dem Bildschirm: 799. Ja, und das ist der Europreis für die PS5 Pro, Sonys neue Spielkonsole. Und dieser Preis ist, kann ich nicht anders sagen, eine Provokation. Guckt mal, das waren die Konsolen-Durchschnittspreise der letzten Jahre – und 800 Euro, das ist einfach heftig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass vor vier Jahren die 500 Euro für die Ur-PS5 von vielen schon als teuer empfunden wurden. So, und jetzt kommt noch der Hammer: Für die 800 Euro für die PS5 Pro bekommt man kein Laufwerk dazu und keinen Standfuß. What? Ok, dann muss die PS5 Pro ja wohl ultradolle Funktionen haben? Ja, welche genau klären wir in diesem Video, auf den Punkt und ohne viel Gelaber. Bleibt dran!

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So, ok, nach Monaten der Gerüchte hat Sony jetzt in einem 9-minütigen Livestream die PS5 Pro angekündigt. Am überraschendsten war ganz klar der Preis, ja, eben 799 Euro ohne Laufwerk und Standfuß, beides gabs bei der Grundversion der PS5 noch dazu, damals für 499 Euro. Will man also die PS5 Pro mit Laufwerk und Standfuß, kostet das 950 Euro.

Und falls jetzt jemand kommt mit, böh, wer braucht denn 2024 noch Discs, benutzt doch auf PCs auch niemand mehr: Nur ein Beispiel, der Sony-Firstparty-Titel Spiderman 2 kostet im Playstation-Online-Store 79,99 Euro, die Disc-Version kriegt man im freien Handel ab 45 Euro. Kleiner Unterschied, oder? Außerdem kann man Disc-Versionen auch gebraucht kaufen und verkaufen, das geht digital nicht.

Also, den Teuer-Aspekt haben wir jetzt ausreichend dargelegt, deshalb jetzt ganz wichtig: Was kann das Ding? Ja, da kann man Sonys Marketingversprechen so zusammenfassen: Mit der PS5 Pro kann man den qualitativ hochwertigsten Grafikmodus, den die PS5 nur mit 30fps schafft, mit 60 fps spielen, also ruckelfreier. Es ist ja inzwischen bei den meisten Spielen so, dass man einstellen kann, ob man zuverlässige 60 fps haben will (das heißt oft "Perfomance-Mode") oder halt bestmögliche Qualität mit Raytracing und allem Schnick und Schnack, das dann aber nur mit 30 fps (Fidelity-Modus). Das Versprechen ist nun: Fidelity-Modus mit 60 fps.

Das war auch die tatsächlich der meiner Meinung nach interessanteste Aussage aus der Präsentation von Playstation-Chefentwickler Mark Cerny: Dass laut Sonys Daten drei Viertel der Spielerinnen und Spieler den Performance-Modus benutzen, also dass denen flüssige 60 fps wichtiger sind als beste Bildqualität. Und noch außergewöhnlicher: Dass Cerny sogar ganz klar sagt, dass 30 fps "choppy" seien, also ruckelig. Nachdem die ganze Videospiele-Industrie jahrzehntelang behauptet hat, 30 fps sind total ausreichend. Und, nee, 30 fps nerven einfach – das ist übrigens der Grund, warum ich zum Beispiel Bloodborne nie gespielt habe: Solange es keinen 60-fps-Modus gibt, fasse ich das nicht an.

Bevor wir jetzt zu den harten Hardwarefakten kommen, nochmal ein paar Dinge, die ich erstaunlich fand bei der Sony-Präsentation:

1. Das Virtual-Reality-Headset PSVR2 wurde mit KEINEM Wort erwähnt, obwohl mehr Leistung gerade für VR sehr brauchbar wäre. Man kann daraus also leider ableiten: Die PSVR2 ist für Sony nicht mehr wahnsinnig relevant, große neue Spieletitel würde ich nicht erwarten. Gegenüber CNET sagte Mark Cerny zumindest, dass die Hardware-Verbesserungen bessere PSVR2-Grafikqualität ermöglichen und auch das KI-Upscaling auf der PSVR2 funktionieren wird. Ja, gut, konkret geht anders.

2. Es gab generell keine Spielankündigung für irgendeinen einen neuen Titel, der die PS5 Pro nun irgendwie besonders toll ausnutzen würde.

