Pokémon Go: Raid-Kämpfe für (fast) alle

In Raids bekämpfen mehrere Spieler gemeinsam ein seltenes Pokémon, um es danach – mit etwas Glück – einzusacken. Inzwischen ist neue Feature für Spieler ab Level 20 freigeschaltet. Das neue Arena-System findet aber nicht nur Zuspruch.

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Pokémon Go: Raid-Kämpfe für (fast) alle
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Gerald Himmelein
Inhaltsverzeichnis

Erst am vergangenen Donnerstag hat Niantic das Smartphone-Spiel Pokémon Go wesentlich umgebaut: Auf die Abschaltung des bisherigen Arena-Systems folgte ein umfassendes App-Update. Einer der reizvollsten Teile des neuen Systems sind Raids: Hier treten bis zu 20 Spieler in der Arena gemeinsam gegen einen meist übermächtigen Bossgegner an. Hat man dieses Pokémon im Kampf besiegt, darf man in einer Bonus-Runde versuchen, es einzufangen.

Zuerst standen Raid-Kämpfe nur für Spieler ab Level 35 zur Auswahl, am Montag hat Niantic das Minimum auf Level 20 gesenkt. Damit finden auch solche Spieler wieder Anschluss, die seit dem letzten Sommer nicht mehr mitgespielt haben. Raids finden in bestehenden Arenen statt, deren Zahl sich vergangene Woche massiv vergrößert hat.

Aufregende Raids in Ihrer Nähe.

Benachrichtigungen innerhalb des Spiels weisen auf bevorstehende Raids her, der neue Raid-Karteireiter des "In-der-Nähe"-Panels führt eine Liste der in der Nähe stattfindenden Raids auf sowie deren Startzeit. Raids starten zwischen 9 und 21 Uhr Ortszeit.

Zwei Stunden vor einem Raid materialisiert sich auf der Arena ein großes Ei, über dem ein Countdown verkündet, in wievielen Minuten der Raid-Boss schlüpft. Nach Ablauf des Countdowns schlüpft das Ei und Spieler haben eine Stunde Zeit, um gegen den Boss anzutreten. Ein weiterer Countdown zeigt an, wie viel Zeit noch noch zum Fangen bleibt. Solange in der Arena ein Raid stattfindet, lasse sich dort weder normale Kämpfe führen noch Pokémon unterstellen.

Für Raid-Kämpfe gibt es vier Stufen: Raid-Bosse der ersten beiden Stufen kann ein fortgeschrittener Spieler alleine besiegen. Bei Raids der vierten Stufe muss sich hingegen eine Gruppe Spieler mit möglichst mächtigen Angreifern zusammentun, um das Raid-Pokémon zu besiegen. An der Farbe des Boss-Eis lässt sich dessen Stufe erkennen: Stufe 1 und 2 stecken in pinken Eiern, Stufe 3 und 4 schlüpfen aus gelben Eiern.

Jeder Raid kostet einen Pass.

Hierfür löst man einen Raid-Pass ein und trifft die Mitstreiter dann in der Arena-Lobby. Jeden Tag können Spieler einen kostenlosen Raid-Pass erhalten, indem sie eine Arena besuchen und dort die Photo-Disc drehen. Spieler können stets nur einen Gratis-Pass gleichzeitig mitführen. Zusätzliche Premium-Pässe kosten 100 Coins im spielinternen Shop, was etwa 1 Euro entspricht.

Bei Raids können auch Spieler unterschiedlicher Teams zusammenkämpfen. Erst bei der Verteilung der Belohnungen geht man wieder getrennte Wege: Pokémon Go vergibt zusätzliche Items für das Mehrheits-Team und für Mitgliedder des Teams, das die Arena derzeit besetzt hat.

Bei den Arena-Bossen handelt es sich meistens um seltene Pokémon, deren WP (Wettkampfpunkte) auf ein Vielfaches hochschnellt. Ein Despotar steigt locker mit 25000 WP in die Ringmitte. Zum Besiegen bleiben 176 Sekunden – gegenüber den 99 Sekunden bei einem normalen Arenakampf.

