Podcast: Digitale Gesundheitsdaten fĂĽr alle? Die ePA im Sicherheitscheck
Diese Woche in "Frauen und Technik": Warum die elektronische Patientenakte nicht hält, was sie verspricht – und warum das gefährlich sein kann.
- Svea Eckert
- Eva Wolfangel
Datenschutz gegen Fortschritt – dieser Gegensatz wird häufig bemüht, wenn es um die elektronische Patientenakte (ePA) geht. Doch was, wenn beides möglich wäre – nur nicht so, wie die ePA derzeit gestaltet ist? Darüber sprechen Eva Wolfangel und Svea Eckert in der neuen Folge von "Frauen und Technik" mit der IT-Expertin Bianca Kastl.
Im Vorfeld des jährlichen CCC-Kongresses hatten Bianca Kastl, die selbst in der Digitalisierung im öffentlichen Gesundheitswesen arbeitet, und Martin Tschirsich schwerwiegende Sicherheitslücken in der ePA aufgedeckt. Ihr Fazit: "Das System war so gebaut, dass man mit etwas Know-how und den richtigen Geräten theoretisch auf alle Patientenakten in Deutschland hätte zugreifen können."
(Bild:Â privat)
In diesen Tagen soll die elektronische Patientenakte schrittweise deutschlandweit ausgerollt werden. Jedem, der nicht bei seiner Krankenkasse “Opt-out” angegeben hat, wird automatisch bei seinem Hausarzt eine Patientenakte angelegt. Dort sollen dann alle Informationen zusammengeführt und gespeichert werden, sodass etwa Fach- oder Notärzte auf Diagnosen oder Laborergebnisse unkompliziert zugreifen können.
Doch trotz der öffentlichen Kritik nach dem CCC-Jahreskongress seien die entdeckten Lücken nicht grundlegend behoben, sondern lediglich erschwert ausnutzbar gemacht worden. "Es wurde ein Pflaster draufgeklebt – das ist kein echter Fix“, sagt Kastl. Besonders problematisch sei, dass die Fehlerkultur hinter dem System intransparent sei und Sicherheitsprobleme nicht öffentlich benannt oder sauber bewertet würden, kritisiert die IT-Expertin.
Im Gespräch wird deutlich: Es geht nicht um Technikfeindlichkeit, sondern um saubere Umsetzung. Kastl betont: "Gerade wer Menschen helfen will, muss präzise arbeiten."
Auch der Nutzen für Forschung wird kritisch betrachtet. Zwar ließen sich mit großen Datenmengen neue medizinische Erkenntnisse gewinnen – doch nicht, wenn wichtige Kontextinformationen fehlen würden oder Menschen durch unzureichenden Datenschutz abgeschreckt werden.
Der Vorschlag: Forschung ja – aber mit Techniken, die die Daten dezentral bei den Menschen lassen und sie besser einbeziehen. Denn, so Kastl: "Man braucht keine zentrale Datensammlung, sondern digitale Lösungen, die fair und privacyfreundlich sind".
"Frauen und Technik" erscheint jeden Mittwoch ĂĽberall, wo es Podcasts gibt. Svea Eckert und Eva Wolfangel diskutieren ein Tech-Thema oder treffen inspirierende Frauen aus und rund um die Tech-Welt.
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(vza)