3. Es wurden in der Präsentation nur die PS5-Pro-Verbesserungen alter Spiele gezeigt – und wenn ich ehrlich bin, konnte ich an vielen Stellen gar nicht wirklich eine Verbesserung sehen, aber ok, das könnte auch an der YouTube-Videokompression gelegen haben. Aber ganz klar: Ich war jetzt nicht so: Woah, krass, wie viel besser das aussieht, sondern nur so, hmm, ja, ok, bisschen ruckelfreier.

Ja, und das liegt vermutlich auch an der Hardware, die nämlich jetzt nicht extrem viel besser geworden ist:

Laut Sony wurde vor allem an der Grafikeinheit geschraubt. Die hat laut offiziellen Angaben jetzt 67 % mehr Compute-Units und 28 % schnelleren GDDR6-Speicher. Zusammen bringt das 45 % mehr Geschwindigkeit. Also das sind die Marketingangaben.

Traut man den diversen Leaks, kommen da folgende technische Daten bei raus – das ist aber, wie gesagt, kein Sony-Datenblatt, sondern das sind aus Leaks zusammengepuzzelte Daten.

Interessant ist, dass auch die Architektur upgegradet wurde, also statt AMDs RDNA 2 gibt es jetzt einen Mix aus RDNA 3 und RDNA 4. Damit sollen vor allem Raytracing-Berechnungen besser laufen. Die Gesamttransferrate des schnellen Speichers soll von 448 auf 576 GByte/s steigen, das ist schon recht amtlich.

Die CPU bleibt so ziemlich gleich, die CPU-Kerne bleiben auch auf dem technischen Niveau der Ryzen-3000-Prozessoren mit Zen-2-Architektur. Das ist jetzt allerdings nicht sooo problematisch, da bei aktuellen Konsolen praktisch immer die GPU limitiert. Einen kleinen Boost soll es durch bis zu 350 MHz mehr Taktfrequenz geben. Unbekannt ist, in welchem Fertigungsprozess der neue PS5-Pro-Prozessor vom Band läuft. Außerdem verbessert: Standardmäßig kriegt die PS5 Pro 2 TByte SSD-Speicher statt 825 GByte wie bei der PS5.

Ansonsten gibt es noch eine konkrete Verbesserung; und zwar eine KI-Einheit, die das neue Upscaling Playstation Spectral Super Resolution (PSSR) unterstützt – im Bestfall vergleichbar mit Nvidias Deep Learning Super Sampling (DLSS) oder halt FSR 3.0 von AMD. Kurze Erklärung dazu: Mit dieser Technik kann die Grafikeinheit Bilder in einer geringeren Auflösung berechnen, die dann mit KI-Hilfe auf eine höhere Auflösung hochskaliert wird – im besten Fall sieht das genauso gut aus als wäre die Grafik von vornherein in der Zielauflösung berechnet worden. Der Vorteil ist, dass die Grafikeinheit entlastet, eben weil es nicht so viel Pixel berechnen muss, und dadurch steigt die Bildrate, das Bild wird also flüssiger. Das hat auf jeden Fall Gamechanger-Potenzial – aber darüber wissen wir bislang leider so gut wie gar nichts Konkretes.

Also ich mag Playstation-Konsolen und ich hatte in meinem Leben jede einzelne, die Sony in den letzten Jahren rausgebracht hat – aber bei der PS5 Pro, ja, da bin ich wirklich noch nicht überzeugt, das könnte sein, dass das die Einzige ist, die ich mir nicht unter den Fernseher stelle. Zwei Monate Zeit ist ja noch bis zum Start, am 7. November soll sie rauskommen. Vielleicht zaubert Sony ja noch etwas Überzeugendes aus dem Hut. Aber die Aussicht darauf, dass ich alte Spiele, von denen ich viel längst durchgespielt habe, in etwas besserer Bildqualität und Bildrate zu sehen, ja, gut, hmm, also dafür gebe ich keine 800 bzw. sogar 950 Euro aus. Was man allerdings zur Ehrenrettung Sonys sagen muss: Ein vergleichbarer Komplett-PC, also das wäre dann so ungefähr ein Rechner mit einer AMD-Radeon-7700-XT-Grafikkarte – und alleine die Grafikkarte kostet halt 400 Euro. Das heißt, ein vergleichbar schneller PC würde definitiv mehr kosten. Gut, allerdings kann der PC dann natürlich auch mehr; dafür ist eine Spielkonsole unkomplizierter und hat Exklusivtitel; also alles Abwägungssache, aber klar ist trotzdem: Die PS5 Pro ist für eine Spielkonsole extrem teuer. Oder seht ihr das anders? Gerne in die Kommentare schreiben und kommentieren, wir lesen alles. Tschüss!


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(jkj)