Politische Gamescom-Debatte: Mehr Spiele für den Unterricht
Auf der Gamescom fordern Politiker mehr Videospiele im Schulunterricht. Auch die Corona-App hätte von Gamification profitieren können, meinen die Grünen.
Bei der politischen Diskussionsrunde "Debatt(l)e Royale" im Rahmen der Gamescom forderten die Parteivertreter den verstärkten Einsatz von Videospielen im Schulunterricht. "Games können einen wirklichen Beitrag zum Lernen leisten", sagte Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. "Die Begeisterung fürs Lernen in der App ist höher." Er glaube auch, dass die Corona-Warnapp mit Gamification-Elementen verbessert werden könnte.
Damit sind aus dem Game-Design entliehene Elemente gemeint, die für zusätzliche Motivation sorgen sollen – etwa Herausforderungen, Belohnungen und Punktesysteme, die Erfolge und Fortschritt signalisieren. Die Möglichkeit, Anwendungen wie die Corona-Warnapp durch solche spielerischen Elemente zu ergänzen, hatte bereits der Branchenverband Game im Vorfeld der Gamescom betont. Beispielsweise könnten Nutzerinnen und Nutzer dafür belohnt werden, regelmäßig die App zu prüfen und Testergebnisse einzutragen.
Digitalisierung und Bildung
Die Digitalisierung der Bildung gehörte zu den prominentesten Themen der jährlich stattfindenden Gamescom-Debatte, die von den Influencern LeFloid und Tinkerleo modertiert wurde und mit einem Wahlaufruf zur bevorstehenden Bundestagswahl startete. An der Diskussion beteiligten sich Vertreter der CDU, SPD, FDP, der Grünen und der Linken. Die AFD hatten die Veranstalter erneut nicht eingeladen.
Kritik an der amtierenden Bundesregierung kam von FDP-Mann Volker Wissing: "Digitalisierung ist mehr als ein Breitbandanschluss. Wir haben dieses Thema bisher verschlafen." Insbesondere seien Lehrkräfte nicht ausreichend auf das Lehren im Home Office vorbereitet worden, sagte Wissing. Er wünsche sich für die Zukunft ein flächendeckendes digitales Lehrangebot, das nach der Corona-Zeit auch bei ausfallenden Unterrichtsstunden zum Einsatz kommen könnte.
Auch die SPD sieht in der digitalen Bildung Chancen, für über die Corona-Zeit hinausgehen. "Ich halte es für Quatsch, dass man es nach Corona mit der Digitalisierung wieder zurückdrehen sollte", sagte Generalsekretär Lars Klingbeil. Die im Rahmen des "Digitalpakt Schule" bereitgestellten Fördermittel in Höhe von 6,5 Milliarden Euro bezeichnete er als "guten Anfang".
Insbesondere für Serious Games müsse mehr investiert werden, sagte Michael Kellner von den Grünen. Er forderte dafür "zusätzliche Stränge" für die Games-Förderung der Bundesregierung, die bis 2024 jährlich 50 Millionen Euro in die deutsche Spielebranche stecken will. Serious Games sind Videospiele, die abseits der Unterhaltung etwa in der Gesundheitsförderung oder der Bildung eingesetzt werden können. Die Spieleförderung der Bundesregierung unterscheidet derzeit nicht explizit zwischen traditionellen Spielen und Serious Games.
E-Sport noch immer nicht gemeinnützig
Dass E-Sport mit anderen Sportarten gleichgestellt werden soll, stand im Koalitionsvertrag. Doch das ist nicht passiert: Einen Vorstoß aus dem vergangenen Jahr, zumindest "elektronische Sportsimulationen" wie "FIFA" oder "F1" als Sport und damit als gemeinnützig anzuerkennen, lehnte das Bundesinnenministerium im Mai ab. "Das haben wir gemeinsam als Koalition nicht hinbekommen", gestand SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil bei der Gamescom-Debatte ein.
Zwar habe sich der gesellschaftliche Stellenwert des E-Sports in den vergangenen Jahren verbessert, die fehlende gesetzliche Regelung sei aber unbefriedigend. Koalitionspartner Stefan Hennewig sieht die Schuld daran auch bei den Sportverbänden. Der Deutsche Olympische Sportbund hatte sich geweigert, E-Sport als Sportart aufzunehmen, was zu einer automatischen Gleichstellung ohne Gesetzesänderungen gesorgt hätte. Er selbst hätte E-Sport dagegen gerne auch bei Olympia gesehen. Die Anerkennung von E-Sports als gemeinnützlich würde unter anderem mit Steuervorteilen für Vereine einhergehen.
(dahe)