Besiegen die Angreifer den Boss vor Ablauf der Zeit, schrumpft er zusammen und seine WP fallen auf normale Dimensionen, bei Despotar sind das ca. 2100 WP. Nach dem Sieg erhalten alle Beteiligten ihre Belohnungen: Neben Belebern gehören dazu auch spezielle Bonus-Items wie Trainingsgeräte, Sonderbonbons und Goldene Himmihbeeren sowie 3000 Erfahrungspunkte.

Darüber hinaus erhalten Sie ein Ration an Premium-Pokébällen, mit denen Sie im Zuge der folgenden "Bonus-Herausforderung" das besiegte Pokémon einfangen können. Dies ist oft alles andere als einfach; Sie können den Boss aber mit Beeren zu besänftigen versuchen. Nach Ende des Kampfes ist die Arena bis zum Ablauf des Raid-Timers für alle weiteren Interaktionen gesperrt.

Netto ist seit der Umstellung der Arenen die Hälfte des Spieles neu. Das freut Spieler, die den bisherigen Status Quo satt hatten. Wer hingegen das alte System optimal auszunutzen gelernt hatte, ist mit den neuen Bedingungen eher unzufrieden.

Bisher konnten ambitionierte Spieler alle 21 Stunden bis zu 100 Coins "verdienen", indem sie ihre mächtigsten Pokémon in zehn Arenen unterbrachten. Jetzt werden 10 Minuten in einer Arena mit einem Coin belohnt; maximal erhalten Spieler pro Tag 50 Coins. Und selbst diese fließen erst, wenn das Pokémon aus der Arena geflogen ist, weil ein gegnerischer Spieler die Arena übernommen hat.

Das verärgert einige fortgeschrittene Spieler, die täglich viel Zeit in die Arena-Eroberung investieren konnten. Gelegenheitsspieler haben hingegen endlich auch eine Chance auf Coins. Die 50-Coins-Grenze wird allerdings überwiegend als Versuch gesehen, Free-to-Play-Spieler zum Geldausgeben zu bewegen.

Ein Pokékindergarten.

Ebenfalls neu: Vormals bewährte es sich, Pokémon so hoch wie möglich zu züchten, wobei 3000 WP als Minimum galten. Power-Spieler verfütterten die gesammelten Bonbons an immer dieselben sechs Monster: Dragoran, Garados, Heiteira, Relaxo, Rizeros und Tyranitar, die dann alle 10 Ränge der Arenen vollstopften.

Jetzt haben Arenen nur noch 6 Ränge, in denen jeweils nur ein Pokémon desselben Typs vorkommen darf. Diese erzwungene Vielfalt macht aber auch kreativ: So finden sich immer mal wieder thematisch aufeinander abgestimmte Arenen, etwa eine mit allen Baby-Pokémon (siehe Bild) oder ausschließlich pinken Viechern.

In einer Arena deponierte Pokémon verlieren jetzt mit der Zeit an Motivation. Dabei sinken ihre WP schrittweise bis zu einem Mindestwert, auf dem sie leicht zu besiegen sind. Mächtige Monster mit mehr als 3000 WP verlieren ihre Motivation schneller und stärker als Pokémon unterhalb dieses Schwellenwerts. Diese neue Regel kommt abermals Gelegenheitsspielern entgegen, die in den kalten Monaten keine Superkämpfer hochpäppeln konnten.

Pokémon Go sieht aber auch Methoden vor, um die Motivationskrise der Verteidiger zu kompensieren – indem man sie mit Beeren füttert. Die drei Standard-Beerentypen (Sanana-, Nanab-, Himmihbeere) stellen die Motivation schrittweise wieder her; goldene Himmihbeeren frischen das Pokémon vollständig wieder auf. Auf diesem Weg kann man auch die eigene Arena verteidigen: Füttert man die Verteidiger während des feindlichen Angriffs, verlieren sie weniger WP und behaupten sich womöglich mit Erfolg gegen die Angreifer.